Pompeji
Aquädukt und berate mich nebenbei. Niemand braucht es je zu erfahren.«
Attilius musterte ihn, sein schlaues, gieriges Gesicht. Bei all seinem Geld, seiner Gewalttätigkeit und dem Streben nach Macht war der Mann im Grunde nicht mehr als ein Kleinstadtganove. »Nein«, sagte er, »das wäre unmöglich.«
Die Verachtung musste seinem Gesicht deutlich abzulesen gewesen sein, denn Ampliatus machte sofort einen Rückzieher. »Du hast Recht«, sagte er und nickte. »Vergiss, dass ich es erwähnt habe. Ich bin manchmal ein rauer Bursche. Manchmal kommt mir eine Idee, die ich nicht vorher durchdacht habe.«
»Wie das Hinrichten eines Sklaven, bevor du herausgefunden hast, ob er die Wahrheit sagt?«
Ampliatus grinste und zeigte auf Attilius. »Sehr gut! Das stimmt. Aber wie kannst du von einem Mann wie mir erwarten, dass er weiß, wie er sich benehmen muss? Du kannst alles Geld im Imperium besitzen, doch das macht dich noch nicht zu einem Herrn, richtig? Du kannst dir einbilden, du imitierst die Aristokraten, beweist ein bisschen Klasse, aber dann stellt sich heraus, dass du ein Ungeheuer bist. War es nicht das, was Corelia mich genannt hat? Ein Ungeheuer!«
»Und Exomnius?« Die Frage rutschte Attilius heraus. »Hattest du mit ihm eine Vereinbarung, von der nie jemand etwas wusste?«
Ampliatus' Lächeln geriet nicht ins Wanken. Von der Straße unten kam das Rumpeln schwerer Holzräder auf Stein.
»Ich glaube, ich höre deine Karren kommen. Wir sollten hinuntergehen und sie einlassen.«
Es war, als hätte die Unterhaltung nie stattgefunden. Wieder mit einem Summen überquerte Ampliatus den mit Geröll übersäten Hof. Er öffnete die schweren Tore, und als Polites das erste Ochsengespann hereinführte, verbeugte er sich. Ein Mann, den Attilius nicht kannte, führte das zweite Gespann; zwei weitere saßen auf der Ladefläche des leeren Karrens und ließen die Beine über den Rand baumeln. Als sie Ampliatus bemerkten, sprangen sie sofort herunter und schauten respektvoll auf die Erde. »Gut gemacht, Leute«, sagte Ampliatus. »Ich werde veranlassen, dass ihr für die Arbeit an einem Feiertag belohnt werdet. Aber es handelt sich um einen Notfall, und wir müssen alle zupacken und beim Reparieren des Aquädukts helfen. Für das Gemeinwohl – ist es nicht so, Aquarius?« Er kniff den ihm am nächsten stehenden Mann in die Wange. »Ihr untersteht jetzt seinem Befehl. Dient ihm gut. Aquarius: Nimm dir, was du brauchst. Es liegt alles auf dem Hof. Fackeln findest du drinnen im Lagerraum. Kann ich sonst noch etwas für dich tun?« Er wollte offensichtlich schnell verschwinden.
»Ich werde eine Liste von dem machen, was wir verbrauchen«, sagte Attilius förmlich. »Du wirst dafür entschädigt.«
»Das ist nicht nötig. Aber wie du willst. Ich möchte mir nicht vorwerfen lassen, ich hätte versucht, dich zu bestechen!« Er lachte. »Ich würde bleiben und dir beim Beladen helfen – niemand hat je gesagt, dass Numerius Popidius Ampliatus Angst davor hatte, sich die Hände schmutzig zu machen! –, aber du weißt, wie es ist. Wegen des Feiertags speisen wir heute früh, und ich darf meine niedere Geburt nicht beweisen, indem ich all diese großen Herren und ihre Damen warten lasse.« Er streckte die Hand aus. »Ich wünsche dir Glück, Aquarius.«
Attilius ergriff die Hand. Ihr Griff war fest und trocken, die Handflächen und die Finger, wie seine eigenen, schwielig von harter Arbeit. Er nickte. »Ich danke dir.«
Ampliatus grunzte und ging davon. Draußen auf der stillen Straße wartete seine Sänfte auf ihn, und jetzt stieg er sofort hinein. Die Sklaven beeilten sich, ihre Positionen einzunehmen, vier Mann an jeder Seite, und auf eine Geste von Ampliatus hoben sie die bronzebeschlagenen Traghölzer an – zuerst auf Bauchhöhe und dann, mit vor Anstrengung verzerrten Gesichtern, auf ihre Schultern. Ihr Herr lehnte sich in seine Kissen zurück und starrte geradeaus – mit leerem Blick und in Gedanken versunken. Er griff hinter seine Schulter, löste den Vorhang und ließ ihn fallen. Attilius stand am Tor und schaute ihm nach. Der karminrote Baldachin schwankte, als sich die Sänfte die Anhöhe hinabbewegte, gefolgt von der kleinen Schar mutloser Bittsteller.
Er kehrte auf den Platz zurück.
Es war alles da, wie Ampliatus versprochen hatte, und eine Zeit lang konnte sich Attilius in der simplen Anstrengung körperlicher Arbeit verlieren. Es war tröstlich, wieder mit den Materialien seines Gewerbes umgehen zu
Weitere Kostenlose Bücher