Pompeji
entgegengesetzten Ende des Forums bahnten, konnte er hören, wie es die öffentliche Latrine neben dem Jupiter-Tempel sauber wusch und in die dahinter liegenden Straßen plätscherte. Er hielt sich dicht hinter Corax, und ein oder zwei Mal musste er durch kleine Rinnsale in der Gosse stapfen, die den Staub und die Abfälle den Abhang hinunter in Richtung See spülten. Er zählte sieben Brunnen, alle überfließend. Der Verlust der Augusta kam Pompeji ganz offensichtlich zugute. Die ganze Kraft des Aquädukts konnte sich nirgendwo anders entladen als hier. Und während die anderen Städte am Golf in der Hitze ausdorrten, plantschten die Kinder von Pompeji auf den Straßen.
Ihr Weg den Hügel hinauf war Schwerarbeit. Die meisten Menschen bewegten sich in der entgegengesetzten Richtung, hinab zu den Attraktionen des Forums, und als sie das große Nordtor erreichten, wartete Baculus bereits mit ihren Pferden auf sie. Er hatte sie an einem Pfosten neben einem kleinen Gebäude angebunden, das an die Stadtmauer grenzte.
Attilius fragte: »Ist das das Castellum aquae?«, und Corax nickte. Der Baumeister erfasste es mit einem Blick – wie die Piscina mirabilis aus roten Ziegelsteinen gebaut, dasselbe gedämpfte Rauschen von fließendem Wasser. Das Gebäude schien am höchsten Punkt der Stadt zu stehen, und das war logisch: Ein Aquädukt unterquerte eine Stadtmauer stets dort, wo sie am höchsten lag. Als er hügelabwärts zurückschaute, konnte er die Wassertürme sehen, die den Strömungsdruck regulierten. Er schickte Musa in das Castellum, um den Wassersklaven zu holen, während er seine Aufmerksamkeit den Pferden zuwandte. Sie machten keinen allzu schlechten Eindruck. Für ein Rennen im Circus Maximus waren sie nicht geeignet, aber sie wurden ihre Aufgabe erfüllen. Er zahlte ein paar Goldmünzen ab und gab sie Baculus, der sie mit den Zähnen prüfte. »Und die Ochsen?«
Die Ochsen, versprach Baculus, die Hand aufs Herz drückend und die Augen himmelwärts verdrehend, wurden um die siebente Stunde bereitstehen. Er würde sich selbst sofort darum kümmern. Mit diesen Worten wünschte er ihnen den Segen Merkurs für ihren Ritt und entfernte sich – aber, wie Attilius bemerkte, nur bis zu der Schenke auf der anderen Straßenseite.
Er wies die Pferde anhand ihrer Stärke zu. Die besten gab er Becco und Corvinus, weil sie den weitesten Ritt vor sich hatten, und er war noch immer dabei, dem verbitterten Corax seine Gründe zu erläutern, als Musa zurückkehrte und ihm mitteilte, dass das Castellum aquae verlassen war. »Wie?« Attilius fuhr herum. »Überhaupt niemand da?« »Es ist Vulcanalia, hast du das vergessen?« Corax sagte: »Ich habe es dir ja gesagt, der ist zu nichts nutze.«
»Öffentliche Feiertage!« Attilius hatte vor Wut am liebsten mit den Fäusten auf die Ziegelmauer eingeschlagen. »Irgendwo in dieser Stadt muss es doch Leute geben, die arbeitswillig sind.« Er musterte seine schwächliche Truppe mit Unbehagen und dachte abermals, wie unklug es in Plinius' Bibliothek von ihm gewesen war, das, was theoretisch möglich war, mit dem zu verwechseln, was er tatsächlich bewerkstelligen konnte. Aber daran ließ sich jetzt nichts mehr ändern. Er räusperte sich. »Ihr wisst alle, was ihr zu tun habt? Becco, Corvinus – ist einer von euch schon einmal oben in Abellinum gewesen?«
»Ja, ich«, sagte Becco.
»Wie sieht es dort aus?«
»Die Quelle entspringt unter einem Tempel, der den Wassergöttinnen geweiht ist, und fließt in ein Becken innerhalb des Nymphaeums. Der Aquarius dort heißt Probus und ist gleichzeitig der Priester.«
»Ein Aquarius als Priester!« Attilius lachte bitter und schüttelte den Kopf. »Also, ihr könnt diesem priesterlichen Baumeister, wer immer er sein mag, sagen, dass die Göttinnen in ihrer himmlischen Weisheit von ihm verlangen, dass er seine Hauptschleuse schließt und sein ganzes Wasser nach Beneventum ableitet. Sorgt dafür, dass das geschieht, sobald ihr angekommen seid. Becco – du bleibst in Abellinum und achtest darauf, dass die Schleuse zwölf Stunden lang geschlossen bleibt. Dann öffnest du sie wieder. Zwölf Stunden – so exakt wie möglich. Hast du verstanden?«
Becco nickte.
»Und falls wir, was natürlich fast ausgeschlossen ist, die Reparaturen nicht in zwölf Stunden ausführen können«, sagte Corax sarkastisch, »was dann?«
»Auch daran habe ich gedacht. Sobald die Schleuse zu ist, lässt Corvinus Becco in Abellinum allein und folgt dem Verlauf der
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