Polt - die Klassiker in einem Band
Schönen aufs Knie, und das war’s dann auch.“
„Und was hatten Albert Hahn und seine Freunde dort zu suchen?“
„Sie haben mir doch von den absonderlichen Saturnalien im Brunndorfer Haus erzählt. In der Geisha Bar haben sie ihre urbane Entsprechung gefunden. Albert Hahn hat dort eine Menge Geld ausgegeben und er konnte sich fast alles erlauben.“
„Und Swoboda und Pahlen waren wieder einmal die peinlichen Hauptdarsteller?“
„Ihr Scharfsinn beunruhigt mich allmählich, Kollege Polt. Ich habe mich lange mit den Bardamen dort unterhalten. Natürlich war allen das unverhoffte Geld willkommen. Aber sie sind eigentlich auch ganz froh darüber, daß Albert Hahn nicht mehr kommt. Sie haben wohl gespürt, daß es nicht um Lust und Laster ging, sondern um pure Bosheit. Außerdem dreht es auch einer abgebrühten Liebesdienerin irgendwann einmal den Magen um.“
Polt nickte langsam. „Ich kann mir ungefähr vorstellen, wie solche Abende gelaufen sind. Wissen Sie übrigens, wo Swoboda und Pahlen gestern abend waren, als die Sache mit Bartl passiert ist?“
Kratky klopfte mit dem Zeigefinger auf den Schreibtisch. „Sie waren hier in Burgheim, und sie sind immer noch da. Ich will mich nicht vor der Arbeit drücken, aber ich denke, Ihnen gegenüber könnten die beiden ja doch gesprächiger sein.“
„Vielleicht.“ Polt dachte eine Weile nach. „Ich würde aber gerne vorher noch mit Frau Hahn reden.“
„Tun Sie, was Sie nicht lassen können“, sagte Kratky, stand auf und ging zur Tür, die ins Büro des Dienststellenleiters führte.
„Der arme Bartl“, sagte Grete Hahn und trocknete die vom Abwaschen nassen Hände mit einem blauen Geschirrtuch. Polt saß auf der ihm schon vertrauten Küchenbank. „Er mag Sie übrigens“, sagte er.
„Ich weiß. Ich bin der Schwarm vieler Männer. In den 50er Jahren war ich übrigens einmal Miß Strandbad in Floridsdorf. Hat sich aber ziemlich rasch gelegt, das mit der Schönheit.“
„Ironie bringt uns nicht weiter.“ Polt seufzte. „Es gibt viele im Dorf, die Bartl verachten, aber keinen, der ihm etwas antun würde. Doch er könnte irgendwie für Florian Swoboda oder diesen Dipl.-Ing. Pahlen gefährlich geworden sein.“
„Sie meinen, er hat an einem dieser Abende bei uns etwas erfahren, das er besser nicht wissen sollte?“
„Gut möglich.“
„Wenn ich nicht gezwungen wurde, dabeizusein, war ich meistens oben, im Schlafzimmer. Manchmal habe ich auch nichts mehr mitbekommen, weil ich betrunken war. Aber natürlich steckte jeder Satz meines Mannes voller Anspielungen.“
„Haben Sie gewußt, daß Swoboda arm wie eine Kirchenmaus ist?“
„Wirklich? So etwas Ähnliches habe ich geahnt. Jedenfalls hat er unter Alberts Bosheiten noch am wenigsten gelitten. So lange er seinen aufgeblasenen Lebenswandel finanzieren konnte, war er auch bereit mitzuspielen. Er ist ein harmloser Narr.“
„Und der Architekt?“
„Kein Narr und nicht harmlos. Ich kann mir bis heute nicht erklären, was diesen Mann dazu gebracht hat mitzumachen.“
„Ich kenne mich da nicht so aus …“ Der Gendarm spielte verlegen mit der neben ihm liegenden Kundenzeitung der Fleischerinnung, „aber könnte es nicht auch so sein, daß Pahlen irgendwie Spaß an diesen Erniedrigungen hatte – ich meine, Masochismus oder so?“
Grete Hahn versuchte erst gar nicht, ein Lachen zu unterdrücken. „Da sind Sie bei mir richtig, Inspektor. Ich kenne mich nämlich aus, und die Unterwerfung des Herrn Architekten unter die Launen meines Mannes war nicht eine Sekunde lang lustvoll.“
„Entschuldigen Sie“, sagte der Gendarm mit spröder Stimme, „aber weil wir schon beim Thema sind: Und Ihre – ich nenn’s auch Unterwerfung?“
„Ich weiß es nicht“, antwortete Grete Hahn. „Ich weiß es wirklich nicht.“
Das Schlafzimmer im ersten Stock
„Die Verdächtigen rennen uns schon die Tür ein“, sagte ein Kollege, als Simon Polt in die Dienststelle kam. „Herr Dipl.-Ing. Pahlen wartet auf dich, beim Kirchenwirt.“
„Das rettet mich vor dem Hungertod“, entgegnete Polt zufrieden und war auch schon wieder unterwegs. Der Architekt saß ausgerechnet dort, wo Bartls Lieblingsplatz war, vor ihm stand ein Glas Mineralwasser. Nervös blickte er hoch, als der Gendarm eintrat. „Es ist wirklich sehr freundlich von Ihnen, Herr Inspektor, daß Sie gekommen sind.“
„Ich bin nicht freundlich, Sie ersparen mir einen Weg“, stellte Polt richtig. „Darf ich schnell noch eine Kleinigkeit
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