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Polt - die Klassiker in einem Band

Polt - die Klassiker in einem Band

Titel: Polt - die Klassiker in einem Band Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Haymon
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schmal, er griff nach einem großen Schraubenschlüssel und schleuderte ihn mit einer wütenden Handbewegung in den Weingarten. „Verdammt. Daneben. Ausrotten sollte man diese Feldhasen. Fressen die jungen Triebe weg, Viecher, elende. Aber die Jäger wollen ja auch was zum Totschießen haben, nicht wahr?“
    „Eine letzte Frage: Haben Sie an diesem Nachmittag, Sie wissen schon, den Klaus und seine Freunde gesehen?“
    „Nein, habe ich nicht. Aber vielleicht waren sie unten bei der Höhle.“ Gapmayr schaute ungeduldig auf die Uhr.
    „Ja, vielleicht.“ Polt hob die Schultern. „Dann werde ich eben gehen.“
    „Tun Sie das, Herr Inspektor. Anständige Leute haben nämlich eine anständige Arbeit. Und die will getan sein.“
    Simon Polt bog noch vor der Burgheimer Kellergasse in einen schmalen Weg ein, der zwischen Weingärten talwärts führte. Er war jetzt verteufelt müde und fühlte sich schlecht. Doch er wollte sich unbedingt noch bei dem stillgelegten Ziegelofen umschauen. Der Betrieb war seit Jahrzehnten eingestellt. In einem der Verwaltungsgebäude wohnte ein altes Ehepaar, hielt ein paar Hühner und eine Ziege und pflegte die Obstbäume.
    Polt war schon lange nicht mehr hier gewesen. Erst jetzt fiel ihm die eindrucksvolle Größe dieser Anlage auf. Dort, wo früher Lehm abgebaut worden war, schob sich eine flache Bucht mit steilen Ufern ins Hügelland, am anderen Ende gab es eine nutzlos gewordene Transformatorstation und sogar eine Kapelle. Die Verwaltungsgebäude und der Ringofen mit dem hochragenden Schlot standen im Zentrum, sogar das mächtige Dach, unter dem die Ziegel zum Trocknen aufgeschichtet worden waren, schien noch so halbwegs in Ordnung zu sein.
    Von den zwei alten Leuten war nichts zu sehen, und Polt wollte sie auch nicht stören. Er lehnte sein Fahrrad an einen windschiefen Bretterverschlag und ging langsam zum Ziegelofen. Er mußte sich kaum bücken, um durch eine der großen Öffnungen ins Innere zu gelangen. Im kühlen Halbdunkel schaute er nach oben. Das Gewölbe machte einen beruhigend massiven Eindruck. Vorsichtig, Schritt für Schritt, ging er weiter. Der Gendarm hatte fast einen Halbkreis vollendet, als er ein Geräusch hörte. Instinktiv duckte er sich und bemerkte, daß er gerade noch einem Ziegel ausgewichen war, der mit dumpfem Schlag an der Mauer zerbrach. Jetzt waren eilige Schritte zu vernehmen. Polt rannte los und verlangsamte gleich darauf sein Tempo, weil er sah, daß einer der Flüchtenden gestolpert war und liegenblieb. Als Polt neben der kleinen Gestalt kniete, erkannte er, daß er den Jüngsten der Viererbande vor sich hatte. Robert Öller lag auf dem Bauch und weinte. Polt drehte ihn um. „Hast du dir weh getan?“ Mit heller Panik im Gesicht schaute ihn der Bub an. „Nein, Herr Inspektor.“ Inzwischen waren die anderen drei zurückgekommen. Klaus Wieser schob sich energisch vor seine Freunde. „Ich war das mit dem Ziegel. Verhaften Sie mich jetzt?“
    „Dummkopf.“ Polt setzte sich auf einen Mauervorsprung. „Aber du hättest mir ganz schön weh tun können, weißt du das?“
    „Ich wollte Sie erschlagen, Herr Inspektor“, sagte Klaus dramatisch.
    „So ungefähr, wie man einen Drachen tötet? Hört einmal zu, ihr vier. Irgendwann ist jedes Spiel zu Ende, und das echte Leben fängt an. Natürlich gibt es auch in Wirklichkeit Helden. Aber die werfen nicht mit Ziegeln nach harmlosen Gendarmen.“
    „Sondern?“ Die Stimme von Klaus zitterte.
    „Die haben den Mut zu sagen, was sie wissen, auch wenn es weh tut oder peinlich ist oder vielleicht sogar gefährlich.“
    Ein langes Schweigen folgte. Klaus schaute an Polt vorbei, die anderen drei schauten auf ihren Anführer. Dann sagte Klaus. „Das mit dem Ziegel war ein Blödsinn.“
    „Gut. Die halbe Heldentat hätten wir.“
    „Es geht nicht. Ich kann nicht“, sagte Klaus. „Ich hab’s versprochen. Großes Ehrenwort.“
    Polt seufzte. „Ja, dann kann man nichts machen. Ihr braucht keine Sorgen wegen des Ziegels zu haben, das verspreche ich euch, wenn ihr mir auch etwas versprecht.“
    „Und das wäre?“
    „Ihr geht jetzt nach Hause, eßt endlich einmal vernünftig und zeigt euch morgen in der Schule.“
    Die vier senkten die Köpfe. „In Ordnung“, sagte Klaus.
    Die Väter
    Vor dem Haus des Tierarztes angekommen, hatte Polt plötzlich Magendrücken. Er legte den Finger auf die Türglocke, Dr. Perner öffnete. „Sie können das Tier mitnehmen, Inspektor. Die Rechnung kommt nach. Hoffentlich ist

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