Pompeji
meisten hatten ihre durchnässten Tuniken ausgezogen, und der von den hingestreckten Leibern ausgehende Schweißgestank war stark genug, um mit dem Geruch von der nahen Fischsoßen-Fabrik zu wetteifern, wo sich verflüssigte Abfälle in Fässern in der Sonne zersetzten. Corvinus und Becco schlängelten sich zwischen den Ruderern hindurch, mit dem Werkzeug beladen, das sie Musa und Polites zuwarfen. Corax hatte dem Schiff den Rücken zugekehrt und schaute zur Stadt hinauf; von Zeit zu Zeit stellte er sich auf die Zehenspitzen, um über die Köpfe der Menge hinwegsehen zu können.
Er bemerkte Attilius. »Das Wasser läuft also«, sagte er und verschränkte die Arme. Seine Dickköpfigkeit, sein Widerstreben, zuzugeben, dass er sich geirrt hatte, hatte etwas fast Heroisches. In diesem Augenblick war Attilius ohne eine Spur von Zweifel klar, dass er ihn loswerden musste, sobald diese Sache erledigt war.
»Ja, es läuft«, pflichtete er ihm bei. Er bedeutete den anderen, ihre Arbeit zu unterbrechen und zu ihm zu kommen. Man einigte sich darauf, dass Polites das Ausladen beenden und das Werkzeug auf dem Kai bewachen sollte; Attilius würde ihn wissen lassen, wo er später zu ihm stoßen sollte. Die anderen fünf machten sich auf den Weg zum nächsten Tor. Corax folgte ihnen in einigem Abstand, und jedes Mal, wenn Attilius zurückschaute, hatte es den Anschein, als suchte er nach jemandem und reckte den Kopf von einer Seite zur anderen.
Der Wasserbaumeister führte sie die Rampe hinauf, die vom Hafen zur Stadtmauer verlief, an dem halbfertigen Venus-Tempel vorbei und in den dunklen Tunnel des Tors. Ein Zollbeamter überzeugte sich mit einem flüchtigen Blick, dass sie nichts bei sich trugen, was sich verkaufen ließ, dann winkte er sie in die Stadt hinein.
Die Straße hinter dem Tor war nicht so steil wie die Rampe draußen und auch nicht so glitschig, aber wesentlich schmaler, sodass sie fast vom Gewicht der in die Stadt strömenden Leute zerquetscht wurden. Attilius ließ sich von der Menge treiben, an Laden und an einem anderen großen Tempel vorbei – der hier war Apoll geweiht –, und stand schließlich in der blendenden Helle und dem Menschengewimmel des Forums.
Für eine Provinzstadt war es ein imposanter Anblick: eine Basihca, ein überdachter Markt, weitere Tempel, eine öffentliche Bibliothek – alles in leuchtenden Farben gestrichen und im Sonnenlicht schimmernd; drei oder vier Dutzend Statuen von Kaisern und Lokalgrößen standen auf hohen Sockeln. Nicht alles war vollendet; einige der großen Gebäude waren mit einem Netz aus Holzgerüsten überzogen. Die hohen Mauern fingen das Lärmen der Menge ein und warfen es wie ein Echo zurück – die Flöten und Trommeln der Straßenmusikanten, die Rufe der Bettler und Hausierer, das Brutzeln von bratendem Essen. Obstverkäufer boten grüne Feigen und rosa Melonenscheiben feil. Weinverkäufer hockten neben Reihen von roten Amphoren in Nestern aus gelbem Stroh. Am Fuße einer nahen Statue saß mit untergeschlagenen Beinen ein Schlangenbeschwörer; er spielte auf einer Flöte, eine graue Schlange erhob sich trage von der Matte vor ihm, eine andere hing um seinen Hals. Kleine Stücke Fisch brieten auf einem offenen Herd. Sklaven wankten, unter der Last von Holzbündeln gebeugt, zum Zentrum des Forums, wo sie das Holz in einer Stafette auf den großen Haufen türmten, der am Abend für das Opfer an Vulkan angezündet werden sollte. Ein Barbier pries sich als Fachmann fürs Zähneziehen an; zum Beweis lag ein ungefähr fußhoher Haufen von grauen und schwarzen Stumpfen vor ihm.
Attilius nahm den Hut ab und wischte sich die Stirn. Schon jetzt hatte die Stadt in seinen Augen etwas an sich, das ihm nicht sonderlich gefiel. Eine hektische Stadt, dachte er. Voller profitgieriger Menschen. Hier wurde man einen Besucher genau so lange willkommen heißen, wie man brauchte, um ihn auszunehmen. Er winkte Corax heran, um ihn zu fragen, wo er die Adilen finden konnte – er musste die Hand an das Ohr des Mannes halten, um sich verständlich zu machen –, und der Aufseher zeigte auf eine Reihe von drei kleinen Amtsgebäuden am Südende des Platzes, alle des Feiertags wegen geschlossen. Eine lange Tafel war mit Bekanntmachungen bedeckt, Beweis für eine blühende Bürokratie. Attilius fluchte leise. Nichts war jemals einfach.
»Du kennst den Weg zum Vesuvius-Tor«, rief er Corax zu. »Du gehst voraus.«
Wasser strömte durch die Stadt. Als sie sich ihren Weg zum
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