Polifazios Vermächtnis (German Edition)
traten, da huschte ihr für den Bruchteil einer Sekunde ein flüchtiges Lächeln über das Gesicht.
„Das wurde aber auch Zeit! Ich habe schon gedacht, ihr würdet mich hier im Wald zurücklassen!“ nörgelte Levicia.
„ Wie könnten wir das tun? Niemals könnten wir auf eine solch angenehme Begleitung verzichten!“ antwortete Mugel ironisch.
Dann erklärten die beiden ihr, was sie nun zu tun hatten, und erzählten ihr alles, was Delvariel ihnen gesagt hatte. Levicia war froh, dass sie Delvariel nicht unter die Augen treten brauchte. Denn diese hätte in jede nur erdenkliche Ecke ihrer Seele blicken können und damit vielleicht alles zerstört. Doch dies war nicht das Einzige, was sie spürte. Während der Troll und der Zwerg aufgeregt alles ganz genau erzählten und sich zwischendurch immer wieder gegenseitig berichtigten, da spürte sie plötzlich eine nie da gewesene Wärme in ihrem Herzen. Sie wusste nicht, was es war, aber es fühlte sich eigenartigerweise gut an. Nachdem die beiden mit dem Erzählen fertig waren, holte Himbi den Portalstein aus seiner Tasche.
„Hier, das ist unsere Fahrkarte nach Derramoth. Der direkte Weg zu der Höhle im Berg Trohl, im Wald der 1000 Qualen.“ sagte er stolz und umschloss den Stein fest in seiner rechten Hand.
Schließlich fassten sie einander an, so, wie Delvariel es ihnen erklärt hatte. Dann schlossen sie ihre Augen und dachten allesamt an die Höhle im Berg Trohl. Einige Sekunden vergingen, als Himbis Hand plötzlich anfing zu zittern. Erschrocken öffnete er seine Augen. Das Zittern wurde immer stärker, bis er es schließlich nicht mehr aushielt, seine Hand geschlossen zu halten. Kurz, nachdem er sie öffnete, stieg ein immer größer werdender Wirbelsturm in die Luft auf. Laub und kleine Äste wurden den drein um die Nasen geweht. Der Wind um sie herum wurde so stark, dass sie kaum noch atmen konnten. Plötzlich schoss die Öffnung des Wirbelsturms auf die vier Freunde herunter und saugte sie ohne Mühe tief in sich hinein. Schwerelos schwebten sie inmitten des Sturmes. Um sie herum befand sich eine wabernde Wand aus grauer Luft, angereichert mit Blättern und Ästen des Waldes. Plötzlich spürten sie in ihren Bäuchen eine ungeheure Beschleunigung nach oben. Mit unfassbarer Kraft wurden sie schlagartig in die Höhe katapultiert. Alle vier schrien auf, sahen sie doch ihr sicheres Ende gekommen. Dann, nach kurzer Zeit, hörte ihr Anstieg abrupt auf und sie fielen wieder nach unten. Es würde nicht mehr lange dauern und sie würden auf dem Boden zerschmettert werden. Doch dazu kam es nicht. Genau in dem Moment, als ihr Gefühl ihnen sagte, dass sie nun jeden Moment auf dem Boden aufschlagen würden, stoppten sie plötzlich ab. Schlagartig war jegliche Beschleunigung verschwunden. Genau in diesem Moment löste sich die wabernde Wand aus grauer Luft um sie herum schlagartig auf. Plötzlich standen sie am Fuße eines bedrohlich aussehenden Berges, der ungefähr auf halber Höhe einen riesigen Eingang ins Innere hatte. Um den Berg herum war alles schwarz und grau. Keine Pflanzen blühten hier und um den Berg herum hingen dicke, schwarze Wolken, aus denen des Öfteren gleißende Blitze zuckten. Den Blitzen folgten in kurzen Abständen ohrenbetäubende Donnerschläge.
„Wir sind Tatsächlich hier! Keine Frage, dies muss der Berg Trohl sein!“ stammelte Mugel ungläubig.
Der Berg Trohl
In jenem Augenblick, in dem Levicia den finsteren Berg Trohl nach all den Jahren wieder erblickte, machte ihr Herz einen Sprung. Zu lange war es nun her, dass sie ihre alte Heimat besucht hatte. Der Ort, an dem sie geboren wurde und aufgewachsen war, hatte sich kaum verändert. Alles war noch immer ganz genauso wie an dem Tag, als sie Derramoth verließ, um ihre Zauberkünste in der großen weiten Welt zu perfektionieren. Ohne den Hauch einer Emotion erinnerte sie sich plötzlich an ihre Kindheit.
„ Also gut, dann lasst uns schleunigst diesen Berg besteigen, die Höhle nach den Dolchen absuchen und dann nichts wie weg. Ich möchte keine Sekunde länger als notwendig hier an diesem bösen Ort verweilen!“ riss Himbi Levicia aus ihren Gedanken.
Diese nickte Himbi kurz zu und ging dann schnurstracks auf den Berg zu.
„Nun denn!“, sagte Mugel voller Tatendrang.
So folgten die beiden der Hexe. Schon nach wenigen Metern stellte sich heraus, dass der Berg nicht nur bedrohlich aussah, sondern zudem auch noch äußerst schwierig zu besteigen
Weitere Kostenlose Bücher