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Polt.

Polt.

Titel: Polt. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Komarek
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hat müssen. Die Birgit wollt allein sein, wieder klar im Kopf werden, und dabei war ihr jeder Mann zu viel. Dir hat sie aus dem Weggehen wollen und dem Norbert erst recht. Ich bin dann kurz weg, was besorgen, komm wieder und die Birgit ist nicht mehr da. Ich hab nach ihr gerufen und überall im Haus nachgeschaut. Und dannso ein Gedankeein Blick ins Nachtkastl - das Rohypnol fehlt, Lexotanil auch.«
    »Was?«
    »Ganz starke Beruhigungsmittel. Braucht unsereins leider. Mein Gott, Simon, wenn die zu viel davon nimmt…«
    »Weit kann sie nicht sein. Du suchst also in der Umgebung, die Karin dann auch. Gibt’s einen Garten?«
    »Ein verwilderter Hinterhof. Geradeaus und durch die Holztür da. Aber es ist doch zu kalt für draußen, Simon.«
    »Nicht für eine, die sich was antun will. Los schon!«
    Polt war sich seiner Sache ziemlich sicher. Er trat ins Freie, sah Gestrüpp und Gerumpel, sah Birgit Sailer. Sie stand da und hielt ein Glas in der Hand, als warte sie auf jemanden, mit dem sie über das Wetter reden konnte oder über die Küchenkräuter auf ihrer Fensterbank, die jetzt die Sonne spürten und den nahen Frühling. Polt ging ein paar Schritte auf sie zu. Birgit nahm ihn nicht wahr, oder wollte ihn nicht wahrnehmen. Ihr Gesicht war blass und unbewegt, wie eines jener Puppengesichter, die Polt schon immer unheimlich gewesen waren. Da blieb etwas darin für alle Zeit gefroren, nicht mehr zu ändern, es sei denn, man zerbrach es. »Schön hier, nicht wahr?«
    Sie gab keine Antwort.
    »Stell dich nicht tot, du.«
    Das Porzellan bekam feine Sprünge. Dann hatte Birgit wieder ein Menschengesicht. »Die Habinger, die Hex! Du warst bei ihr.« Sie schaute auf das Glas in ihrer Hand. »Ich war ein Kind damals, aber gespielt hab ich nie. Wollt oft schon tot sein, weil dann alles erledigt ist. Und weiterleben wollt ich trotzdem, verstehst du das?« Sie ließ das Glas fallen. »War knapp diesmal. - Da kommen die Karin und die Grete!«
    Sie saßen um den Küchentisch und kramten im Schweigen nach Worten. »Was machen wir jetzt mit dem Norbert?«, fragte Polt endlich. »Er hat große Angst um dich, Birgit.«
    »Ich muss zu ihm, sofort.«
    »Gar nichts musst du.« Grete Hahns Stimme klang spröde, aber bestimmt. »Du stehst das nicht durch. Und es kann nicht mehr lange dauern, bis alles klar ist. Der Simon wird ihm sagen, dass es dir gut geht. Und der Norbert wird halt noch ein paar Tage allein tapfer sein müssen, groß und stark, wie er ist.«
    »Der tut aber nur so.«
    »Wer nicht? Wir spielen alle Theater. Jetzt denk einmal an dich und find zurück ins Leben. Umso besser kannst du ihm nachher helfen.«
    »Stimmt schon. Aber du, Simon, wirst mir ehrlich sagen, wie er es aufgenommen hat, versprochen?«
    »Versprochen. Aber jetzt will ich von dir was hören. Warum bist du ausgerissen?«
    »Es ist mir zu viel geworden.«
    »Was?«
    »Alles. Ich wollt nicht noch mehr Unheil anrichten.«
    »Und dann hast du nicht mehr leben wollen, weil du dir gedacht hast, wenn die Birgit weg ist, sind auch die Probleme vom Norbert weg, und dich geht alles nichts mehr an.«
    »So ungefähr.«
    »Und dass du ihm sehr weh tust damit, und nicht nur ihm, hast du dir auch überlegt?«
    »Nein. Klingt seltsam, war aber schon immer so. Ich weiß noch genau, wie ich das letzte Mal zur Frau Habinger gerannt bin, um mich totzustellen. Drei Tage zuvor ist mein Vater für immer abgereist. ,So ist er halt’, hat die Mama zu mir gesagt, ,aber er behält uns bestimmt ganz lieb, auch wenn er woanders wohnt.’ Dann hab ich Angst um sie gekriegt, weil sie so komisch lang geschlafen hat und erst vom Doktor aufgeweckt werden hat können. Wenn der Papa weg ist, braucht sie mich auch nicht mehr, hab ich mir gesagt, dann muss sie sich nicht so lang schlafen legen und kann frisch von vorn anfangen mit einem neuen Mann und einem neuen Kind. Und schon war ich weg.«
    »Ich weiß nicht, was ich sagen soll. Aber eine Neuigkeit hab ich: Der Norbert und der Rudi Weinwurm haben die Nacht, in der es passiert ist, miteinander durchgesoffen. Kein schlechtes Alibi…«
    Grete Hahn grinste. »Da sagen wir jetzt lieber nichts dazu, was, Birgit? Aber es hört sich gut an. Ganz abgesehen davon: Du kannst nicht so lang bei mir im Haus wohnen. Im Wiesbachtal bleibt nichts verborgen.« Sie schaute zur Lehrerin hinüber. »Hat es geklappt mit deinem Kurzurlaub, Karin?«
    »Ja, ich hab frei die nächsten Tage. Schnapp ich mir also die Birgit und mach mit ihr eine kleine Reise. Nach

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