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Pompeji

Pompeji

Titel: Pompeji Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Harris
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Augusta die Berge hinunter, bis er nordöstlich des Vesuv auf uns andere trifft. Bis dahin dürfte sich herausgestellt haben, wie viel Arbeit zu tun ist. Wenn wir das Problem nicht in zwölf Stunden beseitigen können, kann er zu Becco zurückreiten und ihm sagen, dass die Schleuse geschlossen bleiben muss, bis wir fertig sind. Das ist eine Menge Reiterei, Corvinus. Schaffst du das?«
    »Ja, Aquarius.«
    »Guter Mann.«
    »Zwölf Stunden!«, wiederholte Corax kopfschüttelnd. »Das bedeutet, dass wir die Nacht durcharbeiten müssen.«
    »Was ist los, Corax? Fürchtest du dich im Dunkeln?« Wieder gelang es Attilius, die anderen Männer zum Lachen zu bringen. »Wenn du die Stelle gefunden hast, musst du abschätzen, wie viel Material wir für die Reparatur brauchen und wie viele Männer. Du bleibst dort und schickst Musa mit einem Bericht zurück. Ich werde dafür sorgen, dass wir zusätzlich zu allem anderen, was wir von den Ädilen brauchen, auch genügend Fackeln bekommen. Sobald die Karren beladen sind, warte ich hier beim Castellum, bis ich von dir gehört habe.«
    »Und was ist, wenn ich die Stelle nicht finde?«
    Attilius schoss der Gedanke durch den Kopf, dass der Aufseher in seiner Verbitterung vielleicht sogar versuchen könnte, das ganze Projekt zu sabotieren. »Dann brechen wir trotzdem auf und erreichen dich vor Anbruch der Nacht.« Er lächelte. »Und versuche nicht, mich aufs Kreuz zu legen.«
    »Ich bin sicher, es gibt viele, die dich aufs Kreuz legen möchten, hübscher Knabe, aber zu denen gehöre ich nicht.« Corax warf ihm einen tückischen Blick zu. »Du bist weit fort von zu Hause, junger Marcus Attilius. Hör auf meinen Rat. Sei auf der Hut in dieser Stadt. Wenn du weißt, was ich meine.«
    Und er schob seinen Unterkörper vor und zurück in derselben obszönen Geste, die er auch am Vortag gemacht hatte, als Attilius nach der Quelle suchte.
    Beim Pomerium, dem heiligen Maueranger hinter dem Vesuvius-Tor, der zu Ehren der Schutzgötter der Stadt unbebaut geblieben war, verabschiedete er sich von ihnen.
    Die Straße führte wie eine Rennstrecke um die Stadt herum, an einer Bronzehütte vorbei und durch einen großen Friedhof. Als die Männer aufsaßen, hatte Attilius das Gefühl, etwas sagen zu müssen – eine Rede halten wie Caesar am Vorabend einer Schlacht –, aber derartige Worte hatte er noch nie finden können. »Wenn das erledigt ist, kaufe ich Wein für euch alle. In der besten Schenke von Pompeji«, setzte er lahm hinzu.
    »Und eine Frau«, sagte Musa, mit dem Finger auf ihn zeigend. »Vergiss die Frau nicht, Aquarius!«
    »Für die Frau kannst du selbst bezahlen.«
    »Wenn er es schafft, eine Hure zu finden, die ihn haben will!«
    »Du kannst mich mal, Becco. Bis später, ihr Schwanzlutscher!«
    Und bevor Attilius einfiel, was er noch sagen könnte, rammten sie bereits die Hacken in die Flanken der Pferde und bahnten sich ihren Weg durch die in die Stadt drängende Menge – Corax und Musa nach links, um auf die Straße nach Nola zu gelangen, Becco und Corvinus nach rechts in Richtung Nuceria und Abellinum. Als sie durch die Nekropole ritten, schaute nur Corax zurück – nicht auf Attilius, sondern über seinen Kopf hinweg zur Stadtmauer. Sein Blick schweifte ein letztes Mal über die Mauerkrone und die Wachtürme, dann setzte er sich tiefer in den Sattel und schlug die Richtung zum Vesuv ein.
    Attilius folgte den Reitern mit den Augen, bis sie hinter den Grabmälern verschwanden und nur eine braune Staubwolke über den weißen Sarkophagen erkennen ließ, wo sie entlanggeritten waren. Er blieb ein paar Augenblicke still stehen – er kannte sie kaum, aber so viele seiner Hoffnungen, so viel von seiner Zukunft hing von ihnen ab! –, dann machte er sich auf den Rückweg zum Stadttor.
    Erst als er sich in die Schlange der Fußgänger einreihte, die vor dem Tor warteten, fiel ihm eine leichte Bodenerhebung auf. Das war die Stelle, an der der Aquädukt die Mauer unterquerte. Er blieb stehen und ließ seinen Blick wandern, folgte seinem Verlauf bis zum nächsten Einstiegloch und stellte zu seiner Überraschung fest, dass der Aquädukt direkt auf den Gipfel des Vesuv zulief. Im Dunst und Hitzestaub ragte der Berg noch massiver über dem Land auf, als er es von der See aus getan hatte, aber undeutlicher; mehr bläulich grau als grün. Es war unmöglich, dass die Abzweigung tatsächlich bis zum Vesuv selbst verlief. Er vermutete, dass sie an seinem Fuß nach Osten abbog und irgendwo

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