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Pommes rot-weiß

Pommes rot-weiß

Titel: Pommes rot-weiß Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Güsken
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indianisch anmutendes Stirnband. »Da sind Sie ja wieder«, sagte er.
    Mülltonnen. Plötzlich hatte ich die Bilder wieder vor Augen: ein schwarzer, böser Schatten, gegen den ich keine Chance hatte, Unrat auf meinem Gesicht. Ein Geruch, der direkt aus der Hölle kam, genauer gesagt, aus den Socken der armen Sünder, die vor dem Jüngsten Gericht geschwitzt hatten und die man jetzt dazu verdonnerte, vor dem Betreten der ewigen Verdammnis die Schuhe auszuziehen…
    »Rudi Kasolasko«, stellte sich der Weißhaarige vor. »Ich habe Sie unten aus dem Müll gefischt.«
    »Sie haben mich…?«
    »Kein Thema, Mann. Ich wohne direkt über dem Laden. Und Maren hat mit angefasst.«
    »Wo sind die anderen? Die Schauspieler, meine ich.«
    »Die sind schon lange zu Hause. Ich war der Letzte, der gegangen ist. Ich und Maren. Wir haben das Licht gelöscht und Abfall vor die Tür gestellt. Bei dieser Gelegenheit haben wir Sie gefunden. – Also, jetzt erzählen Sie mal. Wer hat Sie verprügelt?«
    »Einer Ihrer Leute.«
    Kasolasko zog die hohe Stirn in Falten, die tief und unergründlich waren wie Gletscherspalten, und schüttelte so lange den Kopf, bis ich bereit war, ihm zu glauben, wenn er dann nur endlich mit dem Schütteln aufhörte.
    »Unmöglich«, sagte er. »Ich kenne jeden Einzelnen. Für die lege ich meine Hand ins Feuer.«
    »Ich habe ihn aber wieder erkannt«, beharrte ich. »Am Abend während der Probe. In so etwas irre ich mich nicht.«
    Der Regisseur winkte ab. »Kann man nie wissen. Manchmal ist man auch abgelenkt. Man starrt lieber die Frau an, die keinen Slip trägt, und hat keine Zeit dazu, seine Beobachtungen zu hinterfragen.«
    »Und wie erklären Sie sich dann, dass er mich von hinten angegriffen hat? Er hat mitgekriegt, dass ich ihn wieder erkannt habe. Deshalb hat er mir diese unmissverständliche Warnung zukommen lassen.«
    »Ich brauche mir das nicht zu erklären. Weil ich nicht glaube, dass er’s war.«
    »Jedenfalls vielen Dank, dass Sie mich da rausgeholt haben.«
    »Keine Ursache. Ich musste eine Räucherkerze anzünden, anders war dem Gestank nicht beizukommen.«
    »Tut mir Leid.«
    »Was Sie nicht davon abhält, einen meiner Leute zu verdächtigen.«
    »Genau das.«
    »Und wenn, was soll er ausgefressen haben? Hat er Ihnen die Brieftasche geklaut, während Sie damit beschäftigt waren, unter Röcke zu schielen?«
    »Er spielt in einem anderen Stück mit. Allerdings hat er die gleiche Rolle. Ein düsteres, bedrohliches Element.«
    Kasolasko grinste. »Wie habe ich mir das vorzustellen?«
    »Er steht bei jemandem vor der Tür und versucht, ihm damit Angst einzujagen.«
    »Wie spannend! Um wessen Tür handelt es sich?«
    »Um die von Tilo Martens’ Eltern.«
    »Wie kommt er nur auf diese Idee?«
    Ich zuckte mit den Schultern. »Das würde ich gerne herausfinden. Ich bin Privatdetektiv.«
    »Ach nee.« Der Regisseur kicherte.
    »Was ist daran komisch?«
    »Nichts, überhaupt nichts.« Er unterdrückte sein Prusten, aber das breite Grinsen hielt sich noch eine Weile. »Wusste nur nicht, dass es die in Wirklichkeit gibt.«
    Ich zog es vor, das Thema zu wechseln. »Was halten Sie von Tilo Martens?«
    »Eine echte Begabung, wenn Sie mich fragen. Allerdings eine verhinderte.«
    Ich nickte. »Dabei hat er einen so überaus erfolgreichen Vater und einen Star als Schwester.«
    »Kim«, bestätigte der Regisseur und bekam einen schwärmerischen Gesichtsausdruck. »Die ideale Besetzung für meine Sharon Stone. Ich habe sie angefleht, aber sie wollte nicht.«
    »Kennen Sie sie näher?«
    »Nicht nahe genug.« Er seufzte. »Vor einem Jahr habe ich Tilo zu Hause besucht, da habe ich ihr sofort einen Vertrag unter die Nase gehalten. Damals noch für Psycho. Aber sie wollte ihren Tennisschläger nicht aus der Hand legen. Da kann man nichts machen. Eine Schande.«
    »Vielleicht sollten Sie sie zusammen mit ihrem Lover unter Vertrag nehmen. Der kann Ihnen dann die Reißer exklusiv für Ihre Bühne liefern.«
    »Der berühmte Heino Hendrix«, sagte er in gespielter Bewunderung. »Der ist doch nichts weiter als ein Trendartikel. Literaturkritiker zu begeistern, das ist leicht. Aber echte Reißer zu machen, dazu braucht es schon etwas mehr.«
    »Deshalb holen Sie sich die lieber aus Hollywood?«
    Rudi Kasolasko zündete sich eine Zigarette an, die nach Pfefferminz und Frischhaltetüchern roch und mit der Räucherkerze sofort Streit anfing. Mit dem qualmenden Stängel deutete er auf mich und sein Gesicht wurde ernst. »Der

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