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Polt - die Klassiker in einem Band

Polt - die Klassiker in einem Band

Titel: Polt - die Klassiker in einem Band Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Haymon
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Schachinger.
    Der Weinbauer öffnete eine schlanke Flasche. „Der ist was für uns, Inspektor, gerade erst abgefüllt. Ein leichter, frischer Wein, goldrichtig für einen Tag wie heute.“ Er füllte die Gläser. Simon Polt hielt seines gegen das Licht. „Da steckt ein prächtiger Sommer drin“, erinnerte er sich.
    „Ja, aber auch ein Herbst zum Fürchten“, ergänzte der Schachinger. „Ich kann mich nur darüber wundern, daß der Wein so geworden ist, wenn ich daran denke, wie die Trauben ausgeschaut haben.“ Die beiden kosteten. Polt legte beifällig den Kopf schief. „Ein Welschriesling?“
    „Alle Achtung. Wenn Sie als Gendarm auch so treffsicher sind …“
    „Oh je. Derzeit bin ich eher eine Zielscheibe, aber lassen wir das.“ Polt trank sein kleines Glas leer. Schachinger nahm einen Weinheber vom Haken. „Jetzt ist ein Weißburgunder dran. Den habe ich noch im Faß, ist lange auf der Mutter gelegen.“
    „Auf wem bitte?“
    „Auf der Hefe, Inspektor. Die Trauben sind sehr reif gewesen und die Gärung hat lange gedauert. Da läßt man ihn dann besser liegen und rührt ihn immer wieder auf, das harmonisiert die Säure. Haben die Alten auch schon so gemacht.“ Schachinger füllte den Weinheber. Polt beobachtete ihn, wie er auf der Leiter stand und sein Körper einen Bogen zwischen die Wölbung des Kellers und die Rundung des großen Fasses zeichnete. Er fragte sich, ob dieses Bild nicht eigentlich schon von gestern war. „Es geht nichts über einen schönen Faßkeller“, sagte er, als die Gläser wieder gefüllt waren, „zum Teufel mit Plastiktanks und Stahlbehältern.“
    Der Schachinger drehte sein Glas zwischen den Fingern. „Ich weiß nicht, wie das werden soll. Vor ein paar Wochen ist der Wurm Walter gestorben. Glauben Sie, daß irgend jemand seiner Witwe die Fässer abnimmt? Ja, Wiener wollen den Keller und das Preßhaus haben, als billiges Wochenendquartier. Aber was ich Ihnen erzählen wollte: Meinem Buben, dem Peter, geht’s besser. Ich habe schon geglaubt, daß ihn der Hahn, diese Drecksau, fürs Leben ruiniert hat, als er ihn damals gewaltsam in den Keller gezerrt hat. Aber er lernt jetzt ganz gut und hat auch wieder Freunde gefunden. Da ist wohl auch viel die Frau Walter schuld. Eine großartige Lehrerin.“
    „Wem sagen Sie das.“ Polt schwieg und dachte nach. Josef Schachinger trank schweigend. Dann war das Geräusch eines Autos zu hören. Polt schaute zur Kellerstiege. „Das ist der alte Opel vom Kurzbacher, wenn ich mich nicht täusche.“
    Er hatte sich nicht getäuscht. Friedrich Kurzbacher kam in Begleitung von Christian Wolfinger die Kellerstiege herunter. „Da wären wir also wieder einmal zusammen.“ Josef Schachinger gab Polt einen Rempler. „Nur geht es diesmal nicht um einen Mörder.“
    Der Gendarm seufzte. „Sagen Sie das nicht.“
    Wenn die schwarze Luft kommt
    Schachinger füllte noch einmal den Weinheber, und als alle zu trinken hatten, erzählte Polt von seinem Kummer mit Willi, von der Vierer­bande und den Vätern. „Jetzt wollen sie durchgreifen. Ich kann mir denken, was das bedeutet. Kein Fernsehen mehr, Hausarrest und Prügel, und zwar kräftige. Aber es ist schon auch so, daß es durch mich so weit gekommen ist.“
    Josef Schachinger lachte kurz auf. „Schöne Moralapostel sind das, Simon! Dem Manfred Wieser ist seine Frau davongelaufen, weil er sie geschlagen hat, der Sauer Ferdl säuft wie ein Loch, der Heindl Walter geht in Tschechien zu den Huren, und der Öller Gustav, na der ist wenigstens soweit in Ordnung.“
    Christian Wolfinger, jagdgrün gekleidet, wie es seinem schießfreudigen Wesen entsprach, stellte das Glas energisch auf den Tisch. „Außerdem war’s höchste Zeit, diesen vier Lausbuben einmal zu zeigen, wo der Himmelvater wohnt. Weißt du eigentlich, Simon, was die alles angestellt haben?“
    „Ich habe mich nur darum gekümmert, wenn es sein mußte. Es sind ja doch Kinder.“
    „Aber was für welche. Dem dicken Hund von der alten Frau Ritter haben sie Chilischoten in den Hintern gesteckt, einem Mitschüler mit Gewalt den Kopf kahlgeschoren, und bei der letzten Treibjagd sind sie auf dem Dach von ihrem Baumhaus gesessen und haben mit Kirtagstrompeten das Wild verstört.“
    „Nicht schlecht.“ Polt lächelte.
    „Das mag ja alles noch hingehen, Simon“, mischte sich der Kurzbacher ein, „aber die vier haben auch dem Ehepaar vom Ziegelofen ein Hendl gestohlen und es am Spieß gebraten. Die zwei Leute werden ohnehin kaum

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