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Pompeji

Pompeji

Titel: Pompeji Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Harris
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Feiertag …«
    »Vergiss den Feiertag! Wir brauchen sie jetzt hier. Du hast gesagt, du brauchtest zehn, Aquarius? Machen wir ein Dutzend daraus. Januarius, schicke nach einem Dutzend unserer kräftigsten Männer. Brebix' Trupp. Sag ihnen, sie sollen Essen und Trinken für einen Tag mitbringen. Was war es, was du sonst noch brauchst?«
    »Ätzkalk«, begann Attilius, »Puteolanum …«
    »Richtig. Den ganzen Kram. Holz. Ziegelsteine. Fackeln – vergiss die Fackeln nicht. Er bekommt alles, was er verlangt. Und außerdem wirst du Karren brauchen, nicht wahr? Zwei Ochsengespanne?«
    »Die habe ich schon gemietet.«
    »Aber du wirst meine nehmen – ich bestehe darauf.«
    »Nein.« Ampliatus' Großzügigkeit begann, in dem Wasserbaumeister ein ungutes Gefühl auszulösen. Zuerst würde das Geschenk kommen, dann würde sich das Geschenk als Leihgabe erweisen und schließlich die Leihgabe als Schuld, die zu begleichen unmöglich war. Auf diese Weise hatte Popidius zweifellos sein Haus verloren. Eine hektische Stadt. Er schaute zum Himmel empor. »Es ist Mittag. Inzwischen dürften die Ochsen unten am Hafen eingetroffen sein. Einer meiner Sklaven wartet dort mit unserem Werkzeug.«
    »Bei wem hast du sie gemietet?«
    »Bei Baculus.«
    »Baculus! Dieser betrunkene Dieb! Meine Ochsen wären besser. Lass mich wenigstens ein Wörtchen mit ihm reden. Ich werde dafür sorgen, dass du einen kräftigen Preisnachlass bekommst.«
    Attilius zuckte die Achseln. »Wenn du darauf bestehst.«
    »Das tue ich. Hol die Leute aus den Unterkünften, Januarius, und schick einen Jungen zu den Kais, damit die Karren des Aquarius zum Beladen hierher gebracht werden. Und während wir warten, werde ich dich herumführen, Aquarius.« Wieder legte er dem Aquarius die Hand auf die Schulter. »Komm mit.«
    Bäder waren kein Luxus. Bäder waren das Fundament der Zivilisation. Bäder waren das, was selbst den geringsten Bürger Roms über das Niveau der reichsten Barbaren mit ihren haarigen Hinterteilen erhob. Bäder förderten die drei Disziplinen Sauberkeit, Gesundheit und strenge Routine. Waren die Aquädukte nicht ursprünglich zum Speisen der Bäder erfunden worden? Hatten die Bäder nicht die römische Lebensart über ganz Europa, Afrika und Asien verbreitet, und zwar nicht minder effektvoll als die Legionen, sodass ein Mann, in welche Stadt dieses weltweiten Imperiums es auch immer ihn verschlagen haben mochte, zumindest sicher sein konnte, dieses kostbare Stückchen Heimat vorzufinden?
    Das war die Quintessenz von Ampliatus' Vortrag, während er Attilius durch die leere Hülse seines Traums führte. Die Räume waren noch unmöbliert und rochen stark nach frischer Farbe und Gips, und ihre Schritte hallten wider, als sie durch die Kabinen und Trainingsräume in den Hauptteil des Bauwerks schritten. Hier waren die Fresken bereits fertig gestellt. Ansichten des grünen Nils mit in der Sonne badenden Krokodilen gingen über in Szenen aus dem Leben der Götter. Triton schwamm neben den Argonauten und geleitete sie zurück in die Sicherheit. Neptun verwandelte seinen Sohn in einen Schwan. Perseus rettete Andromeda vor den Seeungeheuern, die ausgeschickt worden waren, um die Äthiopier anzugreifen. Das Becken im Caldarium war so groß, dass es achtundzwanzig zahlenden Kunden gleichzeitig Platz bot, und wenn die Badenden auf dem Rücken lagen, würden sie zu einer saphirblauen Decke emporschauen, erhellt von fünfhundert Lampen und wimmelnd von allen Arten von Meeresgetier, und glauben, sie schwämmen in einer unterseeischen Grotte.
    Um den Luxus zu gewährleisten, den er sich in den Kopf gesetzt hatte, bediente sich Ampliatus der modernsten Techniken, der besten Materialien, der geschicktesten Handwerker Italiens. In der Kuppel des Laconiums – des Schwitzbades – gab es Fenster aus neapolitanischem Glas von der Dicke eines Fingers. Fußböden, Wände und Decken waren hohl und der Kessel, der die Hohlräume beheizte, so leistungsfähig, dass die Luft im Innern, selbst wenn draußen Schnee lag, so heiß sein würde, dass einem Mann das Fleisch schmolz. Die Anlage war so gebaut, dass sie einem Erdbeben widerstand. Alle wichtigen Armaturen – Rohre, Abflüsse, Gitter, Entlüftungsöffnungen, Zapf- und Absperrhähne, Duschköpfe, sogar die Griffe der Wasserspülung der Latrinen – waren aus Messing. Die Toilettensitze bestanden aus phrygischem Marmor und hatten Ellbogenstützen in der Form von Delphinen und Chimären. Überall fließend warmes und kaltes

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