Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Polgara die Zauberin

Polgara die Zauberin

Titel: Polgara die Zauberin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Eddings
Vom Netzwerk:
herumzupfuschen.
Die Edelleute und Gemeinen, die sich uns an jenem Abend anschlossen, um als Augenzeugen zu dienen, waren allesamt Männer von tadellosem Charakter und Ruf. Entgegen Anraks Einwänden waren sie in keiner Weise eingeweiht oder instruiert worden. In der Tat waren sie nicht einmal im voraus davon unterrichtet worden, daß sie einen unterhaltsamen Abend im regennassen Wald verbringen durften. Kamion, der in seiner offiziellen Funktion als Wächter von Riva handelte, schickte bei Sonnenuntergang einfach Männer aus, um sie abzuholen. Die meisten von ihnen saßen beimAbendessen, als sie auf die Zitadelle beordert wurden, und es ging nicht ohne Murren ab.
» Was soll das alles, Kamion?« verlangte ein weißbärtiger alter Graf zu wissen, als wir uns alle in den Pferdeställen versammelten. Der Graf hieß Jarok, ein verbreiteter alornischer Name.
»Ich möchte, daß Ihr alle etwas seht, Lord Jarok«, gab Kamion ihm zur Antwort.
»Was sollen wir denn sehen?« Jaroks Neugier war offensichtlich nicht befriedigt. Er war ein alter Mann mit einer jungen Frau und hatte wohl andere Pläne für diesen Abend.
»Ich bin nicht befugt, Euch das zu sagen, Mylord«, teilte Kamion ihm mit. »Alles, was Ihr und die anderen wissen müßt, ist, daß Ihr Zeugen eines Verbrechens sein werdet, das heute abend begangen werden wird. Die Verbrecher werden in Gewahrsam genommen und später für ihre Vergehen angeklagt werden. Ihr Herren werdet Eurer Pflicht als Staatsbürger nachkommen und in dem Prozeß als Zeugen aussagen.«
»Bei Belars Zähnen, Kamion!« fluchte der verdrießliche alte Jarok. »Knüpft die Schurken doch einfach auf und fertig!«
»Wir sprechen hier nicht von einem einfachen Diebstahl oder Totschlag, Mylord. Es handelt sich um eine weitreichende Verschwörung, die die Sicherheit des Throns und des gesamten Königreichs bedroht. Wir wollen sie mit Stumpf und Stiel ausrotten, und deshalb brauchen wir eine wasserdichte Anklage, die wir unserem Prinzregenten unterbreiten können.«
»So schlimm?« blinzelte Jarok. »Ist es wirklich so schlimm, daß man es vor Daran selbst und nicht vor einen Magistratsbeamten bringen muß?«
»Vermutlich sogar noch schlimmer, Mylord. Wäre es möglich, würde ich den Fall vor Riva persönlich bringen.«
»Worauf warten wir dann noch? Vorwärts!«
Ich liebe es, wie die Alorner im Handumdrehen ihre Meinung ändern können, ihr nicht auch?
Der Ritt durch die Schlucht, die parallel zu der verlief, in der der Kult sich versammelte, war nicht sonderlich angenehm. Mond und Sterne schienen, der Wald jedoch war tropfnaß vom vorhergegangenen Regen, und als wir den schmalen Paß erreichten, der die beiden tief eingeschnittenen Täler verband, waren wir durchnäßt bis auf die Haut. Aber es sollte noch schlimmer kommen. Wir stiegen alle ab und wateten bergauf durch das schlammige Unterholz.
Als wir den Kamm erreichten, war das Freudenfeuer der Kultanhänger auf der Talsohle deutlich sichtbar, doch als wir zwischen den Bäumen herunterschlichen, verschwand es teilweise aus unserem Blick.
»So viel Spaß hatte ich schon seit Jahren nicht mehr, Pol«, flüsterte Anrak mir ins Ohr, während wir uns den steilen Hang hinabquälten.
»Hast du jemals vorgehabt, erwachsen zu werden, Anrak?« fragte ich ihn ziemlich ungnädig, während ich meinen Rocksaum aus einem Dornbusch zu befreien suchte.
»Nicht solange ich es verhindern kann, liebste Dame.« Sein Lächeln war ansteckend, und ich mußte ein Lachen unterdrücken.
Die Lichtung, auf der das Freudenfeuer des Kults prasselte, war ziemlich groß. »Verteilt Euch, meine Herren.« Kamions Befehle machten im Flüsterton die Runde. »Laßt uns versuchen, alles genau zu verfolgen, was dort vor sich geht.« Die Edelmänner und Kaufleute und Handwerker, die unsere Zeugengruppe bildeten, fächerten gehorsam aus. Sie bewegten sich so leise wie möglich und huschten geduckt umher, um sich im Verborgenen zu halten. Dann ließen wir uns alle auf den nassen Boden nieder, um zuzuschauen.
Elthek hatte sich noch nicht blicken lassen, und die Kultanhänger, alle in Bärenfelle gehüllt, drängten sich um das Feuer, wobei sie starkes Bier tranken und – ziemlich falsch – alornische Volkslieder sangen. Einer der Soldaten, die Kamion in den Wald geschickt hatte, kam zu uns gekrochen. Er war ein untersetzter Mann mit einem Gesichtsausdruck, der keinen Unfug duldete. »Wie lauten Eure Befehle, Lord Brand?« flüsterte er.
»Sagt Euren Männern, sie sollen außer Sichtweite

Weitere Kostenlose Bücher