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Pompeji

Pompeji

Titel: Pompeji Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Harris
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Göttlichen Augustus bereiste. Er berichtet hier über einen Gipfel, der flach und kahl ist und in der Vergangenheit in Flammen gestanden hat. Damit kann er nur den Vesuv gemeint haben. Er sagt, der fruchtbare Boden bei Pompeji erinnere ihn an Caetana, wo das Land mit Asche bedeckt ist, die die Flammen des Ätna ausgespien haben.«
    »Na und?«
    »War Exomnius nicht Sizilier?«, fragte Holconius. »Aus welcher Stadt stammte er?«
    Ampliatus schwenkte wegwerfend sein Glas. »Ich glaube, aus Caetana. Spielt das eine Rolle?« Ich muss ein bisschen Griechisch lernen, dachte er. Wenn ein Narr wie Popidius die Sprache beherrscht, dann kann das jeder.
    »Und was dieses lateinische Dokument angeht – bei dem bin ich mir ganz sicher«, fuhr Popidius fort. »Es stammt aus einem Buch, und ich kenne sowohl den Mann, der es geschrieben hat, als auch den, an den diese Passage gerichtet ist. Sie stammt von Annaeus Seneca, dem Erzieher Neros. Von dem hast du doch sicher schon gehört?«
    Ampliatus wurde rot. »Mein Metier ist das Bauen, nicht Bücher.« Weshalb regten sie sich über diesen Kram so auf?
    »Der Lucilius, den er anspricht, ist Lucilius Junior, der hier in dieser Stadt geboren wurde. Er hatte ein Haus in der Nähe des Theaters. Er war irgendwo Statthalter – auf Sizilien, wenn ich mich recht erinnere. Seneca beschreibt das große Erdbeben in Campania. Dieser Text stammt aus seinem Buch Naturwissenschaftliche Untersuchungen. Ich glaube, wir haben sogar eine Kopie davon in unserer Bibliothek auf dem Forum. Es schildert die Grundlagen der stoischen Philosophie.«
    »Der stoischen Philosophie!«, höhnte Ampliatus. »Und was soll Exomnius damit angefangen haben?«
    »Auch das«, erklärte Popidius mit wachsender Erbitterung, »dürfte auf der Hand liegen.« Er legte die beiden Dokumente nebeneinander. »Exomnius war überzeugt, dass es einen Zusammenhang gab, begreifst du das nicht?« Er deutete von einem zum anderen. »Ätna und Vesuv. Die Fruchtbarkeit des Bodens bei Caetana und des Bodens bei Pompeji. Das entsetzliche Erdbeben vor siebzehn Jahren – die Vergiftung der Schafe und all die Vorzeichen in diesem Sommer. Er stammte aus Sizilien. Er sah eine kommende Gefahr. Und jetzt ist er verschwunden. «
    Eine Weile sprach niemand. Die Figuren rings um das Schwimmbecken klirrten in der Brise.
    Brittius sagte: »Ich finde, diese Dokumente sollten einer Vollversammlung des Ordo vorgelegt werden. Und zwar so bald wie möglich.«
    »Nein«, sagte Ampliatus.
    »Aber der Ordo ist die regierende Körperschaft dieser Stadt! Er hat ein Recht darauf, informiert zu werden …«
    »Nein!« Ampliatus sprach mit Nachdruck. »Wie viele Bürger gehören dem Ordo an?«
    »Fünfundachtzig«, sagte Holconius.
    »Da hast du es. Binnen einer Stunde wird es in der ganzen Stadt herum sein. Wollt ihr eine Panik auslösen? Gerade jetzt, wo wir wieder auf die Beine kommen? Wo wir die Prophezeiung der Sibylle haben, die wir ihnen mitteilen können, um sie bei Laune zu halten? Vergesst nicht, wer für euch gestimmt hat, ihr Honoratioren: die Kaufleute. Denen wird es gar nicht gefallen, wenn ihr ihre Kunden verscheucht. Ihr habt gesehen, was heute Morgen passiert ist, nur weil die Brunnen für ein paar Stunden versiegt waren. Außerdem – worauf läuft das alles denn hinaus? Exomnius hat sich also Sorgen wegen eines Erdbebens gemacht? Campania hat also Ascheboden wie Sizilien und stinkende Fumarolen? Na und? Fumarolen gehören seit den Tagen von Romulus zum Alltag am Golf.« Ampliatus konnte sehen, dass seine Worte Eindruck machten. »Und außerdem ist das nicht das eigentliche Problem.«
    Holconius sagte: »Und was ist das eigentliche Problem?«
    »Die anderen Dokumente – diejenigen, aus denen hervorgeht, wie viel Geld Exomnius dafür erhalten hat, dass er dieser Stadt billiges Wasser gibt.«
    Holconius sagte rasch: »Erspar uns das, Ampliatus. Deine kleinen Abmachungen gehen uns nichts an.«
    »Meine kleinen Abmachungen!« Ampliatus lachte. »Das ist ein guter Witz!« Er setzte sein Glas ab und hob den Krug, um sich Wein nachzuschenken. Wieder klirrte das schwere Kristall. Er wurde leicht benommen, aber das kümmerte ihn nicht. »Also, ihr Honoratioren, tut nicht so, als hättet ihr von nichts gewusst! Was glaubt ihr, weshalb sich diese Stadt nach dem Erdbeben so schnell erholt hat? Mit meinen kleinen Abmachungen habe ich euch ein Vermögen erspart. Ja, und obendrein mir geholfen, eines zu machen – das leugne ich nicht. Aber ohne mich wäret

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