Pompeji
atmosphärischen Drucks. Eine derart starke Druckveränderung hat zahlreiche Auswirkungen auf die physikalische Beschaffenheit und die Fließeigenschaften des Magmas.«
Encyclopedia of Volcanoes
Draußen auf dem Gehsteig warteten eine Sänfte und acht Sklaven auf Ampliatus; sie trugen dieselbe karminrote Livree wie der Pförtner und der Hausverwalter. Sie sprangen auf, als ihr Herr erschien, aber er ging geradewegs an ihnen vorbei und beachtete sie ebenso wenig wie die kleine Schar von Bittstellern, die trotz des Feiertags im Schatten der Mauer auf der anderen Straßenseite hockte und in einem rauen Chor seinen Namen rief.
»Wir gehen zu Fuß«, sagte er und begann, zu der Straßenkreuzung hinaufzueilen, in demselben schnellen Tempo, das er auch im Haus angeschlagen hatte. Attilius folgte ihm. Es war Mittag, die Luft glühend heiß, die Straßen leer. Die meisten der wenigen Fußgänger, die unterwegs waren, wichen vor Ampliatus in die Gosse aus oder zogen sich in Hauseingänge zurück. Er summte vor sich hin, nickte gelegentlich grüßend, und als Attilius zurückschaute, sah er, dass sie ein Gefolge hatten, das eines Senators würdig gewesen wäre – zuerst, in diskretem Abstand, die Sklaven mit der Sänfte und hinter ihnen die kleine Schar der Bittsteller: Männer mit mutlosen, erschöpften Mienen, die seit der Morgendämmerung auf einen großen Mann gewartet hatten, wohl wissend, dass sie enttäuscht werden würden.
Auf ungefähr halber Höhe des Weges zum Vesuvius-Tor – der Wasserbaumeister zählte drei Wohnblocks – bog Ampliatus nach rechts ab, überquerte die Straße und öffnete eine kleine, in eine Mauer eingelassene Holztür. Er legte die Hand auf Attilius' Schulter, um ihn zum Eintreten zu bewegen. Attilius' Fleisch schauderte unter der Berührung des Millionärs, und er erinnerte sich an Corelias eindringliche Warnung: »Lass nicht zu, dass er dich einfängt, wie er uns alle eingefangen hat.«
Er befreite sich unauffällig von den greifenden Fingern. Ampliatus schloss die Tür hinter ihnen, und er stand auf einer großen, menschenleeren Fläche, einem Bauplatz von der Größe fast des ganzen Blocks. Links sah er eine Ziegelmauer, überragt von einem abfallenden, mit roten Ziegeln gedeckten Dach – die Rückseite einer Reihe von Läden – und zwei hohe, in ihrer Mitte eingelassene Holztore; rechts einen Komplex aus neuen Gebäuden, fast fertig gestellt, mit großen, modernen Fenstern, die auf das Gelände voller Gestrüpp und Geröll hinausgingen. Direkt unter den Fenstern wurde eine große rechteckige Zisterne ausgeschachtet.
Ampliatus hatte die Hände auf die Hüften gestemmt und beobachtete die Reaktion des Wasserbaumeisters. »Was meinst du, was ich hier baue? Einmal darfst du raten.«
»Bäder.«
»Stimmt. Was hältst du davon?«
»Es ist beeindruckend«, sagte Attilius. Und das ist es tatsächlich, dachte er. Zumindest ebenso gut wie alles, was er in den letzten zehn Jahren in Rom im Bau gesehen hatte. Schon allein das Mauerwerk und die Säulen waren eine Augenweide. Der Bau strahlte eine Atmosphäre von Ruhe aus – von Weiträumigkeit, Frieden und Licht. Die hohen Fenster gingen nach Südwesten hinaus, damit sie die Nachmittagssonne einfangen konnten, die gerade jetzt in das Innere zu fluten begann. »Ich beglückwünsche dich.«
»Wir mussten fast den ganzen Block abreißen, um Platz hierfür zu schaffen«, sagte Ampliatus, »und damit habe ich mich ziemlich unbeliebt gemacht. Aber es wird sich lohnen. Das werden die schönsten Bäder außerhalb von Rom. Und moderner als alles, was ihr dort habt.« Er sah sich stolz um. »Wenn wir uns eine Sache in den Kopf gesetzt haben, können wir Leute in der Provinz euch Männern aus dem großen Rom noch das eine oder andere beibringen.« Er legte die Hände an den Mund und bellte: »Januarius!«
Von der anderen Seite des Platzes antwortete jemand, und am oberen Ende einer Treppe erschien ein hoch gewachsener Mann. Als er seinen Herrn erkannte, eilte er die Treppe hinunter und über den Hof, wobei er sich die Hände an seiner Tunika abwischte und sich im Näherkommen kopfnickend verneigte.
»Januarius – das ist mein Freund, der Aquarius der Aqua Augusta. Er arbeitet für den Kaiser!«
»Geehrt«, sagte Januarius und verneigte sich auch vor Attilius.
»Januarius ist einer meiner Vorarbeiter. Wo sind die Leute?«
»In ihren Unterkünften, Herr.« Er wirkte verängstigt, als hätte man ihn beim Faulenzen ertappt. »Heute ist
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