Pommes rot-weiß
»Er ist nicht nur ein Privatdetektiv, sondern auch noch ein Wortklauber.«
»Es geht um einen Freund von Ihnen«, erklärte ich.
Unter uns im Treppenhaus hörte man Schritte. Der Autor von Kalte Hand im blauen Wasser fürchtete wohl, dass ihm ein Rudel Paparazzi auf der Spur war, und trat von der Tür zurück. »Also, kommen Sie schon rein.«
Diesmal brauchte ich nicht lange zu warten. Hendrix sparte sich die ausführliche Toilette und hüllte sich in einen Morgenmantel.
»Was für einen Freund?«, wollte er dann wissen. Der Ton, in dem er seine Frage stellte, schien sich eher danach zu erkundigen, wie ich darauf kam, dass er überhaupt Freunde habe. Oder es war der grundsätzliche Zweifel daran, dass wir gemeinsame Freunde haben könnten.
»Obwohl er sich mir nicht vorgestellt hat«, erklärte ich, »habe ich inzwischen herausgefunden, dass er Schrader heißt.«
Er grinste. »Haben Sie also herausgefunden. Klar, das ist Ihr Job, was? Und dieser Schrader hat Ihnen dann gleich als Erstes erzählt, dass ich ein Freund von ihm bin.«
»Sie sind schließlich nicht irgendwer«, lobte ich. »Sie sind der literarische Repräsentant der neuen Mitte und fast so bekannt wie der Bundestrainer.«
»Jetzt kommen Sie schon«, bremste er mich. »Nicht jeder, der eins meiner Bücher in seinem Regal hat, ist ein Freund von mir.«
»Aber jeder könnte einer sein, auch wenn er nicht mal ein Regal hat.«
»Ich kenne keinen Schradow.«
»Schrader. Er kannte Sie sogar beim Vornamen. Er hätte Ihnen damals irgendwelches ›Zeuch‹ gegeben, das jetzt kein Schwein mehr etwas anging.«
»Beim Vornamen.«
»Heino, ja.«
»Sehen Sie, auch Sie kennen ihn und sind nicht mein Freund.«
»Er hat ihn mir gesagt.«
»Es gibt eine Menge Heinos.«
»Ich kenne nur zwei. Dem anderen bin ich nicht in die Quere gekommen.«
»Und mir sind Sie also in die Quere gekommen?«
»Das würde ich gerne von Ihnen erfahren.«
Hendrix lachte. Er lachte eine ganze Weile und die Lacher wurden immer leiser, bis sie nur noch darin bestanden, dass er grinsend und still vor sich hin zuckte. »Mir in die Quere kommen. Wer glauben Sie eigentlich, Herr…«
»Kittel.«
»… wer Sie sind?«
»Genau der und kein anderer.«
»Hören Sie mal, wenn ich jetzt rausgehe und unterwegs auf eine Fliege trete, dann kann die sich damit trösten, dass sie mir in die Quere gekommen ist. Das macht sie irgendwie wichtiger und ihren Tod nicht so beliebig. Aber eigentlich wissen wir doch beide, dass das mit der Quere eine Übertreibung ist.«
»Soll das eine Warnung sein?«
Er zuckte wieder. Ich wartete.
»Eine Warnung. Köstlich! Das ist das Komische mit euch Kriminalfritzen, dass ihr die Welt nur durch die böse, schwarze Brille sehen könnt. Überall nur Verdächtige, Gangster, Alibis und Warnungen. Reden Sie weiter, mein Bester, nehmen Sie bloß kein Blatt vor den Mund, Sie sind bestes Romanmaterial! Es macht Ihnen doch nichts aus, dass ich mir ein paar Notizen mache.«
»Wenn Sie mir dafür wenigstens einen Tipp geben, was Ihr muskulöser Freund mit ›Zeuch‹ gemeint haben könnte.«
»Aber wie soll ich das denn wohl machen?« Der falsche, untröstliche Ton in seiner Stimme bewies mir, dass Hendrix sich jetzt sicher fühlte. Vorhin noch, als ich ihn aus der Wanne geholt hatte, war er verlegen und abweisend gewesen. Jetzt hatte er meine Karten gesehen und war zu dem Schluss gelangt, dass ich nichts auf der Hand hatte. Das hatte ihm seine Gelassenheit wiedergegeben.
»Kittel, Sie behaupten, dass dieser Mensch ein Freund von mir ist, nicht ich! Dann kann ich Ihnen doch auch nicht erklären, was dieser gute Mann mit seinen Andeutungen gemeint hat.«
»Sie kennen ihn also überhaupt nicht.«
Er zog auf leicht kokette Weise die Schultern hoch. »Ehrlich gesagt, ich weiß es nicht genau.«
»Sie wissen es nicht?«
»Es könnte sein, dass ich ihn kenne. Aber den Namen habe ich noch nie gehört.« Sein Gesicht wurde ernst, geradezu sorgenvoll. »Es geht um Kims Vater. Also möchte ich Sie um Diskretion bitten.«
»Er ist mein Auftraggeber.«
Martens beugte sich vor und senkte seine Stimme geheimnistuerisch. »Ich weiß zufällig, dass Martens einmal Ärger mit einem Mann hatte, der gelegentlich Sachen für ihn erledigt und ihn dann erpresst hat. Er wusste, dass ich Journalist war, und hatte die merkwürdige Idee, ich sollte eine Geschichte daraus machen.«
»Wissen Sie noch, worum es dabei ging?«
»Irgendwelche Enthüllungen im Zusammenhang mit der
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