Ponyhof kleines Hufeisen - 01 - Wolkenmaehne sucht Freunde
dauernd so ziehst, wird sie hart im Maul und lernt, sich auf den Zügel zu legen! Das solltest du wissen, Sabine!“
Erschrocken lockerte Sabine die Zügel. Halbe Paraden, das war gar nicht so einfach. Endlich wurde Wolkenmähne langsamer. Sabine atmete erleichtert auf.
„Abteilung Trab“, klang es da schon wieder aus der Mitte der Bahn. „Die Isländer dürfen auch tölten!“
Sabine nahm die Zügel wieder etwas kürzer; sie saß tief ein und trieb Wolkenmähne vorsichtig. Die Stute hob den Kopf, sie schnaubte und fiel in einen leichten Tölt. Sabine lächelte zufrieden. Wolkenmähnes dichte Mähne wehte leicht im Wind. Ihr Tölt war so weich, dass Sabine überhaupt nicht im Sattel geworfen wurde. Sogar Glofaxi hatte keinen so schönen Tölt!
„Abteilung Schritt!“, rief Cornelia endlich, viel zu früh für Sabines Geschmack. Sie hätte noch ewig so weiterreiten können. Aber ein Blick auf Katrin genügte, um zu sehen, wie anstrengend der ausgesessene Trab auf Gustav für die Freundin gewesen war. Michaela dagegen sah zufrieden aus. Ganz entspannt saß sie in Glofaxis Sattel, ihre Augen leuchteten, und sie lächelte Sabine zu.
„Heute war es richtig schön! Glofaxi ist ein Schatz!“ Sie legte ihr Gesicht an die weiche Mähne des Schimmels. „Bei Wolkenmähne weiß ich nie, was sie im nächsten Moment vorhat. Sie ist so unberechenbar, und das macht mir Angst!“
„Sie hat ebenfalls Angst“, sagte Sabine. „Verstehst du das nicht?“
„Wie ich?“ Michaela warf ihrer Stute einen schnellen Blick zu.
„Wie du“, sagte Sabine. „Wäre das nicht toll, wenn ihr beide lernen würdet, nicht mehr so viel Angst zu haben?“
Cornelia kam auf sie zu, gefolgt von Janosch. Er wich kaum von ihrer Seite. Auch wenn sie zum Einkäufen fuhr, saß er mit flehendem Blick vor der Tür, sodass Cornelia ihn meistens mitnahm. Nur wenn es auf Ausritte ging, dann musste Janosch auf dem Hof bleiben. Am Anfang hatte er im Haus geheult, aber das hatte sich bald gegeben. Er wusste jetzt, dass die Reiter immer wieder zurückkamen. Er war außer sich vor Freude, wenn Cornelia endlich wieder da war. Ohne Janosch konnte Sabine sich den Ponyhof schon nicht mehr vorstellen. Alle mochten den braunen Hund.
Cornelia sagte, dass am nächsten Tag der Schmied kommen würde. Auch Wolkenmähne brauchte neue Eisen.
„Gleich nach der Schule muss ich zur Krankengymnastin nach Rosenheim“, sagte Michaela. „Ich würde gern dabei sein, aber da lässt Mama nicht mit sich reden. Das brauche ich gar nicht erst zu versuchen!“ Sie sah Sabine an. „Könntest du vielleicht...“, begann sie und wurde ein bisschen rot. „Ich meine, Wolkenmähne ist sicher ruhiger, wenn jemand dabei ist, den sie kennt!“ „Aber klar doch! Ich mache das gerne!“ Sabine freute sich. Es war das erste Mal, dass Michaela sie wirklich um Hilfe mit Wolkenmähne gebeten hatte. Sabine ahnte, dass ihr das nicht leicht gefallen war.
Cornelia wandte sich zum Gehen, und da fuhr der blaue Mercedes in den Hof.
„Mein Vater!“ Michaela strich Wolkenmähne über die Kruppe. „Sei schön brav beim Schmied,
ja?“
Sabine fand Michaela inzwischen zwar etwas netter, aber komisch war sie doch. Immer wieder ließ sie Wolkenmähne einfach so am Sattelplatz stehen und stieg zu ihrem Vater ins Auto. Sie dachte anscheinend gar nicht daran, ihr Pferd selbst auf die Weide zu bringen, oder auch nur jemanden darum zu bitten. Sabine sah, dass auch Stefan dem blauen Wagen nachstarrte. Klar, es war nichts dabei, mal eben das Pferd zu putzen und für Michaela auf die Koppel zu führen. Sabine wusste ja, wie es in manchen Reitschulen zuging. Da bekam man das Pferd gesattelt gebracht und übergab es dem nächsten Reiter. Gerade dass man noch selbst auf- und abstieg, das war dann auch schon alles. Wenn man so etwas gewöhnt war, konnte man schon einmal „vergessen“ sein Pferd wegzubringen, noch dazu auf die Weide. Denn für viele Reitschulpferde waren Koppeln und frische grüne Weiden unbekannt. Sie taten Sabine oft Leid. Diese Pferde standen Tag und Nacht in ihren Boxen, sie durften höchstens ab und zu mal in der Halle frei laufen. Es gab natürlich Ausnahmen, Reitschulen, in denen man sich die Pferde selbst von der Koppel holte, wo es keinen dieser schrecklichen Ständer gab, in denen die Pferde kurz angebunden gehalten wurden, sodass sie sich nicht einmal umdrehen konnten.
Auf alle Fälle war Michaela es offenbar nicht gewohnt, ihr eigenes Pferd zu versorgen. Sabine gab sich
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