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Pommes rot-weiß

Pommes rot-weiß

Titel: Pommes rot-weiß Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Güsken
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mal«, meldete ich mich. »Bevor du da konkreter wirst, habe ich vielleicht auch noch ein Wörtchen mitzureden. Sonst sind wir nämlich eher pleite, als wir denken.«
    »Warum?«, fragte er verwundert. »Warum willst du mitreden?«
    »Wenn wir beide uns irgendwohin verkrümeln, dann…«
    »Wir beide doch nicht! Ich kann niemanden brauchen, der mir Gardinenpredigten hält. Mein Herz ist gebrochen, Kittel, und ich brauche jemanden, der es wieder zusammenflickt. Mit Geduld und Wärme. Jemanden wie Babsi.«
    Ich schluckte. »Das ist nicht dein Ernst.«
    »Sie ist die Einzige, der ich vertrauen kann.«
    »Vielen Dank, Henk.«
    Er nahm einen tiefen, nicht enden wollenden Schluck aus seinem Glas. Dann sah er mich mit einem Blick an, in dem sich alle Wünsche und Hoffnungen seines Lebens versammelt hatten. Wünsche und Hoffnungen, die enttäuscht worden waren. »Babsi ist anders als andere Frauen«, versicherte er schwärmerisch, aber ohne Illusionen. »Und ich Idiot habe sie mir leichtfertig verscherzt.«
    »Aber Henk. Jetzt siehst du das so. Schon morgen bist du drüber weg. Dann sieht alles anders aus. Du wirst feststellen, jede Frau ist anders. Nicht nur Babsi.«
    »Sie sehen vielleicht anders aus«, widersprach er kopfschüttelnd. »Aber sie sind gleich. Bis auf Babsi. Sie nicht.«
    »Nein«, beharrte ich, ungewohnt energisch. »Es ist genau umgekehrt.«
    »Was zum Teufel meinst du damit, es ist umgekehrt?«
    »Bei ihr ist es anders.«
    »Was denn?«
    »Sie ist gleich. Die anderen Frauen sind anders.«
    »Du spinnst. Du kennst Babsi nicht.«
    »Ein bisschen schon.«
    »Du kennst sie nicht. Du kannst nicht wissen, was für eine Klassefrau das ist. Glaub mir, Kittel, du kannst das nicht beurteilen. Wenn ich dir sage…«
    »Und wieso nicht?«, fragte ich trotzig.
    Henks Gesicht tauchte langsam aus dem Bierglas auf, während er es leerte. Das verbrauchte Gesicht einer Frau, die ihre besten Jahre hinter sich hatte oder vielleicht nie welche gehabt hatte. Und doch kannte sie sich, was Männer anging, aus. »Wieso wohl?«, brummte er. »Du warst noch nie mit ihr im Bett, oder?«

18
     
     
     
    Es war nass und unfreundlich auf dem Land draußen, wo Guido Martens residierte. Um diese Zeit außerdem wie ausgestorben, denn die meisten Einwohner waren drüben in der Stadt und sorgten dafür, dass es kein Kino gab, vor dem man weniger als eine halbe Stunde Schlange stand.
    So mancher kam hier heraus, um urtümlichen, dörflichen Charme zu genießen und stellte dann enttäuscht fest, dass man weder Dorf noch Charme finden konnte. Da war ein menschenleeres Fußgängerzentrum, das durch vorweihnachtliche Lichterketten in grelles, unwirkliches Licht getaucht war, und im Zentrum des Fußgängerzentrums stand eine unansehnliche Bronzeskulptur, von der kein Mensch wusste, ob sie etwas darstellen sollte.
    Früher mochten hier windschiefe Bauernhäuser gestanden haben, die sich um einen hübschen Kirchturm gruppierten, dessen Glocken sonntags zur Frühmesse läuteten. Heute machten sich große, üppige Familienhäuser mit zwei Garagen und riesigen Gärten breit, die in der Stadt nicht genug Platz gefunden hatten. Sie standen, jedes für sich, um ein großes Einkaufsparadies mit allen Schikanen herum.
    Trotzdem verschlug es immer wieder Touristen hierher. Einige nur deswegen, weil sie die Straßenkarte nicht lesen konnten, aber irgendjemand hatte mir kürzlich erzählt, dass es ein Reisebüro gab, das den Fremdenverkehr in der Region steigerte, indem es die Unansehnlichkeit zur Sehenswürdigkeit erklärt hatte – ein Konzept, das man in Frankfurt, Herne-Eickel und Hamm in Westfalen schon erfolgreich angewandt hatte. Durch penible Recherche hatte man herausgefunden, dass es in Europa viele Orte gab, die wenig Sehenswertes hatten. Aber nur ein oder zwei, die nichts Sehenswertes hatten. Und einer der beiden war hier.
    »Ich würde Sie gerne sprechen«, sagte ich in die Sprechanlage. »Das heißt, nur, wenn Sie keine dringende Verabredung zum Sport haben.«
    »Das schon«, kam Martens’ Stimme heiter zurück. »Aber der Sport kann warten. Was bringen Sie mir?«
    »In gewisser Weise habe ich den Fall gelöst.«
    Der Türöffner surrte. Ich trat ein, durchquerte den sorgfältig vom herbstlichen Laub befreiten Vorgarten und ging ins Haus.
    Guido Martens, fit und unbesiegbar wie immer, federte mir entgegen. »Also raus mit der Sprache: Wer ist der Clown da draußen? Haben Sie diese Fanatikerin dazu gebracht, ihn abzustellen?«
    »Nun, die

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