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Polgara die Zauberin

Polgara die Zauberin

Titel: Polgara die Zauberin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Eddings
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Haar, das in alle Richtungen abstand, während Alters schwarzes Haar geölt und glatt anliegend, ihm wie ein nasser Pferdeschwanz über den Rücken fiel. Obwohl es noch früh am Tage war, war der hirnlose Karak bereits betrunken. Die Ausdünstung seiner feisten Gestalt, die ein schütterer Bart und ungekämmtes Haar krönten, konnte ich über den halben Thronsaal hinweg riechen. Alters Tochter Cellan wirkte als einzige in der Gruppe entfernt zivilisiert. Sie war hübsch – auf die blonde, vollbusige, typisch alornische Art –, aber ihre blauen Augen blickten ebenso hart wie die ihres Vaters.
    Man hatte die verfeindeten Familien sinnigerweise so weit wie möglich voneinander entfernt Platz nehmen lassen. Die Nachricht von der Audienz hatte sich rasch herumgesprochen, viele Neugierige waren in die Halle gekommen, um ihr beizuwohnen.
    Daran, Kamion und ich hatten viel Zeit gehabt, uns einen genauen Schlachtplan zurechtzulegen, so daß nichts dem Zufall überlassen blieb. Die Palastwache war selbstverständlich entfernt worden. Kräftige bewaffnete Soldaten in Kettenhemden standen entlang den Wänden, um sicherzustellen, daß es zu keinen unliebsamen Zwischenfällen oder Überraschungen kommen würde. Wir hatten Darans Sessel und Tisch vom Podest entfernen lassen. Als wir die volle Halle betraten, ging mein Neffe geradewegs auf den Thron seines Vaters zu und setzte sich.
    Das verursachte beträchtliche Aufregung.
»Nun denn«, begann Daran mit scharfer Stimme, »laßt uns zur Sache kommen.« Sein nüchterner Tonfall zeigte, daß er alles im Griff hatte. »Mein Vater ist sehr bekümmert wegen gewisser Vorkommnisse im südlichen Teil der Insel, und wir wollen ihn nicht noch mehr aufbringen, oder?« Er beugte sich vor. »Mylords Barone Garhein und Altor, kommt her.« Er wies herrisch auf einen Fleck unmittelbar vor dem Podest.
Die beiden streitsüchtigen Heißsporne kamen argwöhnisch näher.
»Ich werde diesen Unfug hier und jetzt ein für allemal beenden«, beschied sie mein blonder Neffe. »Der nächste von Euch, der den Königsfrieden bricht, packt besser schon einmal seine Sachen, denn er wird auf der Stelle in den Nordteil umziehen.«
»Euer Hoheit!« verwahrte sich Garhein. »Da gibt es doch nichts als Steine! Niemand kann auf dem Nordteil der Insel leben.«
»Wenn Ihr Euer Schwert auch nur ein einziges weiteres Mal zieht, Garhein, werdet Ihr das selbst herausfinden. Vermutlich könnte man Ziegen züchten. Ziegen fressen fast alles.«
Garheins Sohn Karak sprang auf. »Das könnt Ihr nicht tun!« brüllte er Daran mit betrunkener Stimme an.
»Kannst du diesen Schwachkopf ausnüchtern, Tante Pol?« bat mich Daran.
»Natürlich«, erwiderte ich.
»Würdest du so freundlich sein?«
Wir waren uns ziemlich sicher gewesen, daß Karak, voll des guten Biers, irgendwann störend auffallen würde. Ich war also gut vorbereitet.
Daran hatte bereits seine Macht demonstriert. Nun war die Reihe an mir. Die Anwesenheit des rivanischen Erzpriesters Elthek ließ meine Vorführung vielleicht ein wenig übertrieben geraten. Daran, Kamion und ich erteilten an jenem Tag Lektionen in alle Richtungen. »Bringt diesen Trunkenbold hierher!« befahl ich dem gewaltigen Meister der Wache.
»Sofort, Lady Polgara«, entgegnete der angesprochene Soldat mit dem mächtigen Bart. Er bahnte sich seinen Weg durch die bestürzte Menge, packte Karak am Kragen und schleppte ihn vor das Podest.
Ich streckte meine Hand aus, schnippte mit den Fingern und ließ einen Humpen erscheinen. Dann holte ich eine Glasphiole aus meinem Ärmel und goß ihren Inhalt in den Humpen. Den übergroßen Humpen hielt ich in die Höhe und erklärte: »Bier.« In der Halle war völlige Stille eingekehrt, so daß das Geräusch des schäumenden, bernsteinfarbenen Biers, das aus der leeren Luft oberhalb des Humpens strömte, deutlich zu hören war. Ich warf einen Blick zu Elthek hinüber und bemerkte nicht ohne Befriedigung, daß ihm die Augen aus dem Kopf quollen und der Mund weit offenstand. Leute, die vorgeben, Magie einzusetzen, sind immer sehr erschrocken, wenn sie wahrer Zauberei begegnen. Dann schritt ich auf den kriecherischen, übelriechenden Karak zu. »Sei ein guter Junge und trink das«, wies ich ihn an.
Er sah den Humpen an, als handle es sich um eine Schlange, und legte beide Hände auf den Rücken.
»Wachtmeister, sorgt dafür, daß er es trinkt«, befahl Daran dem Meister der Wache.
»Mit Vergnügen, Euer Hoheit«, versetzte der Soldat. Grob ergriff er die eine Hand

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