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Pompeji

Pompeji

Titel: Pompeji Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Harris
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gekommen.«
    »Was?« Er fluchte und schirmte die Augen mit der Hand ab, um den Sonnenstand zu erkennen. Es musste vier – nein, sogar fast fünf – Stunden her sein, seit die anderen losgeritten waren. Er hatte damit gerechnet, jetzt eine Nachricht vorzufinden. »Wie viele Männer haben wir?«
    »Zwölf.« Polites rieb sich unbehaglich die Hände.
    »Was ist los mit dir?«
    »Sie sind ein ziemlich rauer Haufen, Aquarius.«
    »Tatsächlich? Nun, mir ist es gleich, wie sie sich benehmen. Solange sie anständig arbeiten können.«
    »Sie trinken seit einer Stunde.«
    »Dann wird es Zeit, dass sie damit aufhören.«
    Attilius ging über den Platz zu der Schenke. Ampliatus hatte ihm ein Dutzend seiner kräftigsten Sklaven versprochen, und wieder hatte er mehr als sein Wort gehalten. Es sah aus, als hätte er einen Trupp Gladiatoren geliefert. Ein Krug Wein wurde herumgereicht, von einem Paar tätowierter Arme zum nächsten, und um sich die Zeit zu vertreiben, hatten sie Tiro aus dem Castellum geholt und spielten mit ihm. Einer von ihnen hatte dem Wassersklaven die Filzkappe vom Kopf gerissen, und jedes Mal, wenn der Blinde sich hilflos in die Richtung drehte, in der er sie vermutete, wurde sie einem anderen zugeworfen.
    »Schluss damit«, sagte Attilius. »Lasst den Jungen in Ruhe.« Niemand beachtete ihn. Er hob seine Stimme. »Ich bin Marcus Attilius, der Aquarius der Aqua Augusta, und ihr untersteht jetzt meinem Befehl.« Er griff nach Tiros Kappe und gab sie dem Jungen zurück. »Geh zurück ins Castellum, Tiro.« Und dann, an den Sklaventrupp: »Ihr habt genug getrunken. Wir brechen auf.«
    Der Mann, der mit dem Wein an der Reihe war, warf Attilius einen gelangweilten Blick zu. Er hob den Tonkrug an den Mund, legte den Kopf zurück und trank. Wein tröpfelte an seinem Kinn herunter und auf seine Brust. Er wurde mit Beifall bedacht, und Attilius spürte, dass er wütend wurde. Eine so schwere Lehrzeit durchzumachen, zu bauen und zu arbeiten, so viel Können und Einfallsreichtum auf die Aquädukte zu verwenden – und das alles nur, um Kerle wie diese mit Wasser zu versorgen! Mitten in einem von Mücken wimmelnden Sumpf wären sie besser aufgehoben. »Wer ist euer Vorgesetzter?«
    Der Trinker senkte den Krug. »Unser Vorgesetzter?«, höhnte er. »Wo sind wir denn hier? Bei den Scheißsoldaten?«
    »Du bist betrunken«, sagte Attilius ruhig. »Und zweifellos stärker als ich. Aber ich bin nüchtern, und ich habe es eilig. Und jetzt beweg dich.« Er holte mit dem Fuß aus, traf den Krug und schlug ihn dem Trinker aus den Händen. Er flog davon und landete auf der Seite, wo er unzerbrochen liegen blieb und sich auf die Steine entleerte. Einen Augenblick lang war das Gluckern des Weins das einzige Geräusch, und dann brach hektische Aktivität aus – die Männer sprangen auf und brüllten, der Trinker sprang vor, ganz offensichtlich in der Absicht, seine Zähne in Attilius' Bein zu schlagen. Plötzlich drang durch diesen Aufruhr eine Stimme, die lauter war als alle anderen – »Aufhören!« –, und ein riesiger Mann, über sechs Fuß groß, kam über den Platz gerannt und stellte sich zwischen Attilius und die anderen. Er breitete die Arme aus, um sie zurückzuhalten.
    »Ich bin Brebix. Ein Freigelassener.« Er hatte einen groben, schaufelförmig gestutzten Bart. »Wenn irgendjemand ihr Vorgesetzter ist, dann bin ich es.«
    »Brebix.« Attilius nickte. An diesen Namen würde er sich erinnern. Der Mann, das sah er, war tatsächlich ein Gladiator, vielmehr ein ehemaliger Gladiator. Er hatte das Brandmal seiner Truppe auf dem Arm, eine bissbereite Schlange. »Du hättest schon vor einer Stunde hier sein sollen. Sag diesen Männern, wenn sie sich über etwas beschweren wollen, sollen sie sich an Ampliatus wenden. Sag ihnen, dass niemand mitzukommen braucht, aber jeder, der hier bleibt, wird sich dafür vor seinem Herrn zu verantworten haben. Und jetzt bringt diese Karren durch das Tor. Ich warte außerhalb der Stadtmauer auf euch.«
    Er wandte sich ab, und die Männer aus den anderen Schenken, die in der Hoffnung auf eine Schlägerei auf den Platz geströmt waren, traten beiseite, um ihn durchzulassen. Attilius zitterte und musste die Fäuste ballen, damit man es nicht sah. »Polites!«, rief er.
    »Ja?« Der Sklave bahnte sich seinen Weg durch die Menschenmenge.
    »Hol mir mein Pferd. Wir haben hier genug Zeit vergeudet.«
    Polites warf einen ängstlichen Blick auf Brebix, der jetzt den widerstrebenden Trupp zu den

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