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Polt - die Klassiker in einem Band

Polt - die Klassiker in einem Band

Titel: Polt - die Klassiker in einem Band Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Haymon
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dem Fürnkranz. Weiß man schon, wen es erwischt hat?“
    „Den Lutzer Ferdl.“
    „Da schau her, den. Ein Falott war er ja. Aber das hat er sich nicht verdient.“
    Polt nippte lustlos an seinem Tee. „Der Fürnkranz weiß inzwischen auch schon Bescheid. Einer von diesen Kriminalbeamten war bei ihm. Soll’s recht locker genommen haben.“
    „Wundert mich gar nicht, Simon. Dem hast nicht einmal beim Begräbnis von seiner Frau was angemerkt. Dabei hat er sie wirklich gern gehabt, nach allem, was man weiß. Na ja. Irgendwie wird es jedenfalls weitergehen.“ Stelzer wandte sich dem Sportlerstammtisch zu. „Ich komm ja schon, bevor euch der Durst umbringt.“
    Jetzt erst bemerkte Polt eine Tischrunde, die er noch nie im Wirtshaus gesehen hatte. Bislang war er der Meinung gewesen, daß der Pensionistenstammtisch mit einem Durchschnittsalter um die Siebzig kaum noch zu übertreffen war. Doch für jene Frauen und Männer, die sich im trauten Halbdunkel neben dem Eingang zur Küche versammelt hatten, waren Siebzigjährige vermutlich noch nicht ganz trocken hinter den Ohren. „Wer sind denn die?“ flüsterte Polt.
    Martin Stelzer trat dicht an ihn heran. „Das ist der Brunndorfer Kühlhausverein. Natürlich von gestern, das alles, wo doch jeder eine Tiefkühltruhe zu Hause hat, heutzutage. Aber sechzehn Mitglieder hat er noch, der Verein, höchstens fünf kommen zur Generalversammlung, aber vier davon sind nicht mehr ganz fit. Wenn die ihre Stirbl Kathi nicht hätten! Die bringt Schwung in die Sache. Und ihre 98 Jahre steckt sie weg wie nichts.“
    Polt schlug sich mit der flachen Hand gegen die Stirn. „Natürlich! Daß ich die nicht gleich erkannt habe! Eine alte Freundin von mir.“
    „Da kannst von Glück reden, Simon. Ihre Feinde haben nämlich nichts zu lachen. Na, und im Verein ist sie eben alles gleichzeitig: Obfrau, Kassierin und Putzfrau. Solltest einmal sehen, wie das abläuft, streng statutengemäß. Heute sind s’ schon fertig. Bin gespannt, wie viele nächstes Jahr kommen werden.“
    Polt lächelte. „Alle, hoffentlich. Ah, jetzt hat mich die Kathi bemerkt.“
    Frau Stirbl näherte sich energisch der Schank und nahm dabei Sessellehnen oder auch Schultern von Gästen zu Hilfe. „Da schau her, der junge Polt!“ Ihre Stimme war heiser, aber kräftig. „Was sagst du denn zu unserem Verein, Simon? Willst nicht beitreten? Wir könnten eine Auffrischung brauchen, bei Gott!“
    „Ich wüßte nicht, was ich einfrieren sollte bei euch, Frau Stirbl.“
    „Na, irgendwas halt. Aber dann eben nicht. Trotzdem gut, daß ich dich seh!“
    „Was ist denn los?“
    „Der Alois ist weg, seit drei Tagen schon.“
    „Aber …, verstehen Sie mich recht … Das mit Ihrem Mann ist doch schon länger her, viele Jahre.“
    „Kindskopf. Der Alois ist ein Hund. Zugelaufen ist er mir. Und dann hab ich ihn so genannt, damit ich mich nicht umgewöhnen muß, beim Schimpfen. Nicht daß es mir fehlen tät, das Mistvieh, aber man gewöhnt sich irgendwie dran. Und so.“
    „Versteh schon. Wie schaut er denn aus, der Alois?“
    „Schrecklich. Große Ohren, große Pfoten. Der Rest ist klein geblieben. Ja, und dann noch: Wenn du ihn mit seinem Namen rufst, rennt er weg.“
    „Nicht zu verkennen also, der Gute. Wir setzen ihn auf die Fahndungsliste.“
    „Ganz schön frech, der junge Polt.“
    „War nicht so gemeint. Ich werd mich schon umschauen, nach dem Alois!“
    Polt verabschiedete sich artig von Frau Stirbl und machte sich auf den Weg zu Aloisia Habesams Kaufhaus. Natürlich war es am Sonntag geschlossen. Doch es gab auch eine Hintertür, und die war fast immer offen. Polt wurde nicht enttäuscht und trat ein. Auf seinen lauten Gruß hin tauchte die Kauffrau aus den Tiefen ihrer Lagerräume auf. Polt erschrak, als er bemerkte, daß sie geweint hatte. Frau Habesam war tüchtig in ihrem Beruf, überaus begabt in der Verbreitung halber und ganzer Wahrheiten und geradezu genial, was die Beschaffung der notwendigen Informationen betraf. Polt hätte ihr alles zugetraut, nur keine nassen Augen. „Um Himmels willen, was haben Sie denn?“
    „Ich? Haben?“ Hastig wischte sie sich übers Gesicht. „Nachgedacht hab ich halt darüber, wie alles weitergehen soll.“
    „Was denn alles?“
    „Na, das Geschäft, sonst hab ich ja nichts. Überall sperren diese neuen Selbstbedienungsmärkte auf. Dort kaufen s’ ein, wie die Wilden, meine Wiesbachtaler. Und zu mir kommen s’ dann um ein Packl Milch. Vor ein paar Minuten wollt

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