Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Pompeji

Pompeji

Titel: Pompeji Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Harris
Vom Netzwerk:
Karren führte. »Diese Männer, Aquarius – ich traue ihnen nicht.«
    »Ich auch nicht. Aber was können wir tun? Und nun hol mir mein Pferd. Wir werden Musa auf der Straße begegnen.«
    Als Polites davoneilte, schaute Attilius den Hügel hinunter. Pompeji war kein Badeort, es glich eher einer Grenzgarnison: eine Stadt der Glücksritter, die Ampliatus nach seinen Vorstellungen wieder aufbaute. Es würde Attilius nichts ausmachen, wenn er sie niemals wiedersähe – von Corelia abgesehen. Er fragte sich, was sie jetzt tun mochte, aber sobald vor seinem inneren Auge das Bild auftauchte, wie sie in dem funkelnden Schwimmbecken auf ihn zugewatet war, zwang er sich, es zu verbannen. Sieh zu, dass du von hier fortkommst, dass du die Augusta erreichst und das Wasser wieder zum Laufen bringst, und kehre dann nach Misenum zurück, überprüfe die Unterlagen des Aquädukts und versuche herauszufinden, was Exomnius angestellt hat. Das waren seine vorrangigen Aufgaben. An irgendetwas anderes zu denken wäre Torheit.
    Tiro hockte im Schatten des Castellum aquae, und Attilius war im Begriff, die Hand zu einem Abschiedsgruß zu erheben, bis er diese flackernden, blicklosen Augen sah.
     
    Die öffentliche Sonnenuhr zeigte an, dass die neunte Stunde bereits weit fortgeschritten war, als Attilius durch das lang gestreckte Gewölbe des Vesuvius-Tors ritt. Das Klappern der Hufe hallte so laut auf den Steinen wider, als wäre eine kleine Abteilung Reiterei unterwegs. Der Zöllner reckte den Kopf aus seinem Häuschen, um zu sehen, was vorging, dann gähnte er und wandte sich ab.
    Der Wasserbaumeister war nie der geborene Reiter gewesen, aber jetzt war er froh, dass er zu Pferde saß. Das verlieh ihm Höhe, und er war auf jeden Vorteil angewiesen, den er bekommen konnte. Als er zu Brebix und seinen Männern hinübertrabte, waren sie gezwungen, zu ihm aufzuschauen und dabei die Augen gegen das Gleißen der Sonne zusammenzukneifen.
    »Wir folgen dem Verlauf des Aquädukts in Richtung Vesuv«, sagte er. Das Pferd schwenkte herum, und er musste über die Schulter rufen: »Und keine Trödelei. Ich will, dass wir vor Einbruch der Dunkelheit an Ort und Stelle sind.«
    »Und wo ist das?«
    »Das weiß ich noch nicht. Wir werden es wissen, sobald wir angekommen sind.«
    Diese vage Antwort löste unter den Männern ein unbehagliches Raunen aus – wer konnte ihnen daraus einen Vorwurf machen? Er hätte selbst gern gewusst, wohin sie unterwegs waren. Verdammter Musa! Er brachte sein Pferd wieder unter Kontrolle und richtete es auf das offene Land aus. Einen Moment lang erhob er sich aus dem Sattel, um den Verlauf der Straße jenseits der Nekropole sehen zu können. Sie lief genau auf den Berg zu, durch Felder mit Olivenbäumen und Getreide, die mit niedrigen Steinmauern und Gräben sauber abgegrenzt waren: Es war Land, das Jahrzehnte zuvor entlassenen Legionären zugeteilt worden war. Auf der gepflasterten Straße herrschte kaum Verkehr – ein oder zwei Karren, ein paar Fußgänger. Keinerlei Anzeichen für eine Staubwolke, wie sie ein galoppierender Reiter aufgeworfen hätte. Verdammt, verdammt …
    Brebix sagte: »Einige der Jungs sind nicht scharf darauf, sich nach Einbruch der Dunkelheit in der Nähe des Vesuv aufhalten zu müssen.«
    »Weshalb?«
    Ein Mann rief: »Die Riesen!«
    »Riesen?«
    Brebix sagte, fast entschuldigend: »Es sind Riesen gesehen worden, Aquarius, viel größer als jeder Mensch, die Tag und Nacht über die Erde wandern. Manchmal fliegen sie durch die Luft. Ihre Stimmen hören sich an wie Donnerschläge.«
    »Nun, vielleicht sind es Donnerschläge«, sagte Attilius. »Hast du daran schon gedacht? Es kann auch ohne Regen donnern.«
    »Ja, aber dieses Donnern ist nie in der Luft. Es ist auf der Erde oder sogar darunter.«
    »Also das ist der Grund dafür, weshalb ihr trinkt?« Attilius zwang sich zu einem Lachen. »Weil ihr Angst habt, euch nach Einbruch der Dunkelheit außerhalb der Stadtmauern aufzuhalten? Und du warst Gladiator, Brebix? Ich bin nur froh, dass ich nie Geld auf dich gesetzt habe! Oder hat deine Truppe immer nur gegen blinde Jungen gekämpft?« Brebix begann zu fluchen, aber der Wasserbaumeister wandte sich über seinen Kopf hinweg an den Arbeitstrupp. »Ich habe euren Herrn gebeten, mir Männer zu leihen, nicht Frauen! Und jetzt haben wir lange genug diskutiert! Wir müssen vor Anbruch der Dunkelheit fünf Meilen hinter uns bringen. Vielleicht sogar zehn. Und jetzt treibt eure Ochsen an und folgt

Weitere Kostenlose Bücher