Polt - die Klassiker in einem Band
wir zurück ins Wohnzimmer?“ Klaus war ein wenig verlegen geworden.
„Wohnzimmer? Ach so.“ Polt und die Lehrerin folgten ihm. „Sag einmal, Klaus“, Polt hatte auf einer der Weinkisten Platz genommen, „warum hast du uns das alles gezeigt? Ich meine, wo es doch euer größtes Geheimnis ist.“
Klaus schaute ihn ruhig an. „Hab ich doch schon gesagt. Weil es mit dem Räuberleben vorbei ist.“
„Und warum eigentlich? Ihr seid doch nicht über Nacht zu Musterknaben geworden?“
„Nein, Herr Inspektor Polt. Das ist es nicht. Aber wir werden ins Gefängnis müssen. Alle vier.“
Ein Freund, ein wahrer Freund
Simon Polt und Karin Walter schauten einander erschreckt an. Polt griff nach dem Stellrad der Petroleumlampe und drehte die Flamme unwillkürlich etwas kleiner. „Darüber sollten wir in Ruhe reden, nicht wahr?“ Klaus nickte unsicher.
Die Lehrerin griff nach einer Taschenlampe. „Hat es damit noch ein paar Minuten Zeit? Ich gebe rasch den Kindern oben Bescheid, daß sie auf uns warten sollen.“
„Durst, Herr Inspektor?“ fragte Klaus. „Wir haben auch Wein und Bier.“
„Alles andere hätte mich gewundert. Aber nein, danke. Wir brauchen alle miteinander einen klaren Kopf.“
Klaus schaute Simon Polt fragend an, schwieg aber, bis sich Karin Walter wieder zu ihnen gesetzt hatte.
„Ich soll euch übrigens etwas ausrichten, von Herrn Gapmayr“, Polt schaute auf die Flamme im Glaskörper der Petroleumlampe, „das mit dem großen Ehrenwort könnt ihr vergessen, hat er gesagt, es bringt nichts mehr.“
Klaus riß die Augen auf. „Der Herr Gapmayr? Und was hat er noch gesagt?“
„Nicht viel. Wir hatten es eilig, weil wir ja nach euch gesucht haben.“
Klaus musterte Polts Gesicht, als wolle er irgendeine geheime Botschaft darin lesen oder auch verräterische Spuren entdecken. Polt schaute aber so gutmütig drein wie meist. „Na, ihr Helden?“
Klaus legte das Gesicht zwischen seine Handflächen. Erst weinte er verhalten, dann heulte er Rotz und Wasser. Polt wartete geduldig. Es dauerte lange, bis Klaus den Kopf hob und sich das Gesicht mit dem Rockärmel abwischte. „Der Willi war unser Feind, Herr Inspektor.“
„Euer Feind? Der hat euch doch bestimmt nichts getan.“
„Das war es eben. Alles hat sich der gefallen lassen. So einen wollen wir nicht.“
„Aha. Er war euch irgendwie über, weil ihr es nicht geschafft habt, ihn zu ärgern, hab ich recht?“
„So ungefähr wahrscheinlich. Genau haben wir uns das nie überlegt. Aber es war urkomisch, wenn er so richtig erschrocken ist. Also haben wir uns an ihn herangeschlichen und ihm mit so einer Kirtagstrompete ins Ohr geblasen, oder wir sind ihm aus einem Haustor einfach schreiend in den Weg gesprungen, wenn er vorbeigekommen ist. Einmal haben wir ihm eine Katze ins Gesicht geworfen. Na, der hat ausgeschaut!“
„Und wie war das mit der Abschiebung?“
„Na ja, mit der Zeit ist es uns fad geworden, den Willi zu erschrecken. Wir haben dann in der Wolkenburg eine Vollversammlung abgehalten und die Endlösung beschlossen.“
„Endlösung?“
„Hab ich von meinem Vater, das Wort. Also, hab ich gesagt, der Willi ist ab sofort Luft für uns, ein Niemand. Aber wenn er sich in einem unserer Hoheitsgebiete zeigt, dann …“
„Dann?“
„Das war nicht so genau ausgemacht. Aber vertreiben wollten wir ihn, so gründlich, daß es ihm eine Lehre ist.“
„Und die Riede todter Hengst oberhalb vom Lößabsturz ist so ein Hoheitsgebiet?“
„Klar. Wo doch die Räuberhöhle darunter ist.“
„Und an dem Nachmittag, als die Sache mit Willi passiert ist, war da eine Vertreibungsaktion geplant?“
„Nein, eigentlich nicht. Wir waren in der Wolkenburg. Dann ist uns langweilig geworden und wir haben uns mit den Fahrrädern zur Engelswand aufgemacht.“
„Engelswand? Ach so, der Lößabsturz.“
„Ja. Oben ist der Willi gesessen, wie meistens. Und der Herr Gapmayr war mit dem Traktor im Weingarten.“
„Wie habt ihr euch eigentlich mit dem so vertragen?“
„Nicht besonders. Er war jähzornig und hat dann ziemlich grob werden können. Aber solange wir nicht in seinen Weingarten gegangen sind, hat er uns in Ruhe gelassen.“
„Also, nichts wie hinauf auf die Wiese und dem Willi Angst machen?“
„Ja, so ungefähr. Diesmal aber mit psychologischer Kriegsführung, war meine Anordnung.“
„Wo hast du denn das wieder her?“
„Von der Frau Lehrerin.“
„Ach so. Und was habt ihr gemacht?“
„Wir haben uns zum
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