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Polgara die Zauberin

Polgara die Zauberin

Titel: Polgara die Zauberin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Eddings
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überheblich gemacht und zu der irrigen Annahme verleitet, mit ein wenig Hilfe von meinen Lehrern könne ich jede Krankheit heilen. Beldarans Leiden aber weigerte sich hartnäckig, auf eine der Behandlungen anzusprechen, die wir uns ausdachten. Tagelang gönnte ich mir nur wenig Schlaf und gewann langsam die irrationale Überzeugung, die Krankheit meiner Schwester habe irgendwie ein eigenes Bewußtsein bekommen, bemerke alles, was wir zu ihrer Rettung unternahmen, und hintertreibe absichtlich jeden unserer Versuche. Zu guter Letzt gelangte ich zu dem Ergebnis, daß wir die Grenzen der ärztlichen Kunst überschreiten mußten, um Beldaran zu retten. Voller Verzweiflung schickte ich meine Gedanken zu den Zwillingen aus. »Bitte!« rief ich wortlos über die zahllosen Meilen zwischen der Insel und dem Tal hinweg. »Bitte! Ich verliere sie. Benachrichtigt Vater! Ich brauche ihn, und ich brauche ihn sofort!«
»Kannst du die Krankheit solange in Schach halten, bis er eintrifft?« fragte Beltira.
»Ich weiß es nicht Onkel. Wir haben alles versucht was wir kennen. Beldaran spricht auf keine unserer Behandlungen an. Sie geht zugrunde, Onkel. Findet Vater auf der Stelle. Schickt ihn her, so schnell ihr könnt!«
»Versuche Ruhe zu bewahren, Polgara«, wies Belkira mich an, und seine Stimme klang schneidend scharf. »Es gibt einen Weg, wie du sie am Leben halten kannst bis Belgarath eintrifft. Benutze deinen Willen. Gib ihr etwas von deiner Kraft. Wir können Dinge tun, die andere nicht vermögen.«
Die Möglichkeit war mir im Traum nicht eingefallen. Wir hatten unsere Behandlungsmethoden bis zum Äußersten gesteigert – hatten fast experimentiert –, und einige der Arzneien, die wir Beldaran einflößten, waren ausgesprochen gefährlich – vor allem in ihrem geschwächten Zustand. Falls Belkira recht hatte, konnte ich sie mit meinem Willen stärken, und dann konnten wir ihr unter Umständen noch stärkere Dosen verabreichen.
Ich eilte durch den Korridor zu den königlichen Gemächern und fand dort einen alornischen Priester vor, der es irgendwie geschafft hatte, sich an den Wachen im Korridor vorbeizuschleichen. Er vollführte irgendeine widerwärtige kleine Zeremonie, in deren Verlauf er etwas verbrannte, das eine Wolke übelriechenden grünen Rauchs produzierte. Rauch? Rauch im Krankenzimmer eines Patienten, dessen Lunge versagte? »Was machst du da, du Idiot?« schrie ich ihn beinah an.
»Dies ist eine heilige Zeremonie«, entgegnete er in überheblichem Tonfall. »Eine Frau würde das ohnehin nicht verstehen. Verlasse sofort diesen Ort«
»Nein. Du bist derjenige, der geht. Raus hier!«
Seine Augen weiteten sich vor Entsetzen und Zorn. »Wie kannst du es wagen?« eiferte er.
Mit einem einzigen Gedanken erstickte ich sein qualmendes Feuer und blies den Gestank fort.
»Hexerei!« keuchte er.
»Wenn du es so nennen möchtest«, zischte ich ihn zwischen zusammengebissenen Zähnen an. »Versuch's mal hiermit, du schwachsinniger Narr.« Ich ballte meinen Willen und sagte »Hoch!«, während ich ihn etwa sechs Fuß über den Boden levitierte. Ich ließ ihn eine Weile dort hängen. Dann versetzte ich ihn an einen Ort mehrere Hundert Stocklängen außerhalb der Mauern der Zitadelle.
Ich stand wirklich kurz davor, ihn dort fallenzulassen. Er befand sich Hunderte von Fuß oberhalb der schneebedeckten Stadt, und ich war mir sicher, er würde, während er in den sicheren Tod stürzte, genügend Zeit haben, seine Taten zu bereuen.
»Pol! Nein« Es war Mutters Stimme, und sie knallte wie eine Peitsche in meinem Kopf.
»Aber –«
»Ich sagte nein! Und jetzt laß ihn herunter!« Dann hielt sie kurz inne. »Wann es dir genehm ist, natürlich«, fügte sie hinzu.
»Ganz wie meine Mutter befiehlt«, erwiderte ich gehorsam. Ich wandte mich meiner Schwester zu und ließ behutsam meinen Willen in ihren geschwächten Körper fließen, während ich den Belarpriester winselnd und kreischend über der Stadt hängen ließ. Ich ließ ihn noch ein paar Stunden dort – sechs oder acht, höchstens zehn Stunden –, um ihm Zeit zu geben, über seine Sünden zu meditieren. Er erregte etwas Aufmerksamkeit, während er dort wie ein verwirrter Geier schwebte, aber schließlich lieben es alle Priester, im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit zu stehen, so daß er sich daran eigentlich nicht gestört haben dürfte.
Ich hielt Beldaran mit der bloßen Kraft meines Willens zehn Tage lang am Leben, doch trotz meiner verzweifelten Bemühungen und jeder

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