Polt.
Karin hab ich übrigens heute schon telefoniert. Den beiden geht es ohne ihre Männer besser als je zuvor, und du bist ausdrücklich zur Ernährung und zur weiteren Betreuung freigegeben.«
»Ja dann! Ich war gestern mit dem Primi zum Abendessen. Ein eigenartiger Mensch. Das aber nur so nebenbei.
Und den Peter Rohringer hat er verhaften lassen, auf Grund einer recht handfesten Beweisführung.«
»So? Soll er nur dunsten, der Widerling. Ja was ich dir noch sagen wollte: Ich hab mich für heute Abend beim Norbert Sailer eingeladen. Ich lass mir doch keine Einseitigkeit vorwerfen! Nein, im Ernstreden will ich mit ihm, und zwar ohne ängstliche Birgit im Hintergrund. Wenn die wiederkommt, sollte auch zwischen den beiden alles klar sein. Du weißt ja, was da läuft, oder auch nicht läuft, nehme ich an?«
»Ja…«
»Ich kenn dieses Paar schon lange und wir sind recht gut miteinander. Der Norbert nimmt das alles nicht so locker, wie er tut, und dass die Birgit fast daran zerbricht, hast du erlebt.«
»Stimmt schon. Aber willst du dich da wirklich einmischen?«
»Muss ich sogar, Simon. Glaub’s mir erst einmal und nachher reden wir weiter.«
»Wann nachher?«
»Eigentlich schon früher, hab ich mir überlegt. Ich bin die Frau fürs Grobe und du kannst dann die Feinarbeit erledigen.«
»Versteh ich nicht.«
»Ganz einfach. Um sieben bin ich bei ihm. Du kommst gegen acht, weil du Licht gesehen hast und uns Gesellschaft leisten willst. Bei der Gelegenheit bringst du alles, was weibliche Hinterlist angerichtet hat, wieder ins männliche Lot.«
»Ob ich das kann?«
»Weiß ich auch nicht. Heute Abend also?«
»Meinetwegen.«
Um den Tag hinter sich zu bringen, trat Polt wieder in Frau Aloisias Dienste und ließ sich sogar zu einem fragwürdigen Abendessen überreden, weil er nicht wusste, was er bis acht mit sich anfangen sollte. Zur vereinbarten Zeit klopfte er an Sailers Küchentür, trat ein, sah aber nur eine halb geleerte Flasche Wein und zwei Gläser auf dem Tisch. Die Tür ins Wohnzimmer stand offen. Auch dieser Raum war leer, doch dahinter sah Polt Licht. Zögernd ging er ein paar Schritte, blieb aber unschlüssig stehen, als er Grete Hahns Stimme hörte.
Durch eine weitere Türöffnung sah er einen großen Spiegel und darin ein Bild, das ihn erstarren lies. Grete Hahn kniete nackt und tief vornübergebeugt vor einem Bett. Nun verstand Polt auch, was sie sagte: »Ja, ganz ein Lieber bist duund so schön haben wir miteinander gespielt, und was hab ich nicht alles getan, damit du deinen Spaß daran hast. Ist aber nichts geworden daraus, wie? Komm schon, Kleiner, bleib, wie du bist, ich kann dich auch so ganz gut leiden.«
Polt hörte ein leises, gurrendes Gelächter, das zärtlich hätte klingen können, wäre es nicht sehr schnell lauter geworden, unverschämt laut und böse. Dann sah er, wie eine Hand Grete Hahns Kopf an den Haaren nach oben riss, wie sich Norbert Sailer mit einer heftigen Bewegung aus dem Bett schwang, die Frau an den Schultern packte, sie aufrichtete und ohrfeigte. Dann griff er wieder nach ihrem Körper, warf ihn wütend auf das Bett und fing an, mit den Fäusten auf Grete Hahn einzuschlagen.
Polt war in die Türöffnung getreten, um einzugreifen, und sah nun den Rücken Norbert Sailers direkt vor sich. Er zögerte, als der Mann aufhörte, sein Opfer zu misshandeln. Wieder war Grete Hahns Stimme zu hören. »Na, Norbert, was jetzt? Macht keinen rechten Spaß hinzuhauen, wenn es keinen Widerstand gibt, kein Wehklagen, kein Bitten, doch endlich aufzuhören. Spiel nur weiter den starken Mann, Schwächling. An mir gibt es nichts mehr, das du erschlagen könntest, das haben schon andere erledigt. Aber bei der Birgit, da geht es, wie? Die weint und fürchtet sich und behält dich lieb. Lieb hat sie dich dafür, dass du jedes Mal ein Stück von ihr umbringst. Du bist ein Mörder auf Raten, Norbert.«
Polt starrte wie gebannt auf die befremdliche Szene, als Norbert Sailer einen Schritt zurücktrat, mit einer unglaublich raschen Bewegung hinter sich griff und im nächsten Augenblick eine Waffe auf die vor ihm liegende Grete Hahn richtete. Polt sprang mit verzweifelter Kraft nach vor, spürte einen heftigen Schlag gegen die rechte Schulter und kam auf Grete Hahn zu liegen. Er griff nach oben, spürte Blut und hörte Stimmen hinter sich. Eine davon gehörte Bastian Primi.
Ein Arzt, den Polt nicht kannte, prüfte den frischen Verband. »Glatter Schulterdurchschuss, Glück gehabt, wenn man so
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