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Polt - die Klassiker in einem Band

Polt - die Klassiker in einem Band

Titel: Polt - die Klassiker in einem Band Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Haymon
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Jäger verjagen ihn mit Schimpf und Schande. Aber du bist hart im Nehmen und hast Humor. Das läßt dich viel ertragen, noch dazu, weil du ja Mesner bist, was Besonderes eben. Einer, der das Vertrauen des Pfarrers hat, der viel über die Leute im Dorf weiß, und einer, der – den Pfarrer einmal ausgenommen – viel öfter der Amalie nahe ist, als irgendwer sonst. Und dann der Schock. Der Pfarrer will dich nicht mehr haben. Du weißt genau, daß er nur eifersüchtig ist, daß er einfach die Macht seines Amtes ausspielt, damit er dich kaltstellen kann. Du mußt ihn gehaßt haben dafür. Die Enttäuschungen und Demütigungen deines Lebens tun jetzt so weh, daß es nicht mehr zum Aushalten ist. Aber dann hat der duldsame Firmian eine boshafte Idee: Sollen doch alle, die ihn gekränkt haben, zu spüren bekommen, wozu er fähig ist. Erst einmal reagierst du dich noch halb im Spaß ab, hast Freude daran, die Leute hinters Licht zu führen, der Franz Fürst zollt dir Beifall, und mir gegenüber spielst du recht schlau mit der Wahrheit. Aber nach und nach spürst du so etwas wie Macht. Und davon willst du mehr. Mit dem toten Reh bist du über eine gefährliche Grenze gegangen, Firmian, auch wenn du das Tier nicht lange hast leiden lassen. Und das mit dem Revolit-Hut daneben war eine Schweinerei.“
    „Und die traust du mir zu, Simon?“
    „Eigentlich nicht. Aber was weiß man schon von einem Menschen? Und wenn ich eins zum andern zähle, wird’s noch schlimmer. Dann stiehlst du nämlich dem Franz Fürst bei Gelegenheit auch noch Tollkirschensaft.“
    Der Mesner saß steif da und schaute Polt von der Seite her an. „Aber ich hätte der Amalie doch nie im Leben etwas antun können.“
    „Das glaub ich dir. Gemeint war ja auch der Pfarrer. Er hat dich endgültig aus der Bahn geworfen. Das ist dir nach eurem bösen Streit klargeworden, und das sollte er büßen.“
    Halbwidl hatte den Kopf abgewandt und starrte lange auf die Preßhausmauer, wo seine Erinnerungsstücke hingen. „Damals schon nicht mehr, Simon“, sagte er dann ganz leise.
    „Weil ihr euch so halbwegs versöhnt habt, an dem Tag, als es geschehen ist?“
    „Ja. Noch am Vormittag hab ich die vergiftete Flasche irgendwie austauschen wollen. Aber sie war nicht mehr da.“
    „Der Pfarrer ist dir zuvorgekommen, Firmian, er hat den Wein wirklich seiner Köchin geschenkt.“
    „Das hab ich geahnt, viel zu spät, leider.“
    „Und warum hast du diesen besonderen Rotwein vergiftet? Den wollte der Pfarrer doch erst in fünf Jahren trinken.“
    „Vorerst ja. Ich hab ihm aber als erfahrener Weinbauer geraten, die Flasche doch früher zu öffnen. Das war sogar ein richtiger Ratschlag, bei diesem Jahrgang, und der 55. Geburtstag des Pfarrers ist vor der Tür gestanden. Außerdem war’s sicherer so: Den Meßwein haben ja auch Gäste im Pfarrhaus getrunken, und die hab ich nicht gefährden wollen.“
    „So war das also. Hast du eigentlich darüber nachgedacht, Firmian, warum uns der Pfarrer nie gesagt hat, wie die Amalie zu seinem Wein gekommen ist?“
    „Es wird ihm unangenehm gewesen sein.“
    „Ach was. Als die Amalie hat sterben müssen, war für den Pfarrer klar, daß du den Wein vergiftet hast. Wer hat ihn denn dazu über­reden wollen, ihn bald zu trinken?“
    „Du meinst …?“
    „Ich meine, er hat versucht dich zu decken, weil er auch seine eigene Schuld erkannt hat. Muß schwer genug auf sein priesterliches Gewissen gedrückt haben. Und die Frauenrunde wollte er so nebenbei natürlich auch heraushalten.“
    „Und ich will so einem Menschen ans Leben!“
    „Weißt du übrigens, wie Tollkirschengift wirkt?“
    „Ja, so ziemlich.“
    „Dann hättest du eigentlich damit rechnen können, daß der Pfarrer rechtzeitig behandelt und damit gerettet wird. Überleg dir gut, was du sagst, Firmian.“
    „Ich hab daran gedacht. Wär Strafe genug gewesen. Aber auch den Tod des Pfarrers hab ich damals in Kauf genommen.“
    „Du redest dich um Kopf und Kragen.“
    „Weiß ich. Einmal in meinem Scheißleben will ich etwas ordentlich zu Ende bringen.“
    „Wie bist du denn auf die Idee gekommen?“
    „Hab ich aus der Zeitung. In Italien hat ein Mesner Unkrautgift in den Meßwein getan, muß entsetzlich geschmeckt haben. Das hab ich als Weinbauer natürlich nicht übers Herz gebracht. Tollkirschensaft ist da schon was anderes.“
    „Und jetzt, auch wenn’s weh tut, noch einmal zur Amalie.“
    „Natürlich war ich zu Tode erschrocken, als ich entdeckt habe,

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