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Pommes rot-weiß

Pommes rot-weiß

Titel: Pommes rot-weiß Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Güsken
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sogar eine Weile an der Bar, schließlich gaben sie es auf und verschwanden wieder. Eine einzelne Frau hatte keine Lust beizudrehen und kam direkt auf meinen Tisch zu. Sie deutete auf den freien Stuhl mir gegenüber.
    »Von mir aus«, murmelte ich wenig begeistert. »Ich bin eh so gut wie weg…«
    Die Frau war nicht gerade mein Typ. Pummelig, abstehende Ohren und Bartwuchs. Schreiend greller Lippenstift. Ihr Parfüm hatte den Charme von Mottenkugeln und Altkleidersammlungen.
    »Gut, dass du gekommen bist«, sagte sie und nahm die dunkle Brille ab.
    »Du bist das?«, fragte ich blöde.
    »Was dachtest du denn?«, ärgerte sich Henk. »Die heilige Jungfrau von Orleans?«
    »Vielleicht solltest du das lieber lassen. Die Maskerade, meine ich. Du erregst unnötiges Aufsehen.«
    »Mach dich nur lustig, Kittel. Aber mir ist nicht nach Scherzen. Die Sache ist verdammt ernst.«
    »Ich scherze keineswegs«, widersprach ich. »Immerhin musste ich schon für dich den Kopf hinhalten. Weißt du, wer das hier war?« Ich reckte den Hals, um ihm eine meiner Verletzungen zu zeigen, aber er sah nicht mal hin. »Das waren deine Gorillas.«
    Henk beugte sich vor. »Meine Gorillas?«, schnaubte er wütend. »Diese Leute sind hinter mir her, Kittel. Das sind echte Profis, die Ernst machen, keine von den kriminell veranlagten Jecken, mit denen wir es sonst zu tun haben. Ehrlich, ich weiß nicht weiter. Soll ich vielleicht mein Leben lang in diesen Klamotten herumlaufen? Wir müssen uns was überlegen.«
    »Wir müssen? Ich weiß doch nicht mal, was überhaupt vorgeht.«
    »Natürlich, Kittel. Wie immer.« Hektisch drehte er sich eine Zigarette. Obwohl er das unzählige Male am Tag machte, wollte sie ihm nicht gelingen. Das Papierrohr geriet schlaff und sah aus wie ein schlechter feministischer Witz, aus dem zu beiden Seiten Tabakbüschel heraushingen. Noch bevor die Spucke getrocknet war, zündete er ein Ende an. Eine Stichflamme züngelte bis zu seiner Nasenspitze, dann segelte ein rot glühender Ball auf den Tisch und hinterließ einen schwarzen Fleck. »Scheiße!«
    Jiorgos hatte sich den falschen Moment ausgesucht, um die Bestellung entgegenzunehmen.
    »Darf ich deiner Bekannten etwas bringen?«, erkundigte er sich grinsend bei mir.
    »Verdammt, spar dir deine blöden Witze wenigstens heute Abend!«, blaffte ihn Henk an. »Und dann bringst du mir ein großes Kölsch!«
    »Am Telefon erwähntest du etwas von einer Frau, der du vertraut hast«, sagte ich, während sich Jiorgos gekränkt zurückzog.
    »Ariana di Maggi. Sieht toll aus, aber sie ist eine Schlange. Von Anfang an brauchte sie nur einen Blödmann zum Über-den-Tisch-Ziehen.«
    »Und den hast du für sie gespielt.«
    »Wir haben uns beim Joggen kennen gelernt. Und da hat’s bei mir gefunkt. Ich musste sie einfach haben.«
    »Du musstest.«
    »Ja, aber das war ihre Masche, verstehst du! Sie hat ihrem Typen, einem halbseidenen Bordellbesitzer mit Yacht und Haus am Mittelmeer, einen riesigen Batzen Geld abgeknöpft. Und mir hat sie das in die Schuhe geschoben.«
    Henk machte eine Pause und betrachtete seinen qualmenden Papierschlauch, der mit rotem Lippenstift verschmiert war.
    »Und dann?«, fragte ich.
    »Dann? Was meinst du? Das war’s schon!«
    »Ich denke, ihr habt in Italien Urlaub gemacht und…«
    »Dachte ich auch! Aber das gehörte nur zu ihrem Plan. So hat sie ihren Milano weich gekocht und gleichzeitig richtig auf achtzig gebracht. Als sie reumütig wieder bei ihm aufkreuzte, war er im siebten Himmel. Und als sie ihn darüber informierte, dass ich nur auf die Moneten scharf gewesen sei und damit jetzt über alle Berge, da hat er sein Handy genommen und seine gesamte Totschläger-Armee in Marsch gesetzt.«
    Jiorgos brachte das Kölsch. Henk tauchte seine Oberlippe hinein und färbte die Schaumkrone rötlich.
    »Wenn wir jetzt in einem billigen Film wären«, belehrte ich ihn, »würde ich sagen: Das kommt davon, wenn man nicht mit dem Kopf, sondern mit dem Schwanz denkt.«
    »Spar dir deine Sprüche.«
    »Wie kann ich dir also helfen?«
    Henk gab seine Zigarette auf, ließ das, was von ihr übrig war, in den Aschenbecher fallen und goss Bier darüber. Es zischte.
    »Ich muss untertauchen«, sagte er. »Irgendwo, wo ich Zeit und Ruhe genug habe, einen vernünftigen Gedanken zu fassen. Dann überlege ich mir was.«
    »Hattest du dabei an einen bestimmten Ort gedacht?«
    »Das nicht«, sagte er schulterzuckend. »Vielleicht gehen wir ins Ausland. Ich…«
    »Moment

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