Polt.
Wien, oder noch weiter.«
Grete Hahn wirkte ausgesprochen animiert. »Und zwei einsame Männer und eine einsame Frau bleiben übrig. Na ja, wir werden’s schon lustig haben…«
Der Fluch der bösen Tat
Als Polt zu Norbert Sailers Haus kam, war Licht im Küchenfenster.
Der Polizist schaute ihm müde und ratlos entgegen. »Nichts, wie? Ich habe versucht zu essen. Geht nicht. Lesen geht auch nicht. Was tun?«
»Mir zuhören, zum Beispiel.«
Norbert Sailer beugte sich vor, war angespannt wie zum Sprung. »Ja?«
»Der Birgit geht es gut. Ich hab sie gefunden, sie hat mich gefunden, genauer gesagt. Ich glaube, du kannst beruhigt sein.«
Polt sah ein Gesicht, das schnelle, wilde Geschichten erzählte, eine nach der anderen, oder ein paar Geschichten gleichzeitig. Dann verschwand das Gesicht hinter beiden Händen. »Wo ist sie?«
»Da haben wir ein kleines Problem. Wie du schon vermutet hast: Es ist ihr alles zu viel geworden. Angst hat sie, dass sie was falsch machen könnte und dir schaden. Sie kommt erst in ein paar Tagen wieder, wenn alles klar ist. Schlimm für dich?«
Norbert Sailer hatte sich wieder unter Kontrolle. Ruhig saß er da und überlegte. »Nein. Nicht schlimm für mich. Sie hat recht. Es muss die Hölle für sie gewesen sein die letzte Zeit. Und sie ist nicht so unkompliziert, wie sie sich gibt. Schwierige Kindheit, weißt du? Dazu noch der Schrott von zerbrochenen Beziehungen. Und in unserer Ehevon den Problemen, die du inzwischen kennst, einmal abgesehen wenn ich so unter Druck stehe wie jetzt, bin ich nur nach außen gefasst, aber ein ziemlich unerträgliches Nervenbündel, wenn keiner herschaut.«
»Kein Wunder. Noch was: Die Birgit will wissen, wie du es aufgenommen hast.«
»Sag ihr: erleichtert. Natürlich hätte ich sie jetzt gerne bei mir. Aber der Starke ist am mächtigsten allein. Sag ihr, dass der Tag, an dem sie wieder kommt, ein Feiertag sein wird, ein ganz großer. Verdammt, jetzt wird ich kitschig auch noch.«
»Das bin ich dauernd, wenn ich der Karin was Liebes sagen will.«
»Die versteht das schon richtig. Trinkst ein Glas Wein mit mir, Simon? So als kleines, schüchternes Freudenfest?«
»Ja, gern. Mehr aber nicht. Wird besser sein, einen klaren Kopf zu haben in den nächsten Tagen.«
»Wem sagst du das …«
Polt wollte eben das Tor zum Hof des Höllenbauern aufsperren, als hinter ihm ein Auto anhielt. Er drehte sich um und sah zu seinem Erstaunen einen weißen VW-Käfer. Die Fahrertür schwang auf und Bastian Primi stieg aus. »Guten Abend, Herr Polt! Machen Sie Schluss für heute?«
»Ja.«
»Schon zu Abend gegessen?«
»Nein.«
»Ja, dannich hätte Sie gerne eingeladen!«
»Ist ja nichts offen.«
»Ich nehm Sie mit nach Breitenfeld und bring Sie nach vollbrachter Tat zurück.«
»Müd bin ich auch.«
»Da sind wir zwei. Aber es gibt ziemlich aufregende Neuigkeiten. Die hätt ich Ihnen gerne erzählt - natürlich nicht nur so, hat ja immer einen Grund, wenn ich redselig werde. Ein paar Kreise haben sich inzwischen eindrucksvoll geschlossen, einiges bleibt aber offen - na ja, vielleicht biegen wir das gemeinsam hin.«
»Glaub ich kaum, aber neugierig bin ich schon.«
»Wie kommen Sie zu dem Auto, Herr Primi?«
»Ein ehemaliger Polizei-Streifenwagen, Baujahr 77. So ziemlich der letzte alte Freund, der mir noch geblieben ist. Aber in einem Zustand, mein Lieber derzeit kann ich nur mit der Hand bremsen, darum fahr ich ja so langsam. Sagen Sie das um Gottes Willen nicht weiter, schon gar keinem Polizisten. Kennen Sie hier irgendwo einen billigen Mechaniker, Herr Polt?«
»Der Röhrig Walter in Burgheim. Kann alles, macht alles, Konzession hat er aber keine. Wenn Sie ihn anschwärzen, Herr Primi, ist Feuer am Dach.«
»Wo wird ich. Darf ich mich auf Sie berufen?«
»Meinetwegen.«
»Heute früh ist übrigens der rechte Scheinwerfer aus dem Kotflügel gefallen. Hat richtig traurig ausgeschaut.«
»Originell. Und schon repariert?«
»Klebeband. Auch ein Fall für Ihren Herrn Röhrig. - Der Chinese in Breitenfeld ist gar nicht so schlecht. Wollen Sie?«
»Ich weiß nicht recht. Mit so was kenn ich mich überhaupt nicht aus.«
»Aber ich. Sie dürfen mir vertrauen, Herr Polt.«
»Und welchen Grund hätt ich dafür?«
»So gut wie keinen, da haben Sie natürlich recht.«
»Eher würzig oder eher mild, Herr Polt?«
»Würzig, nicht zu scharf halt.«
»Das ist eine Geschmacksrichtung, die der guten alten Gendarmerie gerecht wird. Was sagen Sie
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