Polgara die Zauberin
Flinkfuß den Kult in Algarien ausgerottet hatte, flohen die Überlebenden in die Sümpfe und von dort in das Grenzland auf Gar og Nadrak zu. Östlich von Boktor kontrolliert der Kult nahezu alles.«
»Meiner Meinung nach liegt der Kern des Problems hier«, meinte Kamion. »Denn hier befindet sich der Orb, und falls der Kult den Hüter des Orb unter seine Kontrolle bringen kann, marschieren wir alle in Kürze südwärts.«
»Du könntest das Problem lösen, indem du jeden Belarpriester hier auf der Insel nach Val Alorn zurückschwimmen läßt«, schlug Anrak mit einem boshaften Grinsen vor.
»In voller Rüstung«, fügte Daran hinzu.
»Nein.« Ich sagte es mit fester Stimme. »Einige dieser Priester sind unschuldig, und die Menschen benötigen den Trost der Religion. Trotzdem glaube ich, daß Kamion recht hat. Es liegt nicht in unserem Interesse, den Kult in unmittelbarer Nähe des Orb zu dulden.«
»Was ist die Alternative zu Auslöschung, Tante Pol?« fragte Daran.
»Exil?« überlegte Kamion.
»Du machst dich nicht sehr beliebt in Val Alorn und Boktor, wenn du ihnen eine frische Welle von Fanatikern schickst«, meinte Anrak.
»Daran dachte ich nicht«, eröffnete ihm Kamion. »Ich möchte die hiesigen Kultanhänger irgendwo haben, wo man sie im Auge behalten kann.«
»Verliese eignen sich dazu vorzüglich«, grinste Anrak.
»Es kostet zuviel Geld, Leute auf Dauer einzukerkern«, wandte Daran ein. Warum nur verschwendet jeder Herrscher in der Welt so viel Zeit damit, sich den Kopf über Geld zu zerbrechen? Dann hellten sich die Augen meines Neffen auf. »Lord Brand«, sagte er, »erinnert Ihr Euch noch daran, was ich Garhein und Altor letzten Sommer angedroht habe?«
»Sie aufs nördliche Ende der Insel zu schicken, meint Ihr?«
»Genau.«
»Die Kultanhänger würden einfach ihre Kutten ausziehen und sich nach Riva zurückschleichen, Eure Hoheit.«
»Es ist ein bißchen schwierig, sich über offenes Wasser zurückzuschleichen, Kamion«, lachte Daran. »Um die Hauptinsel herum liegen verstreut einige kleinere Eilande. Wenn wir alle Kultanhänger dorthin schicken, müssen wir uns um sie keine großen Sorgen mehr machen.«
»Sie sind Alorner, Eure Hoheit«, rief Kamion ihm ins Gedächtnis. »Schiffe zu bauen liegt ihnen im Blut.«
»Woraus wollen sie denn die Schiffe bauen, Mylord?«
»Aus Bäumen, könnte ich mir vorstellen.«
»Auf diesen Eilanden wird es aber keine Bäume geben, Kamion. Bevor wir den Kult ins Exil schicken, lasse ich alle Wälder abholzen.«
»Du mußt sie trotzdem irgendwie ernähren, Daran«, gab Anrak zu bedenken.
»Sie können sich selbst ernähren. Wir geben ihnen Saatgut, Tiere und Ackergeräte mit, und dann können sie Bauern werden oder verhungern.«
Anraks Grinsen wurde breiter. »Da eröffnen sich ganz neue Perspektiven«, pflichtete er ihm bei. »Aber du wirst die Küste vor ihrem kleinen Privatgefängnis bewachen müssen, um zu verhindern, daß ihre Anhänger übers Meer fahren und sie befreien.«
»Ich denke, ich kann meinen Großvater Cherek dazu überreden, das für mich zu erledigen. Er will keine Kultpriester mehr in Val Alorn haben. Aus diesem Grunde bin ich mir sicher, daß ihm daran liegt, unsere Kultanhänger hier festzuhalten. Er hat da draußen sowieso Schiffe, um die Angarakaner zurückzuschlagen, also kostet es ihn keine zusätzliche Anstrengung.«
»Das einzige, was wir jetzt noch brauchen, ist ein Vorwand«, erklärte Kamion.
»Irgendeine erfundene Geschichte sollte es doch tun, oder?« schlug Anrak vor.
Kamion zuckte zusammen. »Wir sollten uns um ein wenig mehr Glaubwürdigkeit bemühen, Anrak. Lügen verselbständigen sich manchmal. Man muß sie immer weiter spinnen.«
»Vielleicht könnten wir sie bei einer ihrer Geheimzeremonien ertappen«, überlegte Anrak. »Anständige Leute hören so etwas nicht gerne.«
»Oh?« fragte Daran interessiert. »Was geht bei diesen Zeremonien denn vor sich?«
Anrak zuckte die Schultern. »Alle tragen Bärenfelle und betrinken sich bis zur Besinnungslosigkeit. Ihre Frauen und Töchter tragen gar nichts, und es kommt zu einer Menge wahllosem –« Er stockte, sah mich an und errötete dann tatsächlich. »Wie dem auch sei«, beeilte er sich fortzufahren, »die Priester veranstalten etwas, was sie Magie nennen, was aber in Wahrheit nichts anderes als billige Jahrmarkttricks sind, und –«
»Perfekt!« rief ich aus.
»Ich vermag dir nicht ganz zu folgen, Tante Pol«, sagte Daran.
»Hat Elthek deinen Vater nicht dazu überredet, Hexerei
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