Polt - die Klassiker in einem Band
Brunner und Josef Schachinger. „Grüß Gott, miteinander“, sagte Polt, und die vier grüßten zurück.
Der Kurzbacher hob sein Glas gegen das Licht. „Im Jänner muß ich filtrieren. Mir geht schon der Wein aus. Was möchtest du trinken, Simon?“
„Was ihr trinkt.“
„Also einen Grünen.“ Wenig später kam Kurzbacher mit dem vollen Tupfer zurück und füllte die Gläser.
„Was macht der Dienst, Herr Inspektor?“ fragte Christian Wolfinger leichthin. „Alles im Griff?“
„Endlich, ja, so ziemlich“, sagte Polt, der nicht wirklich lügen wollte.
„Und dem Herrn Swoboda geht es jetzt an den Kragen, nicht wahr?“
„Es schaut nicht gut für ihn aus.“
Wolfinger lachte auf. „Dafür ist unser Bruno Bartl wieder bei bester Laune. Wie ist das eigentlich zugegangen damals?“
Polt berichtete.
Da meldete sich Josef Schachinger zu Wort. „Darf man wissen, warum? Ich meine, der Bartl ist doch ein harmloser Säufer. Wer auf den einschlägt, tut’s wohl aus purer Mordlust.“
Simon Polt trank einen vorsichtigen Schluck. Dann kam er auf Swobodas Verhältnis mit Frau Hahn zu sprechen und auf dessen Angst, Bartl könnte zu viel darüber wissen.
Wolfinger unterbrach Polt. „Das kann dem Schwein doch egal gewesen sein, der hat sich ja auch sonst keine große Mühe gemacht, etwas zu vertuschen.“
„Das stimmt. Aber es gibt eine Ausnahme. Florian Swoboda hat eine Ehefrau, ich glaube, sie heißt Brigitte. Jedenfalls nennt er sie Bibsi.“
„Ich kenn das Monstrum.“ Wolfinger lachte verächtlich. „So breit wie hoch.“
Polt nickte. „Ja, das ist sie. Aber der widerliche Angeber und das fette Monstrum haben einander wirklich gern.“
„Tatsache?“ Wolfingers Gesicht spiegelte ungläubige Überraschung.
„Ja, Tatsache. Inzwischen weiß ich, daß sie als Putzfrau arbeitet, damit wenigstens etwas Geld ins Haus kommt, und natürlich besucht sie ihren unglückseligen Florian so oft wie nur möglich im Untersuchungsgefängnis. Swoboda hatte panische Angst, daß Bibsi durch den Bartl etwas von ihm und Frau Hahn erfährt.“
„Ich versteh diesen Menschen nicht“, mischte sich Josef Schachinger ein.
„Ja, glauben Sie denn, ich?“ Polt stellte sein leeres Glas hart auf den Tisch. „Eine männliche Hure, läßt sich für viel Geld von Albert Hahn alles, aber auch wirklich alles gefallen, und hat dann Angst um den letzten Rest Geborgenheit in Gestalt einer fetten, aber treuen Partnerin.“
„Wie haben Sie ihn herumgekriegt?“ wollte Schachinger wissen, und in seiner Stimme klang so etwas wie widerwillige Anerkennung mit.
„Fragen Sie mich was Leichteres. Ich glaube, ich habe einfach Glück gehabt und ihn im idealen Augenblick an der richtigen Stelle erwischt.“
„Und wie will er das mit dem Albert Hahn gemacht haben?“ wollte Kurzbacher wissen.
Polt erzählte von den losen Ziegeln in der Trennwand und den Hinweisen, die er von Frau Hahn bekommen hatte.
Kurzbacher schüttelte empört den Kopf. „Alles Angeberei, sag ich dir, Simon.“
„Und wie kommst du darauf, Friedrich?“
„Weil ich weiß, daß er es nicht war.“
„Und wer war es dann?“
Für Sekunden blitzten die Augen Kurzbachers entschlossen auf, doch dann warf er nur einen Blick auf die anderen Weinbauern und sagte ruhig: „Wir reden schon noch darüber.“ Ohne zu fragen, holte er eine Flasche Riesling aus einem dunklen Seitengang, entkorkte sie vorsichtig und schüttete mit einer schwungvollen Handbewegung ein wenig Wein auf den sandigen Kellerboden. Dann goß er die Gläser voll. „Mein Roter ist nicht so besonders“, wandte er sich Josef Schachinger zu, „aber mit dem da habe ich eine bessere Hand, glaube ich wenigstens.“
Die Runde kostete und Schachinger machte ein anerkennendes Gesicht. „Sehr anständig. Bringt der alte Kurzbacher doch noch was zuwege.“
Simon Polt war unruhig, Angst hatte er auch, aber er wagte es nicht, neugierig zu sein oder zu drängen. Er ertappte sich dabei, diese verschworene Männerwelt in den Kellern zum Teufel zu wünschen.
Karl Brunner, der den ganzen Abend kaum etwas geredet hatte, brach endlich das Schweigen. „Haben Sie den Albert Hahn eigentlich persönlich gekannt, Herr Inspektor?“
„Natürlich. Die ersten ernsthaften Auseinandersetzungen hat es gegeben, als die Sache mit dem kleinen Schachinger passiert ist. Albert Hahn hat behauptet, den Buben für eine Unterredung in den Keller geholt zu haben, mit Nachdruck, aber ohne Gewalt. Ich weiß nicht, was Sie von mir
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