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Polt - die Klassiker in einem Band

Polt - die Klassiker in einem Band

Titel: Polt - die Klassiker in einem Band Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Haymon
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vergessen. Ich vergesse viel.“
    „Aber am Sonntag, in der Kirche, warst du ganz gut in Form.“
    „Nicht wahr? War aber auch Virgil Winters Meisterstück, diese Formulierung in der Predigt. Das macht ihm keiner nach. Hat Applaus verdient.“
    „Ich versteh nicht ganz.“
    „Na, lügen will er doch nicht, als aufrechter Christ und Pfarrer. Aber die Wahrheit so zu servieren, daß sie jeder gleich versteht, wär ihm auch nicht recht gewesen.“
    „Könnte es sein, daß er auf Beziehungen angespielt hat, wie zum Beispiel zwischen dir und der Amalie?“
    „Sehr gut, setzen.“
    „Und was war das für eine Beziehung?“
    „Eine intensive. In jeder Hinsicht.“
    „Auch ziemlich kompliziert, nicht wahr?“
    „Wenn du damit endlose Diskussionen und mörderische Streitereien meinst: ja.“
    „Hast du die Amalie noch getroffen, in letzter Zeit, oder war alles längst vorbei?“
    „Vorbei ist so etwas nie.“
    „Es hat kein endgültiges Zerwürfnis gegeben?“
    „Nein. Und damit auch kein Motiv für mich, ihr was anzutun.“
    „Aber irgend jemand hat ein Motiv gehabt.“
    „Schon. Aber muß es ein Mordmotiv gewesen sein? Atropin wirkt ziemlich langsam … Aber laß der Amalie ihren Frieden und ihren schwer verdienten Himmel.“
    „Wenn’s ihn gibt, den Himmel.“
    „Für die Amalie schon, sie hat ja daran geglaubt. Ich stell mir das da oben so vor: Ein Rausch, der nie mehr aufhört, ein Orgasmus nach dem anderen, und das alles zur höheren Ehre Gottes. Mein liebes Mädchen! Da wär ich gern dabei!“
    „Ob das der Pfarrer auch so sieht?“
    „Bei den schwarzen Scheuklappen? Der hat die Amalie nie wirklich verstanden und unsere Beziehung schon gar nicht. Wir hatten mehr miteinander gemeinsam, als sich Hochwürden das vorstellen kann.“
    „Hast du Streit mit ihm gehabt, deswegen?“
    „Kaum. Dafür, daß er das Priesterseminar verbaut und verbogen verlassen hat, kann er wenig. Und in seiner zölibatären Einzelhaft hat er auf meine erfolgreiche Jugendarbeit und die vollsaftige Beziehung zu seiner Köchin ganz einfach eifersüchtig sein müssen. Er hat eben jede Menge Probleme mit sich, und damit schafft er Probleme für andere. Aber er ist andererseits ein achtungsgebietender Mann, auch wenn ich mit seiner Kirche nichts anzufangen weiß. Also haben wir uns benommen wie die Stachelschweine vom Schopenhauer.“
    „Was ist mit denen?“
    „Die sind einander nah genug, um sich zu wärmen, aber nicht so nah, daß sie sich stechen müßten.“
    „Schön gesagt und wenig informativ für mich.“
    „So war’s gemeint.“
    „Und du sagst, daß dein Kopf nicht funktioniert.“
    „In der Not tut er’s manchmal noch.“
    „Das ist gut so. Denn jetzt muß ich dich auch noch fragen, was du mit Tollkirschen anfängst. Ausgerechnet Tollkirschen!“
    „Makaber, zugegeben? Aber ich habe noch mehr zu bieten. Kennst du den Weinbergstern, auch Ackergauchheil genannt?“
    „Nie gehört!“
    „Ein hübsches Primelgewächs und eine Giftpflanze. Schädigt die Nieren und das Nervensystem. Und was hältst du zum Beispiel von Maiglöckchen?“
    „Viel!“
    „Convallaria majalis, tödlich giftig. Ein Kind kann daran sterben, wenn es nur das Wasser aus der Blumenvase trinkt. Und dann sollte ich noch den Star meiner Sammlung erwähnen, das Mutterkorn, ein Pilz, der sich auf Roggenähren entwickelt. Der Tod tritt ein, weil der Kreislauf kollabiert. Mein lieber Simon, für Giftmorde bin ich Spezialist.“
    „Und deine Hexenküche? Der Wolfinger hat mir davon erzählt.“
    „Die gibt es nicht mehr. Komm mit.“ Fürst betrat den Bretterverschlag vor dem Preßhaus und öffnete einen unscheinbaren Wandschrank. „Flaschen, Fläschchen, Phiolen. Alles leer, Simon. Ich habe das Teufelszeug heut nacht ins Feuer geschüttet. Bei einem Menschen wie mir weiß man nie, wie es weitergeht, und wenn das Gift in falsche Hände gerät – nicht auszudenken.“
    „Hätte das nicht schon längst einmal passieren können?“
    Fürst senkte den Kopf. „Ja, leider.“
    „Landesgendarmerieinspektor Kratky würde dich auf der Stelle verhaften, Franz.“
    „Ich könnte es ihm nicht verübeln.“
    „Und mir bleibt das Vergnügen, mit euch Narren irgendwie zurechtzukommen.“
    „Wen zählst du noch dazu?“
    „Den Bartl, ein wenig auch den Halbwidl.“
    „Einer liebenswerter als der andere. Vielleicht solltest du auch noch den Pfarrer in unseren Verein nehmen.“
    „Wie kommst du jetzt auf ihn?“
    „Die Amalie wollte weg von ihm,

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