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Polgara die Zauberin

Polgara die Zauberin

Titel: Polgara die Zauberin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Eddings
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Punkte von vielen Eurer Bittschriften einfach untergehen, wenn Ihr sie dem Thron laut vortragt, meine Herren. Und das, was Ihr zu sagen habt verdient wahrlich ein besseres Schicksal. Sobald jener gute Korporal mit dem Korb zurückkommt, wird er durch Eure Reihen gehen, und Ihr könnt Eure Petitionen hineinlegen. Auf diese Weise werdet Ihr in der Lage sein, mit Euren Geschäften fortzufahren, und müßt keine Zeit mit Warten verschwenden, bis Ihr an der Reihe seid, Eure Rede zu halten. Denkt nur an all die Stunden, die Ihr so gewinnen werdet, und all die wichtigen Dinge, die Ihr erledigen könnt.«
Sie starrten ihn mit offenen Mündern an. Ich wußte mit absoluter Sicherheit, daß die meisten dieser Edelmänner nichts anderes zu tun hatten. Die im Thronsaal verbrachten Stunden waren ihre einzige Existenzberechtigung.
Dann kam der Korporal mit dem Korb zurück und ging auf Kamions Anweisung unter den Versammelten herum, um all jene mühsam vorbereiteten Bittschriften in Empfang zu nehmen, die nicht ohne ein gewisses Widerstreben abgeliefert wurden.
»Ausgezeichnet, meine Herren!« erklärte Kamion.
»Famos! So, und jetzt können wir ja alle wieder an die Arbeit gehen, nicht wahr?« Er schaute aus dem Fenster hinaus. »Schade, daß es regnet«, merkte er an. »Ansonsten hätten wir ja alle angeln gehen können. Sollen wir uns nun vertagen?«
Daran erhob sich von seinem Sessel, und Kamion und ich folgten ihm aus der Halle.
»Damit habt Ihr mir wahrhaft keinen Gefallen erwiesen, Kamion«, beschwerte sich Daran, als wir unser provisorisches Arbeitszimmer erreichten. »Jetzt muß ich den ganzen Quatsch lesen. «
»Das wird nicht viel Zeit in Anspruch nehmen, Eure Hoheit«, versicherte ihm Kamion. Er ging zum Kamin und kippte den Inhalt des Körbchens ins Feuer. »Hups«, machte er. »Wie ungeschickt von mir.«
Daran und ich brachen in schallendes Gelächter aus.
In vielerlei Hinsicht war es wohl Kamions weltgewandtes und höfisches Benehmen, das mir über die schwere Zeit nach Beldarans Tod hinweghalf. Er war sehr klug, dem Thron rückhaltlos ergeben, und er besaß einen Charme, der all seinem Tun Leichtigkeit verlieh. Ich kannte seine Gemahlin recht gut – gut genug, um zu wissen, daß sie, auch wenn sie nicht eben glücklich darüber war, daß seine Pflichten ihn von ihr fernhielten, doch verstand, daß seine Stellung es erforderte, daß er lange Stunden mit Daran und mir zubrachte. Es gab nie etwas Unziemliches in dem Verhältnis zwischen Kamion und mir, aber wenn die Umstände anders gewesen wären.

Nun, es besteht keine Notwendigkeit, das weiter auszuführen, oder?

Es war früh im Sommer des Jahres 2038, als etwas vorfiel, das wesentlich folgenschwerer war als jede gedrechselte, salbungsvoll dem Thron überreichte Bittschrift.
Obwohl die Küste der Insel der Winde kahl und feindselig wirkt, sind die Täler im Innern doch häufig üppig und fruchtbar – besonders im südlichen Teil der Insel. Der gesellschaftliche Rang bei den Alornern hing – hängt vermutlich noch immer – vom Besitz von Ackerland ab, weshalb jene südlichen Täler überaus begehrt sind. Es gab da einen Baron Garhein, einen typischen alornischen Tyrannen, der dort unten lebte, und Garhein hatte einen Sohn, Karak, der, wie sich herausstellte, ein trunksüchtiger Schläger war. Ihr Nachbar, Baron Altor, hatte eine Tochter, Cellan, ein wunderschönes, sanftes und kultiviertes Mädchen. Nach ausgiebigem Feilschen arrangierten Garhein und Altor eine Heirat zwischen ihren Kindern, und die Absprachen beinhalteten auch eine Mitgift in Form von Landbesitz.
Die Verbindung war nicht von Glück gekrönt. Karak stürzte völlig betrunken in das Brautgemach und zwang Cellan seine Liebesbezeugungen auf die denkbar gewalttätigste Art auf. Von da an ging es bergab. Karak stellte sich als einer dieser Männer heraus, die – unter anderem – ihre Frau schlagen, Altor erfuhr davon und rüstete umgehend einen Trupp zur Rettung seiner Tochter aus. Es gab einige Verluste auf beiden Seiten, doch es gelang Altor, seine Tochter wieder heimzuholen. Dann erklärte er die Ehe für null und nichtig und nahm die Mitgift wieder an sich. Garhein verfiel in Raserei – nicht so sehr wegen der gescheiterten Ehe als wegen des Verlustes an Land. Die Fehde zwischen den beiden begann auszuufern, als Vetter, Onkel, Neffen und ähnliches sich auf die eine oder andere Seite schlugen. Bauern auf abgelegenen Höfen wurden erschlagen, Ernten und Gehöfte verbrannt.
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