Pompeji
können: die schweren, scharfkantigen Ziegelsteine, gerade so groß, dass ein Mann sie greifen konnte, und ihr vertrautes, sprödes Klirren, als sie am hinteren Ende des Karrens gestapelt wurden; die Körbe mit dem pulvrigen roten Puteolanum, immer schwerer und dichter, als man erwartete, die über die rauen Planken des Karrens glitten; das Holz, das sich an seiner Wange warm und glatt anfühlte, als er es über den Hof trug; und schließlich der Ätzkalk in bauchigen Ton-Amphoren – schwer zu greifen und auf den Karren zu hieven.
Er arbeitete stetig mit den anderen Männern und hatte endlich das Gefühl, dass es voranging. Zweifellos war Ampliatus grausam und skrupellos, und die Götter mochten wissen, was sonst noch, aber sein Material war gut und würde in ehrlichen Händen besseren Zwecken dienen. Attilius hatte um sechs Amphoren Kalk gebeten, aber als es so weit war, beschloss er, ein Dutzend zu nehmen und die Menge des Puteolanums dementsprechend auf zwanzig Körbe zu erhöhen. Er wollte nicht zu Ampliatus zurückgehen und um mehr bitten müssen; was er nicht brauchte, konnte er zurückgeben.
Er ging in den Bau hinein, um nach den Fackeln zu suchen, und fand sie im größten Lagerraum. Sogar die Fackeln waren erstklassig – dicht gepresstes und mit Teer getränktes Werg und Harz, solide, mit Tau umwickelte Holzgriffe. Neben ihnen standen offene Kisten mit Öllampen, überwiegend aus Terrakotta, aber auch einige aus Messing, und genügend Kerzen zum Beleuchten eines großen Tempels. Alles von allerbester Qualität, wie Ampliatus gesagt hatte.
Das werden die schönsten Bäder außerhalb von Rom.
Plötzlich war er neugierig und schaute, die Arme voller Fackeln, in einige der anderen Lagerräume. Stapel von Handtüchern in einem, Krüge mit parfümiertem Massageöl in einem anderen, Bleihanteln, Taurollen und Lederbälle in einem dritten. Alles bereit zum Gebrauch; alles war vorhanden außer den plaudernden, schwitzenden Leuten, die das alles zum Leben erwecken sollten. Und Wasser natürlich. Er blickte durch die offene Tür in die angrenzenden Räume. Dieser Ort würde eine Menge Wasser verbrauchen. Vier oder fünf Schwimmbecken, Duschen, Latrinen mit Spülung, ein Schwitzbad … Nur öffentliche Einrichtungen wie die Brunnen waren kostenlos mit dem Aquädukt verbunden, als Geschenk des Kaisers. Private Bäder wie dieses dagegen würden ein Vermögen an Wassersteuer kosten. Und wenn Ampliatus sein Geld damit gemacht hatte, dass er große Besitze aufkaufte, unterteilte und vermietete, dann musste sein Wasserverbrauch riesig sein. Attilius fragte sich, wie viel er dafür bezahlte. Wahrscheinlich würde er es herausfinden können, sobald er wieder in Misenum war und versuchte, ein bisschen Ordnung in das Chaos zu bringen, in dem Exomnius die Unterlagen der Augusta hinterlassen hatte.
Vielleicht hat er überhaupt nichts bezahlt.
Er stand da im Sonnenlicht, in dem hallenden Badehaus, lauschte dem Gurren der Tauben und ließ sich die Möglichkeit durch den Kopf gehen. Die Aquädukte hatten der Korruption schon immer Tür und Tor geöffnet. Bauern zapften die Leitungen an, wo sie über ihr Land verliefen. Bürger verlegten ein oder zwei zusätzliche Rohre und bezahlten die Wasserinspektoren dafür, dass sie ein Auge zudrückten. Öffentliche Aufträge wurden an private Firmen vergeben und Rechnungen für Arbeiten ausgestellt, die nie geleistet worden waren. Materialien verschwanden. Attilius argwöhnte, dass die Verderbtheit bis nach ganz oben reichte – sogar von Acilius Aviola, dem Curator Aquarum, hieß es, dass er einen Anteil an den Schiebungen verlangte. Der Wasserbaumeister hatte nie etwas mit diesen Dingen zu tun gehabt. Aber ehrliche Männer waren in Rom dünn gesät; ehrliche Männer waren Narren.
Seine Arme schmerzten vom Gewicht der Fackeln. Er ging hinaus und lud sie auf einem der Karren ab, dann lehnte er sich nachdenklich gegen ihn. Weitere von Ampliatus' Leuten waren eingetroffen. Das Beladen war beendet, und sie lagen im Schatten und warteten auf Befehle. Die Ochsen standen ruhig da, mit zuckenden Schwänzen und von Fliegen umschwirrten Köpfen.
Wenn in den Unterlagen bei der Piscina mirabilis ein solches Chaos herrschte, konnte das daran liegen, dass sie manipuliert worden waren?
Er schaute zum wolkenlosen Himmel empor. Die Sonne hatte ihren Zenit überschritten. Inzwischen mussten Becco und Corvinus Abellinum erreicht haben. Vielleicht waren die Schleusentore bereits geschlossen. Wieder
Weitere Kostenlose Bücher