Polifazios Vermächtnis (German Edition)
wir Harizum und diesen Polifazio aufhalten können!“ antwortete Mugel verzweifelt.
„ Die Welt, wie wir sie bislang kannten, wird sich verändern, soviel steht fest. Und auch wenn wir im Moment keine Hoffnung sehen, so werde ich für meinen Teil nichts unversucht lassen, um Polifazio zu vernichten!“ sagte Himbi.
„ Ich werde dir dabei helfen, so gut und so lange ich kann. Wenn doch bloß Levicia und Bruno jetzt bei uns wären. Weißt du, die beiden, fehlen mir, und gemeinsam hätten wir eine viel größere Chance gehabt, etwas ausrichten zu können.“ antwortete Mugel.
„ Ja, wir hätten ihr eine Chance geben müssen. Aber es sah wirklich alles so aus, als stecke sie mit Harizum unter einer Decke. Doch nun ist sie tot. Ich hoffe nur, es geht ihr gut, dort, wo sie jetzt ist. Das Gleiche hoffe ich für unseren Esel. Hoffentlich gelingt es uns, ihn irgendwann wieder zu finden.“
„ Ja, das hoffe ich auch.“ Himbi und Mugel starrten weiter in den wunderschönen Sternenhimmel.
Schweigend saßen sie einige Zeit lang da. Schließlich wurde es Mugel zu kalt, und er zog es vor, sich ins Bett zu legen. Himbi hingegen blieb noch eine Weile alleine draußen auf dem Balkon sitzen. Plötzlich zog eine riesige Sternschnuppe am Firmament vorbei. Himbi musste lächeln.
„Solange es noch solche wunderbaren Dinge auf der Welt gibt, solange besteht auch noch Hoffnung!“, dachte er.
In diesem Moment fiel ihm der Brief seines Vaters ein, den er noch immer nicht gelesen hatte. Himbi wusste, dass es an der Zeit war, ihn nun zu öffnen. Entschlossen griff er in seine Manteltasche und holte den braunen, mittlerweile stark zerknitterten Briefumschlag heraus. Sanft streifte Himbi mit seinen Fingern über den Brief, um ihn zu glätten. Dann öffnete er ihn, holte einen kleinen Zettel heraus, und begann zu lesen.
„Mein lieber Sohn!
Ich spüre, meine Zeit ist gekommen. So stark ich auch gebetet habe, so scheint es mir dennoch nicht mehr vergönnt, dich noch einmal persönlich zu sprechen. Dennoch kann ich mit einem ruhigen Gewissen sterben, weiß ich dich doch jetzt wieder in Sicherheit. Du kannst dir nicht vorstellen, wie stolz ich auf deine Taten bin. Himbi der Guhlbezwinger nennen sie dich, und wahrlich, diesen Titel hast du dir verdient. Dennoch erfüllt es mich mit unendlicher Trauer, dass ich dich nun verlassen muss. Es gibt noch so vieles, was ich dir hätte sagen wollen, so vieles, was ich noch mit dir hätte tun wollen. Und es macht mich noch umso trauriger, dass ich weiß, dass mein Tot nicht das einzige Übel sein wird, das dich erwartet, wenn du wieder erwachst. Himbi, ich weiß, dass du diesen Brief nicht sofort lesen wirst, dafür kenne ich dich zu gut. Ich kann mir vorstellen, dass du ihn erst in vielen Wochen lesen wirst. Wie immer wirst du versuchen, deine Probleme erst einmal mit dir selber auszumachen. Auch wenn du vielleicht glaubst, dass alles, was du getan hast vergebens war, dann will ich dir sagen, dass dem nicht so ist! Schon immer habe ich diese schier unbändige Macht in dir gespürt, die nur darauf gewartet hat, endlich das Licht des Tages zu erblicken. Es war nur eine Frage der Zeit, bis du es zu Hause nicht mehr ausgehalten hättest. Das ist das Blut, das in deinen Adern fließt. Dasselbe, das auch mich zu dem gemacht hat, was du vielleicht aus den Geschichten her kennst. Bevor ich gehe, musst du noch etwas wissen. Du kennst nicht die ganze Wahrheit über jene Prophezeiung, die mir dereinst vor der großen Schlacht vorhergesagt wurde. Du bist es Himbi, für den das Schicksal etwas Großes bestimmt hat. Du ganz allein, und nicht ich, wie du es bislang immer dachtest. Die Wahrsagerin erzählte mit einst, dass mein Stamm mit meinem einzigen Sohn aussterben würde, und dass er es sei, dem eine wichtige und gefährliche Aufgabe zuteil kommen würde. Mir wurde dein Schicksal umso bewusster, als ich erfuhr, dass deine Iria einen anderen heiraten würde. Doch auch wenn unser Geschlecht dereinst mit dir stirbt, so wird man sich, so sagte die Wahrsagerin, noch in Tausenden von Jahren allein durch deine Taten daran erinnern. Du hast das Herz am richtigen Fleck. Eines Tages wirst du Großes vollbringen, noch viel Größeres, als du es bis jetzt schon getan hast. Mein geliebter Sohn, ich spüre, dass die Kräfte mich verlassen. Ich kann bereits die prasselnden Kaminfeuer in den Hallen unserer Ahnen spüren. Eines sollst du noch wissen. Wo du auch hingehen magst, was auch immer du tun
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