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Polgara die Zauberin

Polgara die Zauberin

Titel: Polgara die Zauberin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Eddings
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gefällt, und eine Frau zu schlagen, gefällt mir ganz und gar nicht.« Er lehnte sich in seinen Sessel zurück und schaute nachdenklich durch das Fenster in den strahlend sonnigen Tag hinaus. »Das ist wirklich der Kern der Macht, Tante Pol«, sann er nach. »Wir können versuchen, zivilisiert und höflich zu handeln, aber im Grunde basiert die Macht eines jeden Herrschers auf einer Drohung. Glücklicherweise müssen wir diese Drohung nicht allzuoft wahrmachen. Wenn ich gewußt hätte, daß ich ein Wilder sein muß, um den Thron meines Vaters einzunehmen, wäre ich überhaupt nicht hier. Ich würde immer noch rennen, und weder du noch Großvater könntet mich je wieder einfangen.«
In diesem Moment war ich so stolz auf ihn, daß ich fast geplatzt wäre.
Die Nachricht, wie Daran die Fehde zwischen Garhein und Altor beigelegt hatte, verbreitete sich wie ein Lauffeuer über die Insel, und die Rivaner begannen ihren jugendlichen Prinzregenten mit neuem Respekt zu betrachten. Daran machte sich gut.

K APITEL 11
    Spät im folgenden Sommer segelte Anrak in den Hafen ein. Im Laufe der Jahre war mir aufgefallen, daß Anrak weit herumkam. Die meisten Männer werden irgendwann seßhaft, aber Anrak war zum Umherziehen geboren. Der Vetter von Eisenfaust Stiernacken und Flinkfuß hatte graues Haar bekommen, trotzdem jedoch etwas unwiderstehlich Jugendliches behalten. Er stattete Riva einen längeren Besuch ab, dann gesellte er sich in einem ganz in Blau ausgestatteten Besprechungszimmer hoch oben in einem der Türme der Zitadelle zu Kamion, Daran und mir. Als Kamions scheinbar unüberschaubare Kinderschar sein Arbeitszimmer erobert hatte, war es notwendig geworden, uns einen neuen Platz zum Arbeiten zu suchen.
    »Mein Vetter kann den Tod seiner Frau nicht verwinden, nicht wahr, Pol?« fragte Anrak, als wir alle an einem langen Konferenztisch saßen. »Er redet über alte Zeiten, aber für das, was in letzter Zeit geschehen ist, scheint er nicht das geringste Interesse aufzubringen. Es ist beinah, als sei sein Leben mit dem Tod deiner Schwester zu Ende gegangen.«
»In vielerlei Hinsicht ist es das auch, Anrak«, erwiderte ich, »und meins war fast auch zu Ende.«
    Er seufzte. »Ich verstehe das, Pol. Es ist schlimm.« Er seufzte erneut und schaute dann Daran an. »Wie macht er sich?« fragte er, als sei Daran gar nicht da.
    »Wir haben die Hoffnung noch nicht aufgegeben«, antwortete Kamion. Dann erzählte er die Geschichte mit dem Auspeitschen.
    »Gute Arbeit, Daran«, äußerte Anrak sich anerkennend. »Oh, ehe ich es vergesse, mein Onkel Bärenschulter bat mich, dir etwas von ihm auszurichten.«
    »Wie geht es ihm?« erkundigte sich Daran.
    Anrak zuckte mit den Schultern. »Er ist alt geworden«, antwortete er. »Trotzdem sollte man ihn sich nicht zum Feind machen. Er hat Ärger mit dem Bärenkult, und er wollte, daß ich dich vor ihm warne.« Anrak lehnte sich in seinem Stuhl zurück, einen nachdenklichen Ausdruck auf dem Gesicht. »Damals in den alten Zeiten hatte der Kult keine einheitliche Glaubensbasis. Er war im Grunde nichts anderes, als eine billige theologische Rechtfertigung, um die südlichen Königreiche zu plündern. Aber alles änderte sich, nachdem Belgarath und die anderen Torak den Orb wieder entrissen hatten. Jetzt wollen sie, daß Riva – oder sein Nachfolger – sie mit diesem flammenden Schwert nach Süden führt. Im Augenblick steht Riva im Mittelpunkt dessen, was die Kultanhänger ihre Religion zu nennen belieben.«
    »Wir hatten hier auch einige Probleme«, merkte Kamion an. »Elthek, der rivanische Erzpriester, leitet den Kult hier auf der Insel. Da er Belars Hohepriester ist, müssen wir vorsichtig mit ihm umgehen. Eisenfaust wollte keine unmittelbare Konfrontation mit der Kirche. Deshalb hat er dem Erzpriester auch nicht den Fuß in den Nacken gesetzt, wie er es vermutlich hätte tun sollen.«
    »Ich bin nicht halb so verträglich wie mein Vater«, versprach Daran. »Die Zeit ist nicht mehr fern, wo ich Elthek töten werde.«
    »Ist das nicht ungesetzlich?« meinte Anrak.
»Ich werde das Gesetz ändern«, gab Daran zurück.
    Ich sah ihn mir genau an und erkannte, daß es beinah an der Zeit war, ihn ein wenig zu zügeln. Mein Neffe, ermutigt durch seinen Erfolg mit Garhein und Alton stand im Begriff, sich zum Tyrannen zu entwickeln.
    »Hat Stiernacken in Drasnien dieselben Probleme?« wollte Kamion von Anrak wissen.
»Dort ist es sogar noch schlimmer«, erwiderte Anrak mit düsterer Miene. »Nachdem

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