Polt.
hatte, diesen Rene Geiger zu hassen, kann Ihnen der Simon erläutern. Und jetzt hören Sie die Geschichte von einem Mann, der getan hat, was er tun musste. Es wird gegen neun Uhr abends gewesen sein, ich komm nach Hause und finde meine Frau und ihn in der Küche vor, ihn, Rene Geiger. Seine Hände sind auf den Händen der Birgit gelegen. Aber nicht mehr lange. Es war wie ein eiskalt kontrolliertes Durchbrennen aller Sicherungen. Er hat gespürt, was los ist, und ist mir gefolgt wie ein Lamm zum Schlachtplatz. Also ins Auto mit ihm, unterwegs den Weinwurm Rudi eingeladen, damit die Liebhaber komplett sind. Ins Presshaus dann. Den Rudi unter Alkohol setzen, das geht fast schon von selbst. Dem Herrn Geiger hab ich Wein vom Peter Rohringer zu trinken gegeben, einmal um diesen Geschmacksakrobaten mit dem Gesöff zu quälen, und natürlich auch, um für die Zukunft eine Spur zu legen - ein paar Flaschen waren da, weil ich sie als Beweismittel für Rohringers Gaunereien gebraucht habe. Als der Rudi soweit war, hab ich ihn im Detail erzählen lassen, was er mit meiner Frau so treibt, und der Geiger hat zugehört, einmal blass, einmal rot, dann mit Tränen in den Augen. Endlich hab ich den Geiger gefragt, was er denn glaubt, dass ich heute Nacht noch vorhabe mit ihm, wenn keiner zuschaut. Antwort war keine von ihm zu bekommen, aber der Rudi ist direkt kreativ geworden, so ist er immer, bevor er wegtritt: Nackt ausziehen und an einen Nussbaum binden, an den Pranger sozusagen. Oder ihn bis zum Hals im Weingarten eingraben. Da könnt er dann bleiben, bis ihn einer findet, oder bis ihn ein Weinbauer nicht bemerkt und mit dem Traktor drüberfährt. Auch nicht schlecht: dem Menschen dickes Zuckerwasser ins Gesicht schmieren und ihn irgendwo am Boden festbinden, damit die Ameisen über ihn kommen und andere Viecher. Rudi, hab ich gesagt, du bist und bleibst ein Humanist. Da hat er dann schon kalten Schweiß auf der Stirn gehabt, unser lieber Gast. Jetzt war ich der Herr im Hause und die zwei waren alles andere als manneskräftig. Auf einmal geht die Tür auf und der Peter Rohringer steht im Presshaus. Er sieht den Geiger, beschimpft ihn, schreit herum, packt ihn am Kragen, spuckt ihn an. Dann bemerkt er seine Flaschen in meinem Presshaus und geht auch noch auf mich los. Sein Fehler. Kurze Abreibung, Abflug. Das hat natürlich gefeiert werden müssen. Also den Geiger abfüllen, bis es ihm hochkommt. Der Rudi hat inzwischen nicht mehr richtig reden können. Sag ich: Schreiben kannst wohl auch nicht mehr? Der Rudi, stolz auf seine zivilisatorischen Errungenschaften, protestiert. Ich finde dieses Notizbuch in der Tasche vom Geiger, sag: ,Rudi, da schreibst du jetzt die Birgit und mich hinein, samt Telefonnummer, damit er uns bald einmal aus der Hölle anrufen kann.’ Der Rudi bringt es doch tatsächlich zuwege, und macht erst einmal mich damit verdächtig. War ja ganz in meinem Sinne: Die Handschrift vom Geiger ist es nicht. Unvorstellbar überdies, dass ich etwas damit zu tun haben könnte: Kein Polizist käme auf die blöde Idee, sich so primitiv selbst zu belasten. Irgendwann findet dann jemand heraus, zu wem die Handschrift gehört, damit ist der Rudi dran, den ich dann wieder großmütig schützen kann. Na, und so weiter. Bald darauf ist der Rudi ganz weg, Mattscheibe. Ich zerschlage eine der Weinflaschen vom Rohringer, steck eine schöne scharfe Scherbe ein und bitte Herrn Rene Geiger mit ausgesuchter Höflichkeit in den Weingarten hinter dem Presshaus. Eine Waffe hab ich natürlich mitgenommen und sie ihm vorher gezeigt, damit er sich schon freuen kann. Im Weingarten dann hab ich ihm erklärt, dass es für einen, der mir die Liebe meiner Frau wegnimmt, nur die Todesstrafe geben kann. Allerdingses wird langsam, langsam gehen, und es wird wehtun, teuflisch weh, nicht auszuhalten eigentlich. ,Ich werde dich jetzt sorgfältig und Stück für Stück tot schießen, du nobles Stück Dreck’, hab ich gesagt. ,Also erst einmal auf den Schwanz gezielt, dann überall hin, wo es höllisch schmerzt, aber nicht tödlich ist. Wird schon eine Weile dauern und dagegen lässt sich leider nichts machen.’ Aber als Held könnte er ja auch eine Abkürzung nehmen. ,Geht ganz leicht mit diesem Glasscherben.’ Aber der Geiger ist nur zitternd dagestanden und hat mich aus Glubschaugen angestarrt. Irgendwann ist mir das zu viel geworden. Schießen hab ich nicht wirklich wollen, weil es ja doch gehört worden wäre. Also: dieses Zerrbild von einem Mann
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