Poltergeist
bereitete mir noch immer am meisten Schwierigkeiten, und ich musste mich wappnen, ehe ich mich ganz in das Grau hineinbegab.
Obwohl ich saß, war mir für einen Moment schwindlig, als ich die Grenze durchbrach. Ich spürte plötzlich etwas Schweres, Bedrückendes. Also öffnete ich die Augen und stellte mich der Kälte und dem nebeligen Licht des Grau, das voller Formen und Schattengestalten war, die sich schon lange von der realen Welt verabschiedet hatten und nun in dieser endlosen Öde dahinsiechten.
Ich konnte das Gemurmel der Wesen und das Dröhnen des Netzwerks hören. Zimmer zwölf war noch immer da. Es lag jetzt nur hinter dem Schleier der grauen Wirbel und
wirkte so düster wie eine Geisterstadt. Der Tisch vor mir war von mehreren höchst unterschiedlichen und verwirrend komplizierten Formen umgeben, die ich nicht so recht ausmachen konnte. Unter ihnen befanden sich einige wogende Nebelschwaden, in denen sich rote, blaue und grüne Spuren ausmachen ließen.
Eine Gruppe von nicht ganz menschlichen Kreaturen drängte sich um den Tisch. Sie hatten undefinierbare Gesichtszüge. Ich konnte keine Einzelheiten erkennen, sondern sah sie nur als Schwadengestalten, in denen kein Leben mehr war. Es handelte sich nicht um Geister, sondern um Abdrücke derjenigen, die über eine lange Zeit hinweg immer wieder am gleichen Ort gesessen und so im Grau ihre Spuren hinterlassen hatten.
Unter dem Tisch schien ein greller Gelbton hervor. Ich betrachtete ihn und kroch langsam vorwärts, wobei ich mich zwischen den kalten Formen hindurchdrängte. Eine Kugel hellgelber Energie pulsierte und strahlte einmal heller und einmal dunkler, als ob sie langsam ein- und ausatmen würde. Das Ding befand sich genau in der Mitte unter dem Tisch und schwebte über dem Boden. Es hatte in etwa die Größe eines Basketballs.
Es fiel mir schwer, mich darauf zu konzentrieren, während ich näher kroch. Keuchend versuchte ich, nicht das Gleichgewicht zu verlieren. Die zwei Welten – die normale und die übernatürliche – rissen an mir, und ich hatte das Gefühl, ins Wanken zu geraten.
Je näher ich kam, desto deutlicher sah ich, dass der Ball aus Energie aus einem Wirrwarr pulsierender Fäden bestand, die an eine chaotische Kinderzeichnung erinnerten. Ich verlor für einen Moment beinahe das Gleichgewicht, da mich der Anblick völlig aus der Fassung brachte. Nebelgestalten
und Fetzen von Geschichte durchdrangen mich und brachten die Schichten des Grau in Schwingung.
Mir wurde schwindlig, und ich fiel nach vorn. Eiseskälte und glühendes Feuer durchfuhren meinen Körper, als ich mit Kopf und Schultern gegen den schwebenden Ball aus Licht und Energie prallte. Ich taumelte zurück, während die heiße Kälte durch mich hindurch zischte. Das unheimliche Ding vor meinen Augen strahlte etwas Böses aus. Ich wischte mir die Stirn und versuchte das Gefühl abzuschütteln, ich wäre auf einmal von Tausenden Spinnweben umgeben.
Erneut begutachtete ich die Kugel aus Energie und versuchte mich zu konzentrieren. Schon bald lichteten sich die Nebelschwaden. Ich konnte einen größeren Teil des Netzwerks erkennen, während ich immer tiefer in das Grau vordrang.
Glühende Fäden lösten sich von dem gelben Ball und krochen in den Raum hinein – wie Efeuranken, die eine alte Ziegelmauer überwuchern. Das ganze Zimmer war voll von ihnen. An einem Punkt verwickelten sie sich ineinander, um so den Energiepfeil zu bilden, den ich bereits von draußen durch das Fenster gesehen hatte. Sogar die Wand mit dem Spiegel war ganz und gar von diesen Fäden überzogen, wenn auch weniger stark als der Rest des Raumes.
Vorsichtig wandte ich den Kopf. Die Welten glitten ineinander, wie ein Dutzend alter Schwarzweißfilme, die gleichzeitig abgespielt wurden. Ich konnte keinen Grund für diese Energiefäden entdecken, keine Quelle. Sie waren statisch und schienen auch nicht zu wachsen. Dennoch pulsierten sie von innen heraus und gaben ein Stöhnen von sich, das mir eisige Schauer über den Rücken jagte.
Ich riss mich vom Grau los. Wie immer spürte ich am
ganzen Körper und vor allem an meiner Wirbelsäule, wie mich diese Welt nicht loslassen wollte. Ich hielt den Kopf gesenkt und atmete tief die Luft ein, die nach Schmutz und Staub schmeckte. Allmählich ließen das Gefühl von Übelkeit und der Druck nach. Erschöpft kroch ich unter dem Tisch hervor und stand auf. Meine Arme und Beine zitterten. Ich hatte nicht erwartet, mich so kaputt zu fühlen.
Als ich einen
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