Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Polt - die Klassiker in einem Band

Polt - die Klassiker in einem Band

Titel: Polt - die Klassiker in einem Band Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Haymon
Vom Netzwerk:
Kellertür ab. Fürnkranz näherte sich den Männern. In der rechten Hand hielt er ein paar ineinandergeschobene Kostgläser. „Da bin ich wieder. Wollt ihr was trinken?“
    Polt war irritiert. „Nein.“ Dann fragte er die anderen: „Nein, nicht wahr? – Alles erledigt, Herr Fürnkranz?“
    Der Weinbauer stellte die Gläser auf ein Faß. „Ja.“
    „Und?“
    „Klarer Fall für die Kriminalabteilung, hat der Postenkommandant gesagt. Dann hat er noch mit einem Landesgendarmerieinspektor Kratky telefoniert.“
    „So, mit dem. Die Tatortgruppe wird schon unterwegs sein.“ Polt seufzte unwillig. „Und was ist sonst noch geredet worden?“
    „Natürlich wollten sie wissen, wer von gestern bis heute im Preßhaus war.“
    „Die Antwort?“
    „Ich. Und dann wir.“
    „Wer hat den Schlüssel?“
    „Zwei Schlüssel gibt es. Einer steckt jetzt oben im Schloß, und einer hängt zu Hause in der Hofeinfahrt.“
    „Gut, ist jetzt einmal egal. Davon wird noch oft genug die Rede sein.“ Polt dachte nach. Dann rückte er den Gläserstapel zurecht, bis er senkrecht stand. „Der Kratky ist ein eigenartiger Mensch, nicht gerade angenehm. Es kommt allerhand auf uns zu, auf Sie besonders, Herr Fürnkranz. Wenn es irgendwas zu sagen gibt …, ich hab keine Uniform an, heute.“
    Fürnkranz lachte leise. „Mein Gott, unser Simon Polt! Ein Mensch, der ab und zu einem Gendarmen ähnlich schaut, wenn es sein muß. Oder ein Gendarm, der ein Mensch ist, wenn’s grad gut paßt.“
    „Wie Sie meinen, man kann’s natürlich auch so sehen.“
    Fürnkranz schaute Polt forschend ins Gesicht. „Beleidigt? Oder gar gekränkt? Das hat gerade noch gefehlt. Aber ich habe nichts zu erzählen, beim besten Willen nicht. Ja, vielleicht, wenn ich erst einmal weiß, wer da oben liegt …“
    „Keine Ahnung, wer es sein könnte?“
    „Na ja, der Steuerprüfer vom letzten Jahr wär mir ganz recht.“
    „Ich versteh nicht, daß Sie zu blöden Witzen aufgelegt sind, Herr Fürnkranz.“
    „Versteh ich auch nicht. Hab ich nie verstanden. War in meinem ganz persönlichen Bauerntheater schon immer Hauptdarsteller und Zuschauer in einer Person.“
    „Verbittert?“
    „Ach wo. Noch Fragen?“
    „Lassen Sie das Theater einmal beiseite. Was bleibt dann übrig?“
    „Groteskes Unglück.“
    „Wie geht es Ihnen denn wirklich, Herr Fürnkranz?“
    „Was ist schon wirklich?“
    „Wann waren Sie gestern eigentlich das letzte Mal im Preßhaus?“
    „Gegen sieben am Abend, alles vorbereiten. Dann habe ich mich beeilt, nach Hause zu kommen: Universum, so ziemlich das einzige, was ich mir anschau im Fernsehen.“
    „Ja, und heute früh, als Sie ins Preßhaus vorangegangen sind …, ist Ihnen irgend etwas aufgefallen?“
    „Nein. Aber es hätte schon was Besonderes sein müssen. Ich war ja auf die Arbeit konzentriert. Na ja, einen Moment war der Eindruck da, als wär der Geruch irgendwie anders.“
    „Wie anders?“
    „Kann ich nicht sagen.“
    „Geht der Martin eigentlich ins Preßhaus, dann und wann?“
    „So gut wie nie und schon gar nicht im Winter. Am Weinbau hat er kein Interesse. Und das Trinken macht ihm in der Disco mehr Spaß. Außerdem kann er nur mit mir ins Preßhaus, weil er noch keinen eigenen Schlüssel hat. Den bekommt mein Herr Sohn erst, wenn er trocken ist hinter den Ohren.“
    „Er weiß aber, wo er hängt, der Schlüssel?“
    „Klar.“
    „Und könnt er ihn nicht einmal nehmen, einfach so?“
    „Ja. Einmal und das letzte Mal.“
    „Wo war er gestern abend?“
    „Sie sollten fragen, wie er war, Herr Polt. Gegen neun hat jemand geklopft. Ich hab das Hoftor aufgemacht, und der Martin ist mir in die Arme gefallen. Stehen hat er nicht mehr können. Und seine feinen Freunde, die ihn bei mir abgegeben haben, waren schon weg. Der schläft noch immer, wenn er nicht grad über der Klomuschel hängt.“
    „Passiert das öfter?“
    „So arg war’s noch selten.“
    „Da fällt mir was ein, Herr Fürnkranz. Als wir den Preßkorb gefüllt haben …“
    „Was soll da gewesen sein?“
    „Nichts. Aber haben Sie sich nicht gewundert, daß weniger drin Platz hat als sonst?“
    „Jetzt haben Sie mich erwischt, Herr Polt. Ich war tatsächlich ein paar Augenblicke lang unsicher. Aber Eiswein habe ich schon seit vielen Jahren nicht mehr gepreßt. Und die gefrorenen Trauben liegen natürlich lockerer im Korb. Und dann habe ich mir überlegt, daß ihr drei wahrscheinlich wie die Wilden geschaufelt habt, weil euch so kalt

Weitere Kostenlose Bücher