Polt - die Klassiker in einem Band
Mitgliedschaft wurde jedenfalls aberkannt.“
„Ich pfeif drauf!“
„Jaja, wie überall! Bist du noch im Dorfverschönerungsverein? Nein. Und wie lang warst du beim FC Brunndorf? Zwei Wochen! Und aus der Feuerwehr bist du geflogen, weil du deinen Helm nicht gefunden hast. Bei einem Gefahreneinsatz!“
„Der Helm ist versteckt worden. Schöne Kameradschaft!“
„Schluß jetzt.“ Polt legte Räuschl eine Hand auf den Unterarm. „Und wie war das mit der Waffe?“
„Na, auf einmal hat der Paratschek zu schimpfen angefangen. Daß wir nur unsere gestrigen Geschichten aufwärmen können, hat er gesagt, und daß er der einzige ist, der noch mit der Waffe in der Hand seinen Mann stellt. Und dann hat er die Pistole auf den Tisch geknallt. Stimmt’s?“
Paratschek nickte. „Stimmt. Ich habe natürlich einen Waffenschein, Inspektor. Pressefotograf ist kein ganz ungefährlicher Beruf, und ich bin ja immer noch tätig.“
Polt schaute skeptisch. „Für das Illustrierte Heimatblatt, oder was?“
Sepp Räuschl war ruhiger geworden und betrachtete Paratschek nachdenklich. „Einen Waffenschein hast? Vielleicht könnten wir dich ja doch noch brauchen, als Saalschutz.“
Polt lachte. „Und wer will euch was tun?“
„Na ja, Pazifisten vielleicht?“
Der Gendarm war aufgestanden. „Kommen S’ mit in die Gaststube, Herr Paratschek, da können wir noch in Ruhe ein paar Worte reden.“ Polt schaute Räuschl an. „Und der Herr Obmann wird die außerordentliche Generalversammlung bald einmal statutengemäß beenden, nicht wahr?“
In der Gaststube faßte Polt erst den Waffenschein und dann dessen Inhaber ins Auge. „Sie sind ein Depp.“
Keine Antwort.
„Ich muß noch mit meinem Vorgesetzten reden. Aber es wurde ja niemand bedroht mit der Waffe. Sie werden das gute Stück demnächst im Wachzimmer abholen können. Aber wir behalten Sie im Auge, Herr Paratschek, nicht nur deswegen. Übrigens ist der Hafner wieder da, und ich habe mit ihm geredet. Der weiß nichts, was Ihnen helfen könnte.“
„Sieht ihm ähnlich.“
„Noch was. Sie waren doch neulich im Keller vom Halbwidl?“
„Ja, war ich. Am Abend, bevor die Sache mit dem Löwen passiert ist.“
„Haben Sie auch vom dreijährigen Blauburger gekostet?“
„Sie meinen aus dem kleineren Faß links hinten?“
„Genau.“
„Ja, den haben wir probiert, und nicht nur einmal.“
„Also war der Wein in Ordnung.“
„Warum nicht?“
„Schon gut. Wie vertragen Sie sich denn mit unserem Sakristeidirektor?“
„Gar nicht so schlecht. Mit dem kann man wenigstens reden.“ Paratschek schaute zum Extrazimmer hin. „Anders als mit den Holzköpfen da drin!“
„Jetzt fangen Sie nicht schon wieder an!“
„Ist schon gut …“
Simon Polt hob grüßend die Hand. „Vielen Dank für den Assistenzeinsatz, Franzgreis!“
„Keine Ursache.“
Der Gendarm nützte den Rückweg zum Wachzimmer für eine kleine Runde durch Burgheim. Als Polt das Pfarramt erreichte, bemerkte er, daß ein Fenster im Erdgeschoß hell war, die Kanzlei, wenn er sich recht erinnerte. Polt warf einen Blick hinein und sah Virgil Winter am Schreibtisch sitzen. Der Pfarrer bemerkte den Gendarmen, stand auf und öffnete das Fenster. „Simon Polt! Ich wollte ohnedies mit dir reden. Läßt sich das machen?“
Polt nickte, und der Pfarrer sperrte für ihn die Tür auf. „Komm zur Sitzgruppe, da ist es gemütlicher. Dieser Heinz Hafner war bei mir, sozusagen zur Beichte. Nicht formell, natürlich, aber auf seine Art bereut er, was er der Amalie angetan hat. Seltsamer Mensch.“
„Ja, allerdings.“
„Und wer nimmt mir die Beichte ab, Simon?“
„Wie war denn das gemeint?“
„Wie ich es sage. Je mehr ich darüber nachdenke, desto klarer sehe ich meine Schuld. Selbstgerechtigkeit, Simon. Das wiegt ganz schön schwer.“
„Ich versteh nicht.“
„Also eins nach dem anderen. Als die Amalie zu mir gekommen ist, war ich noch recht locker, ziemlich jung, gute Nerven. Aber schon damals habe ich Schicksal gespielt, wenn auch mit leichter Hand. Sie hatte nie die Möglichkeit, wirklich ihr eigenes Leben zu führen. Und ich war dabei ganz stolz auf meine tolerante Haltung und mein Verständnis für ihre Schwächen. In Wirklichkeit habe ich unauffällig dafür gesorgt, daß sie mir so halbwegs unbeschädigt erhalten geblieben ist.“
„Etwas in der Art haben Sie schon angedeutet. Aber sind Sie da nicht sehr hart zu sich?“
„Nichts da, Simon. Es ist höchste Zeit, es
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