Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Polgara die Zauberin

Polgara die Zauberin

Titel: Polgara die Zauberin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Eddings
Vom Netzwerk:
bleiben, Wachtmeister«, trug Kamion ihm auf. »Haben diese Leute da unten am Feuer irgendwelche Wachtposten aufgestellt?«
»Nein, Mylord Wächter. Sobald das erste Bierfaß angezapft war, strömten sie alle aus dem Wald auf die Lichtung.« Der Soldat hüstelte verlegen. »Äh – Lord Brand?«
»Ja, Wachtmeister?«
»Ich weiß, es schickt sich nicht, daß ich irgend etwas ohne Befehl unternehme, aber es gab da ein Vorkommnis, mit dem ich allein fertig werden mußte.«
»Ach?«
»Als diese Leute am Feuer durch die Schlucht zu strömen begannen, war es ziemlich offensichtlich, daß es sich um Mitglieder des Bärenkults handelte. Einige meiner Männer hegen Sympathien für den Kult, so daß ich entsprechende Schritte unternehmen mußte. Niemand wurde verletzt«, beeilte er sich hinzuzufügen, »jedenfalls nicht allzu schwer. Ich ließ jene Männer einige Meilen weiter oben in der Schlucht an Bäume ketten, und in ihren Mündern stecken alte Stiefelsocken, damit sie niemand warnen können. War das in Ordnung so, Lord Brand?«
»Vollkommen in Ordnung, Hauptmann.«
»Äh – ich bin nur Wachtmeister, Mylord.«
»Nein, nicht mehr. Wie lautet Euer Name, Hauptmann?«
»Torgun, Mylord.«
»Also gut, Hauptmann Torgun. Geht zurück zu Euren Männern und laßt sie sich verteilen, damit jeder mögliche Fluchtweg versperrt ist.« Kamion hielt ein gebogenes Jagdhorn in die Höhe. »Wenn Ihr mich hierauf blasen hört, befehlt Euren Männern anzugreifen. Ich will, daß jeder, der ein Bärenfell trägt, in Ketten gelegt wird.«
»Sie werden sich vermutlich zu wehren versuchen, Mylord. Habe ich die Erlaubnis, Gewalt anzuwenden?«
»Tut, was immer notwendig ist, Hauptmann Torgun.«
Das hierauf folgende Grinsen des frisch beförderten Soldaten war eins der gemeinsten, das ich je gesehen habe. »Versucht nicht zu viele von ihnen zu töten, Hauptmann«, fügte ich hinzu – nur für alle Fälle, ihr versteht.
Der unschuldige Blick, mit dem er mich ansah, war so durchsichtig, daß ich um ein Haar laut losgelacht hätte.
»Selbstverständlich, Lady Polgara. Das würde ich doch nie tun.« Dann schlich er fort.
»Guter Schachzug das, Kamion«, flüsterte Graf Jarok mit heiserer Stimme. »Beförderungen auf dem Feld sind die beste Art, um gute Offiziere zu bekommen. Dieser Bursche würde jetzt für Euch durchs Feuer gehen.«
»Laßt uns hoffen, daß es nicht dazu kommt, Mylord. Naß zu werden ist schon schlimm genug.«
Die Gesellschaft am Feuer wurde langsam rauher, denn das Bier floß in Strömen. Die Bärenkultanhänger schlurften alle um das Feuer, Bierhumpen in der Hand, und versuchten den watschelnden Gang ihres Totemtiers nachzuahmen. Dann tauchte Elthek aus der Schlucht auf, ihm folgten die meisten Belarpriester der Insel der Winde.
»Wir werden die Priesterschaft empfindlich dezimieren, fürchte ich«, raunte Kamion Anrak und mir zu.
»Man wird schnell Ersatz finden, Kamion«, versicherte ihm Anrak. »Das Priesterleben ist ziemlich bequem und für gewöhnlich nicht allzu schweißtreibend.«
Dann sprach Elthek eine Stunde oder länger zu der zottigen Versammlung. Er unterstrich seine Rede mit simplen ›magischen‹ Tricks. Die Flammen des Freudenfeuers wechselten mehrfach im Verlauf der Rede ihre Farbe, wenn die Handlanger des Erzpriesters verstohlen verschiedene Pulver in die Kohlen streuten. Ein ›Geist‹, nichts anderes als ein an einer schwarzen Schnur hängender Gazeschleier, erschien und bauschte sich im heißen Feuerhauch auf. Ein zweiter Mond, in Wahrheit eine große, mit Glühwürmchen gefüllte Glaskugel, ging über der Schlucht auf. Felsen begannen zu bluten, und ein ›totes‹ Schaf wurde wieder zum Leben erweckt. Es war alles überaus durchsichtig, aber Elthek schlachtete alle Möglichkeiten des Theaterzaubers aus, und die betrunkenen Kultanhänger zeigten sich angemessen beeindruckt.
»Was glaubt Ihr, Pol?« fragte mich Kamion. »Ist das hexisch genug für unsere Zwecke?«
»Hexisch?« sagte ich leicht amüsiert.
»Ich konnte schon immer gut mit Worten umgehen«, versetzte er bescheiden.
»Du bist die Expertin auf diesem Gebiet, Pol«, sagte Anrak. »Ist es wirklich Magie, was Elthek da unten vollführt?«
»Nein. Es ist reine Scharlatanerie. Aber es sollte genügen, um ihn zu überführen.«
»Ganz meine Meinung«, stimmte Kamion mir zu. Er griff nach seinem Jagdhorn.
»Warten wir denn nicht mehr auf die nackten Mädchen?« Anrak klang enttäuscht.
»Äh – nein, Anrak. Ich glaube nicht. Laß uns den Prozeß nicht

Weitere Kostenlose Bücher