Polt - die Klassiker in einem Band
Kollege Mank? Konspiratives Treffen, bevor es aus ist mit der brüderlichen Zusammenarbeit und dem vertraulichen Gemauschel?“
„Privatvergnügen. Ich bin schon außer Dienst.“
„Weiß ich. Gratuliere übrigens zu Ihrem hübschen kleinen Karriereschritt.“
„Danke.“
„Hat nicht wirklich begeistert geklungen. Nicht meine Sache, jedenfalls. Ich bin nur da, um rasch ein paar Dinge zu klären. Die Obduktion läuft ja noch.“ Er klopfte auf das Kuvert. „Das hier haben wir bei der Leiche gefunden. Autoschlüssel, ein paar Münzen, Papiertaschentücher, eine Geldbörse mit ein paar Euro und Tschechenkronen drin und einen Reisepaß. Der Amtsarzt hat das Gesicht der Leiche ein wenig zurechtgebastelt, und es schaut dem Foto im Paß überzeugend ähnlich. Ferdinand Lutzer ist der Name. Hat es den gegeben, in dieser Gegend?“
Harald Mank schaute überrascht auf. „Der Lutzer Ferdl! Und ob’s den gegeben hat.“
„Wohnhaft?“
„Da und dort. Zuletzt im Haus von der Frau Habesam, soviel ich weiß.“
„Wir prüfen das nach, die Wohnung wird versiegelt. Beruf?“
„Keiner und alle.“
„Sie treiben die Exaktheit Ihrer Ausdrucksweise auf eine beunruhigende Spitze, Herr Kollege. Also, was hat er gemacht, der teure Verblichene?“
„Irgendwelche Geschäfte, und ausgeholfen hat er im Pfusch.“
„Zum Beispiel auch bei diesem Herrn Fürnkranz?“
„So ziemlich bei jedem, irgendwann einmal.“
„Erhellend. Wie steht es mit Angehörigen?“
„Vom Vater weiß man nichts, die Mutter ist vor zwei Jahren gestorben. Geschwister hat er keine, glaub ich.“
„Verheiratet?“
„Der?“
„Na ja, so alt war er nicht. Und auf dem Foto schaut er ganz passabel aus.“
„Eben. Ein Hallodri, hat sich’s genommen, wie er’s gebraucht hat.“
Kratky war aufgestanden. „So ist das also. Wir sehen uns später, meine Herren, wenn Sie vielleicht doch wieder einmal Dienst machen. Bis dann!“
Mit einer unwilligen Geste schob Mank seine Kaffeetasse von sich weg. „Der Lutzer Ferdl! Was sagst du dazu, Simon?“
Polt betrachtete mit Abscheu den Rest seines Topfenbrotes. „Kein Guter, bei Gott nicht! Aber Gauner auch wieder keiner. Mir hätt er den Wasserhahn im Bad richten sollen. Ich warte seit vier Monaten drauf.“
„Hast ihm eine Anzahlung gegeben?“
„Ja.“
„Alles klar, das war der Fehler. Aber wie dieser Mensch in die Weinpresse vom Fürnkranz Karl gekommen ist, bleibt ein Rätsel. Na ja, jetzt geht es einmal darum herauszufinden, was er so gemacht hat, in der Zeit vor seinem Tod, und mit wem er zusammen war. Wahrscheinlich fängt damit unsere letzte gemeinsame Arbeit an, Simon.“
„Möglicherweise auch unsere dreckigste.“
„Wie meinst du denn das?“
„Gar nicht. Nur so ein ungutes Gefühl.“
„Gefühl! Wenn das der Kratky hört!“
„Der hört’s ja nicht.“
Endzeit
Polt vertrödelte und verschlief den Rest des Tages und brachte einen ruhigen Nachtdienst hinter sich. Am folgenden Sonntagmorgen fühlte er sich wach genug für eine kleine Reise nach Brunndorf und holte sein Fahrrad hervor. Schon seit Wochen hatte es nicht mehr geschneit, und nur noch zwischen den Reihen der Rebstöcke und in den Ackerfurchen lag ein wenig Schnee. Zwar blieben die Kellergassen und Güterwege vereist, doch die Straßen waren trocken.
Am Sonntag zog es Polt gewöhnlich in das Brunndorfer Gasthaus Stelzer. Ein Grund dafür war, daß sich die lebhaften Stammtischgespräche immer wieder als recht informativ für einen Gendarmen erwiesen. Viel mehr zählte aber der Umstand, daß der Sparverein seine Bücher öffnete und daß die Hüterin der Kasse Karin Walter hieß. Diesmal sollte Polt allerdings enttäuscht werden. Als er die Wirtsstube betrat, sah er neben dem Obmann den Toni Widhalm sitzen, Karins Stellvertreter. Polt bemühte sich, seiner Stimme einen betont gleichmütigen Klang zu geben. „Was ist denn los mit ihr?“
Widhalm grinste breit. „Die vertreibt sich ihre Zeit im Bett. Mit einer Grippe, oder so. Man wird ja sehen, ob sie durchkommt.“
Polt beschränkte sich auf einen strafenden Blick und ging zur Schank. „Ein Tee wär mir recht.“
Martin Stelzer griff nach einer Tasse. „Und was hinein?“
„Nichts.“
„Geht’s dir nicht gut, Simon?“
„Im Gegenteil. Fällt dir nichts auf an mir?“
„Müd schaust drein.“
„Möglich. Und einen Kilo hab ich abgenommen!“
„Richtig! Ganz schlank bist geworden, um den Mittelfinger. Aber im Ernst: Schreckliche Sache mit
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