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Polt muss weinen

Polt muss weinen

Titel: Polt muss weinen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Komarek
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Sie?«
    Simon Polt dachte lange nach. »Viel Glück, Herr Architekt«, sagte er dann, und schweigend gingen die beiden zurück nach Burgheim.
    Als der Gendarm von der Dienststelle aus versuchte, Florian Swoboda zu erreichen, hatte er auf Anhieb Erfolg.
    »Hallöchen, Herr Inspektor«, drang es frohgemut aus dem Hörer, »mich dünkt, daß wir so allerhand zu beplaudern haben.«
    »Das kann gut sein.«
    »Dann möchte ich mir erlauben, hochdero Inquisitor in mein bescheidenes Preßhaus zu bitten. Dort sind wir ungestört, und zu trinken gibt es auch, wie ich hoffe. Einverstanden? In zehn Minuten könnte ich dort sein.«
    »Also gut. In zehn Minuten.«
    Inspektor Zlabinger, der ohnedies in Brunndorf zu tun hatte, brachte Simon Polt in die Kellergasse, wo schon der Geländewagen Swobodas stand.
    »Flugs herein und Platz genommen, bevor mir der Exekutor die Möbel wegträgt«, tönte Swobodas Stimme aus dem Preßhaus. »Was möchten Sie trinken? Grünen Veltliner oder Blauen Portugieser aus der Doppelliterflasche? Mehr kann ich mir nämlich nicht mehr leisten.«
    »Danke, keins von beiden.«
    »Donec eris sospes, mukös numerabis amicos und so weiter«, zitierte Swoboda mit klagender Stimme.
    »Das ist vermutlich Latein«, sagte Polt. »Ich verstehe kein Wort.«
    »Ist ja auch gleichgültig.« Swoboda nahm einen kräftigen Schluck. »Der Dichter will uns sagen: Solange es dir gutgeht, hast du viele Freunde. Geht’s dir schlecht, pfeifen sie dir was.«
    »Ich war nie Ihr Freund.«
    »Sie werden es kaum glauben, aber ich habe es irgendwie geahnt. Wissen Sie übrigens, warum ich Sie damals bei unserer hochnotpeinlichen Verkostung nicht in den Keller gelassen habe?«
    »Wegen der losen Ziegelsteine in der Mauer, nehme ich an.«
    »Aber woher denn. Meine aparte Durchreiche brauchte doch das Auge des Gesetzes nicht zu scheuen. Aber der Keller war leer, erbärmlich leer. Die teuren Flaschen, mit denen ich angegeben habe wie wild, waren die letzten.«
    »Ach so. Etwas anderes: Wo waren Sie denn am vergangenen Freitag gegen neun Uhr abends?«
    »Eine wirklich gute Frage, Herr Inspektor, weil sie doch das Schicksal unseres grindigen Mittrinkers Bartl so unnachahmlich elegant berührt. Aber ich muß Sie enttäuschen: In dieser mondbeglänzten Stunde habe ich mit meiner Frau geschlafen. Ich erinnere mich genau, geschieht ja selten genug. Und Bibsi denkt auch immer wieder gerne daran, wie ich vermute. Sie wird es Ihnen schon erzählen. Ich kann nur hoffen, daß sie anerkennende Worte findet.«
    »Und wie geht es jetzt weiter, mit Haus und Auto und so?«
    »Das fragen Sie mich? Grete Hahn hält mein Schicksal in ihren lilienweißen Händen, aber ich fürchte fast, sie wird es fallenlassen.«
    »Mit den Festen ist es wohl auch vorbei?«
    »Für Albert waren das vielleicht Feste. Ich habe grausam hart gearbeitet und bin verteufelt gut dafür bezahlt worden.«
    »Erzählen Sie!«
    »Ich erzähle nicht. Privatsache, für Sie unerheblich.«
    »Wie stehen Sie zu Ihrer Frau?«
    »Zu Bibsi? Gut, aber das geht Sie erst recht nichts an.«
    »Warum haben Sie eigentlich bei der Verkostung den Herrn Bartl in der Runde geduldet?«
    »Bestimmt nicht aus Mitgefühl. Aber ich kenne doch Ihr weiches Herz und Ihr empfindsames Gemüt, Herr Gendarm. Ein Hinauswurf hätte Sie geschmerzt, und ich wollte Sie doch bei Stimmung halten.«
    »Und warum?«
    »Es war doch einer meiner letzten großen Auftritte als Freund edler Weine und gewählter Worte, den wollte ich mir nicht verderben. Außerdem hatten Sie sich für Ihre gute Tat eine ungetrübte Belohnung verdient. War wirklich verdammt anständig von Ihnen, damals, als Sie mich aufgelesen haben.«
    »Aber heute bin ich Ihr Feind, nicht wahr?«
    »Kann ich nicht sagen. Aber man ist eben vorsichtig geworden in dieser bösartigen Welt.«
    »Haben Sie Freunde?«
    »Werner Pahlen ist ein einigermaßen unterhaltsames Wrack. Irgendwie passen wir zusammen.«
    »Und wie stehen Sie zu Grete Hahn?«
    »Herr Gendarm! Wäre das hier eine Talkshow, würde ich jetzt aufstehen, das Mobiliar zertrümmern und das Studio verlassen.«
    »Sie verachten sie?«
    »Nein, verflucht noch einmal.«
    »Also haben Sie mit ihr geschlafen?«
    In diesem Augenblick ergriff Florian Swoboda das gefüllte Glas, um es Polt ins Gesicht zu schleudern, der blitzschnell auswich. »Du uniformierter Scheißkerl!« brüllte Swoboda.
    Polt betrachtete den roten Fleck auf der weiß getünchten Wand. »Schade um den Wein.«
    »Da haben Sie auch wieder

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