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Polt - die Klassiker in einem Band

Polt - die Klassiker in einem Band

Titel: Polt - die Klassiker in einem Band Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Haymon
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fragen Sie mich? Grete Hahn hält mein Schicksal in ihren lilienweißen Händen, aber ich fürchte fast, sie wird es fallenlassen.“
    „Mit den Festen ist es wohl auch vorbei?“
    „Für Albert waren das vielleicht Feste. Ich habe grausam hart gearbeitet und bin verteufelt gut dafür bezahlt worden.“
    „Erzählen Sie!“
    „Ich erzähle nicht. Privatsache, für Sie unerheblich.“
    „Wie stehen Sie zu Ihrer Frau?“
    „Zu Bibsi? Gut, aber das geht Sie erst recht nichts an.“
    „Warum haben Sie eigentlich bei der Verkostung den Herrn Bartl in der Runde geduldet?“
    „Bestimmt nicht aus Mitgefühl. Aber ich kenne doch Ihr weiches Herz und Ihr empfindsames Gemüt, Herr Gendarm. Ein Hinauswurf hätte Sie geschmerzt, und ich wollte Sie doch bei Stimmung halten.“
    „Und warum?“
    „Es war doch einer meiner letzten großen Auftritte als Freund edler Weine und gewählter Worte, den wollte ich mir nicht verderben. Außerdem hatten Sie sich für Ihre gute Tat eine ungetrübte Belohnung verdient. War wirklich verdammt anständig von Ihnen, damals, als Sie mich aufgelesen haben.“
    „Aber heute bin ich Ihr Feind, nicht wahr?“
    „Kann ich nicht sagen. Aber man ist eben vorsichtig geworden in dieser bösartigen Welt.“
    „Haben Sie Freunde?“
    „Werner Pahlen ist ein einigermaßen unterhaltsames Wrack. Irgendwie passen wir zusammen.“
    „Und wie stehen Sie zu Grete Hahn?“
    „Herr Gendarm! Wäre das hier eine Talkshow, würde ich jetzt aufstehen, das Mobiliar zertrümmern und das Studio verlassen.“
    „Sie verachten sie?“
    „Nein, verflucht noch einmal.“
    „Also haben Sie mit ihr geschlafen?“
    In diesem Augenblick ergriff Florian Swoboda das gefüllte Glas, um es Polt ins Gesicht zu schleudern, der blitzschnell auswich. „Du uniformierter Scheißkerl!“ brüllte Swoboda.
    Polt betrachtete den roten Fleck auf der weiß getünchten Wand. „Schade um den Wein.“
    „Da haben Sie auch wieder recht“, sagte Swoboda leichthin. „Sie sollten eben nicht die Ehre sittsamer Weiber in Frage stellen.“
    „Also was ist jetzt?“ beharrte Polt.
    Swoboda ließ die Schultern hängen und wurde übergangslos ernst. „Glauben Sie nicht, Herr Inspektor, daß die Grete und ich jemals Lust daran gehabt haben, und es ist ja auch immer nur passiert, wenn wir beide stockbesoffen waren. Da gibt es ein Gedicht von Theodor Kramer. Warten Sie … ‚Sommer in Bayswater‘ ist der Titel … ich schleich mich zu dir, aber nicht um zu ruhn, / ich lehr dich, was käufliche Weiber nur tun …“
    „Kramer?“ Polt grübelte. „Der war doch aus einer Weingegend?“
    „Niederhollabrunn.“ Swoboda lächelte versonnen. „Gedichte sind sonst nicht meine Sache. Aber der Kerl liest sich wie schwerer Wein. Lassen wir das.“
    „Wie ist das mit Bruno Bartl? Hat er von Ihnen und Frau Hahn gewußt?“
    „Jetzt fangen Sie schon wieder an, mich zu ärgern. Dieser Mensch hat sich doch längst das Hirn weggesoffen. Ein lebender Leichnam mit recht spaßigen Halluzinationen. Lassen Sie mich mit dem in Frieden. Aber der liebe Albert hat uns eines Tages dabei erwischt.“
    „Und?“
    „Und! Und! Erst hat er herzlich gelacht, dann wollte er, daß wir weitertun. Ich habe natürlich nicht mehr gekonnt, da hat er mich in den nackten Arsch getreten und mich mit dem Fuß auf ihr niedergehalten. Als ich es endlich schaffte wegzurennen, stieß er die Grete über die Stiege hinunter. Den Rest wissen Sie vermutlich schon von ihr.“
    „Ja. Und Sie haben ihr nicht geholfen?“
    „Wie denn? Ich konnte doch kaum noch stehen, so blau war ich.“
    „Zum Rennen hat’s aber gereicht.“
    „Vielleicht sollten Sie noch wissen, heldenhafter Hüter der Gesetze, daß ich nicht nur ein Angeber, sondern auch noch ein Feigling bin.“
    „Gut. Und was hat Ihnen der Bartl getan?“
    „Nichts, in Dreiteufelsnamen.“
    „Kommen wir auf Albert Hahn zurück. Spätestens seit dem Tritt in den Arsch haben Sie ihn ja nicht mehr wirklich geliebt, oder?“
    „Ich lasse Sie einen weiteren Blick in die Abgründe meiner schwarzen Seele tun: Einerseits juckte es mich ordentlich in den Fingern, dieses Aas um die Ecke zu bringen, andererseits hat er schon am nächsten Tag kein Wort mehr über die leidige Angelegenheit geredet und mich mit einem schönen Batzen Geld verwöhnt.“
    „Weiß Ihre Frau davon?“
    „Lassen Sie die gefälligst aus dem Spiel.“
    „Da fällt mir etwas ein: Angenommen, Bruno Bartl hätte die Ereignisse damals ja doch

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