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Polt - die Klassiker in einem Band

Polt - die Klassiker in einem Band

Titel: Polt - die Klassiker in einem Band Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Haymon
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deutlich zu erkennen. Und was den Umgang mit ihren Freunden betrifft: Zwischen dem Franz Fürst und mir gab es nur der Form nach ein korrektes Verhältnis. So lange er noch als Lehrer bei uns triumphiert hat, spielte er mich bei der Jugend leichthin an die Wand. Und daß er mit der Amalie womöglich klügere und witzigere Gespräche führte als ich, war mir erst recht ein Dorn im Auge. Er war ein unliebsamer Konkurrent für mich. Und ich habe mich nach Kräften gewehrt. Immer wenn ich dem Franz Fürst in der Schule als Pfarrer widersprochen habe, wollte ich ihn auch persönlich abwerten.“
    „Und der Halbwidl?“
    „Noch schlimmer, Simon. Auch darüber haben wir schon geredet. Daß ich unduldsam mit ihm war, könnte ich mir zur Not noch verzeihen. Aber ich habe mir nie die Mühe gemacht, ihn als ganzen Menschen zu sehen. Er war doch einer, dem nach und nach alles aus der Hand genommen worden ist, bis er als Mesner so halbwegs Halt gefunden hat. Und ich benehme mich wie ein verliebter Narr und gönne mir einen billigen Triumph. Spätestens als ich seine Reaktion darauf gesehen habe, hätte ich erkennen müssen, wie tief er getroffen war. Und dann noch dieser Bruno Bartl. Statt meiner selbstverständlichen Pflicht als Seelsorger nachzugehen und zu versuchen, einen Zugang zu ihm zu finden, hab ich ihn als interessanten Spinner abgetan und darauf geachtet, daß er mir nicht verhungert. Macht ja ein schlechtes Bild, nicht wahr?“
    „Aber Sie haben doch in bester Absicht gehandelt?“
    „Das entschuldigt gar nichts. In der Bibel steht, daß man die Bäume an ihren Früchten erkennt. Und was waren die Früchte meines Tuns, Simon? Eine unglückliche oder auch verzweifelte Amalie, isoliert und vereinsamt. Den Bartl habe ich wie ein Engel mit dem Flammenschwert aus dem Paradies gejagt, den Halbwidl engstirnig in die Schranken verwiesen, und dem Elend des Franz Fürst habe ich mit großzügiger Gelassenheit zugeschaut. Damit habe ich aus jenen Menschen, die in besonderer Weise meine Hilfe gebraucht hätten, einen verlorenen Haufen werden lassen. So entstehen Aggressionen, Simon, das ist der Boden für Kurzschlußhandlungen.“
    „Sie denken an diese – Vorfälle?“
    „Mein Gott, der Bartl, der Halbwidl und Franz Fürst waren ja immer wieder zusammen, als irgendwie ja doch verwandte Seelen. Da kann man schon auf besoffene Ideen kommen.“
    „Weil’s mir so einfällt, zwischendurch: Das Gespräch mit der Frauen­runde, neulich. Da war doch von einem Geschenk an die Amalie die Rede. Was Bestimmtes?“
    „Ja und nein. Wir haben miteinander nachgedacht. Aber was spielt das heute noch für eine Rolle. Simon, ich fürchte, die Amalie hat Hand an sich gelegt. Auf den Tollkirschensaft könnte sie durch Franz Fürst gekommen sein – seine sogenannte Hexenküche hast du ja sicher gekannt. Und daß sie das Gift mit meinem Wein eingenommen hat, ist leider ein sehr deutlicher Hinweis auf zumindest eine Ursache ihrer Verzweiflung, auf den Pfarrer.“
    „Aber man nimmt doch nicht freiwillig so einen langwierigen und schmerzhaften Tod auf sich.“
    „Die Amalie wird wohl nicht so genau Bescheid über die Wirkung gewußt haben, Simon. Oder sie hat insgeheim gehofft, daß sie jemand rechtzeitig findet. Betteln um Zuwendung, weißt du?“
    „Ich geh dann, Herr Pfarrer.“
    „Was wirst du tun, Simon?“
    „Nachdenken.“
    Minnedienst
    Am folgenden Tag versuchte Polt erst einmal auszuschlafen. Nach nicht einmal einer Stunde voll wirrer und erschreckender Träume wachte er auf. Er trank ein großes Glas Wasser, duschte lange und überlegte, was er mit diesem Sonntag anfangen konnte.
    Am späteren Vormittag sollte eigentlich Karin Walter im Gasthaus Stelzer in Brunndorf zu finden sein. Trotz anfänglicher Bedenken bewährte sie sich nun schon seit Jahren in der anspruchsvollen, verbal noch immer männlichen Funktion des Kassiers im Sparverein.
    Polt wurde nicht enttäuscht. Als er die Gaststube betrat, sah er die Lehrerin einträchtig neben dem durchaus attraktiven Obmann des Vereins sitzen. Der Gendarm versuchte die heftig aufkeimende Eifersucht zu ignorieren, bestellte Kaffee und wartete ab. Bald hatten auch die letzen Sparer eingezahlt. Karin Walter ging auf Simon Polt zu. „Grüß dich, Lieber. Kommst du mit mir?“
    „Da fragst du noch?“
    Vor dem Gasthaus winkte Karin durch das Fenster den Zurückbleibenden zu.
    „Die sollen was zu reden haben! Was sagt denn übrigens dein Freund Höllenbauer? Der hat mich nämlich

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