Polterabend
Frau Erika mit dem Aufräumen beschäftigt.
»Kann ich helfen?«
»Jederzeit!« Erika hielt ihm einen Stapel Schneidbretter entgegen. »Die gehören in die Plastikkiste dort hinten.«
»Magst was trinken?« fragte der Höllenbauer halbherzig.
»Mag er nicht«, antwortete dessen Frau an Polts Stelle. »Jetzt wird erst einmal gearbeitet. Unglaublich, wieviel Dreck ein paar Männer machen können.«
»Und wieviel Lärm eine Frau«, entgegnete Ernst Höllenbauer. »Weiber. Kaum läßt du sie in den Keller, Simon, werden sie vorlaut.«
Die Erika schaute ihren Mann nachdenklich an. »Dafür warst du in der Früh eher kleinlaut, als du nach dem Kopfwehpulver gefragt hast. Kopfweh! Nicht gerade eine Empfehlung für deinen Wein, Ernstl!«
»Der Wein war’s ja nicht. Wir sind noch beim Sedlacek hängengeblieben, der brennt Schnaps. Und bis der Sedlacek mit einer seiner Geschichten fertig ist - das dauert schon ein paar Stamperln.«
Polt hatte gedankenlos ein fettes Stück Fleisch in den Mund gesteckt und schluckte es widerwillig hinunter. »Schnaps? Der Sedlacek?«
»Aber ja, sogar einen kleinen Weinbau hat er.«
Nach einer guten halben Stunde waren die drei mit der Arbeit fertig. Erika Höllenbauer gab ihrem Mann einen herzhaften Stoß. »Na, wie ist das jetzt? Trinken wir was? Der Grüne von gestern nacht würde mich interessieren.«
Ernst Höllenbauer warf Polt einen kurzen Blick zu und griff zum Weinheber. Dann füllte er die Gläser. »Prost, miteinander! Und was macht der Beruf, Simon?«
Polt seufzte. »Der macht mit mir, was er will, ob ich will oder nicht.«
»Auch in der dienstfreien Zeit?«
»Abschalten geht leider nicht. Der Lutzer Ferdl ist über seinen Tod hinaus ein ärgerlicher Mensch. Vielleicht riskiere ich’s doch noch einmal und rede mit der Frau Hahn über ihn.«
Erika Höllenbauer legte den Kopf schief. »Mit der lieben Frau Hahn! Da kommst du am besten um die Mittagszeit, Simon. Die weiß, wie man Männer einkocht.«
Einer störrischen Laune folgend hielt sich Polt an den Rat seiner Quartiergeberin und klopfte gegen zwölf Uhr an Grete Hahns Küchentüre. »Hereinkommen!«
Polt trat ein, und Frau Hahn, die in Jeans und Pullover am Abwaschbecken stand, dreht sich zu ihm um. Sie war unfrisiert und hatte Ringe unter den Augen. »Du traust dich was, Bubi! Aber heute bin ich harmlos, sieht man doch, oder? Und zu essen gibt es nichts, Herr Gendarm, rein gar nichts. Ich hab eine lange Nacht hinter mir.«
»Sie auch?« Polt setzte sich an den Küchentisch. »Für meinen Teil war es ein Sauschädelessen im Höllenbauer-Keller.’’
»Männerrunde, wie ich vermute. Da dürfen die Witze dreckiger sein und die Bemerkungen blöder. Zur Rache erzähl ich Ihnen jetzt einen Frauenwitz. Stöhnt der Ehemann: Also, ein ganz steifes Genick hab ich heute. Kichert seine Frau: Das läßt mich ja fast schon wieder hoffen.«
Polt lachte unbehaglich. Frau Hahn nahm ihm gegenüber Platz und beugte sich vor. Ihr Atem roch nach Alkohol. »Wollen Sie nicht wissen, wer mir die Nachtruhe geraubt hat?«
»Ich werde es schon noch erfahren, nicht wahr?«
»Ja, auf das weibliche Mitteilungsbedürfnis ist Verlaß! Ein begnadeter Frauenkenner, der Herr Polt. Der Christian Wolfinger war gestern bei mir und hat mir einen Hasen gebracht. Fast mehr Schrotkörner als Fleisch. Aber wenn Jäger einmal abdrücken dürfen, dann tun sie’s ohne Hemmungen.«
»Der Wolfinger also! Einer unserer standhaftesten Junggesellen.«
»Gar so standhaft muß der nicht mehr sein. Wird sich wahrscheinlich ans eigene Ablaufdatum kaum noch erinnern. Aber trinken kann er ganz gut.« Frau Hahn lächelte böse. »Außerdem ist er ein unterhaltsamer Mensch. Ich sage Ihnen was, Herr Polt: Wenn Sie als Frau das seltene Vergnügen haben, ein paar Stunden einen Mann beim Trinken zu beobachten, ersparen Sie sich das beste Kabarett.«
»Und was ist so komisch dran?«
»Die Verwandlungen sind’s, die so ein Gockel mitmacht, zum Totlachen, können Sie mir glauben. Da kommt erst einmal die galante Phase. Gesichtsausdruck irgendwo zwischen Humphrey Bogart und Dieter Bohlen. Körperhaltung Dreistern-Hotelportier. Stimmlage Reibeisen mit Ölfilm.«
Polt hatte sich erheitert zurückgelehnt. Er sah den Wolfinger förmlich vor sich. »Und dann?«
»Dann folgt ein betont lockeres Zwischenspiel: Also wie lange sind Sie jetzt schon bei uns im Dorf, Frau Hahn? Und Sie halten es immer noch aus mit uns? Man fragt ja nicht nach dem Alter, aber mehr als dreißig
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