Ponyhof kleines Hufeisen - 01 - Wolkenmaehne sucht Freunde
Pass um. Sie warf zuerst das rechte, dann das linke Beinpaar nach vorn, machte den Hals steif und raste los, als wären tausend Teufel hinter ihr her. In der Ecke der Bahn an der kurzen Seite konnte sie sich nicht biegen, weil sie von ihrer Reiterin nicht die notwendigen Hilfen bekam, und das war bei der Geschwindigkeit ziemlich gefährlich!
Cornelia gab mit scharfer Stimme ein paar Kommandos. Sabine hielt die Luft an, das Sägemehl der Bahn wirbelte auf, und einen Augenblick lang sah es so aus, als ob Pferd und Reiterin das Gleichgewicht verlieren würden. Aber dann kriegte Wolkenmähne die Kurve irgendwie doch. Sabine atmete erleichtert auf. Wolkenmähne kam knapp hinter Skjoni zum Stehen.
Cornelia redete ernst mit Michaela; endlich ließ sie Sabine angaloppieren. Glofaxi sprang leicht in einen weichen Galopp, und Sabine konnte ihn sogar gut durch die Ecken reiten. Nach ein paar Runden Trab sollten sie die gleiche Übung wiederholen.
Mit Herzklopfen saß Sabine im Sattel, als Michaela mit Wolkenmähne an die Reihe kam. Wie mochte sich Michaela fühlen? Kein Wunder, dass sie Angst hatte, bei diesem unruhigen Pferd! Sabine hätte sich jetzt mit Wolkenmähne auch unsicher gefühlt, noch dazu unter den kritischen Blicken des Vaters, der sich von den reiterlichen Fortschritten seiner Tochter überzeugen wollte. Sie hielt Michaela fest die Daumen.
Da! Wolkenmähne galoppierte an, dieses Mal auf der richtigen Hand. Wenn sie jetzt nur nicht wieder umsprang! Aber Wolkenmähne blieb im Galopp; sie bog sich vorbildlich in der Ecke und ging nicht durch. Schön sah sie aus: Die silberweiße Mähne wehte auf, der Hals war etwas gewölbt, mit eleganten, leichtfüßigen Galoppsprüngen flog die Stute dahin. Michaela hielt sich gut im Sattel, sie saß ruhig und war konzentriert, sah auch gar nicht mehr ängstlich aus. Sabine blickte zu Michaelas Vater hinüber. Das musste ihm doch auch gefallen haben! Er musste einfach sehen, wie lernfähig Wolkenmähne war und wie gut Michaela sie jetzt ritt. Es war doch nur natürlich, dass sie am Anfang Schwierigkeiten gehabt hatte!
Vater Scherer saß mit zufriedenem Lächeln da, bestimmt war er stolz auf seine Tochter und ihr Pferd. Das hoffte Sabine jedenfalls.
Cornelia lobte Michaela. „Du hast die Hilfen richtig gegeben und sie in den Ecken schön gestellt. Nur weiter so! Das war sehr gut!“
Michaela strahlte, sie klopfte Wolkenmähne ausgiebig den Hals. Die Reitstunde war fast zu Ende. Jetzt ließen alle ihren Pferden die Zügel lang und lobten sie. Jede Reitstunde endete damit, dass die Pferde ein paar Runden am hingegebenen Zügel gehen durften. Glofaxi kaute Sabine den Zügel aus den Händen und streckte sich mit behaglichem Schnauben. Plötzlich spürte Sabine die warme Sonne auf ihrem Gesicht und den leichten Wind, der in Glofaxis weißer Mähne spielte. Es war wunderbar, auszureiten, aber auch eine Reitstunde, in der man wirklich etwas ge-lernt hatte, war schön. Sabine war mit sich und ihrem Pferd zufrieden. Sie strich Glofaxi über die Mähne und sog den guten, würzigen Geruch seiner Mähne ein.
„Nehmt die Zügel auf!“, schrie da Cornelia plötzlich. Aber es war schon zu spät. Ihre Worte gingen in einem ohrenbetäubenden Getöse unter. Es gab einen lauten Knall, Glofaxi sprang entsetzt zur Seite und raste dann in wilder Panik durch die Bahn. Der Düsenjäger schien tief über ihre Köpfe hinwegzudonnern. Sabine blieb keine Zeit zum Nachdenken. Sie verlor einen Steigbügel und wäre um ein Haar aus dem Sattel gerutscht, wenn sie nicht im letzten Moment Glofaxis dichte Mähne zu fassen bekommen hätte. Weiter raste der Schimmel durch die Bahn, knapp an Skjoni vorbei und direkt auf Gustav zu. Irgendwie gelang es Sabine, die Zügel so weit aufzunehmen, daß sie den Zusammenprall der beiden Pferde verhindern konnte. Nach einigen weiteren Runden brachte sie den Schimmel zum Stehen. Glofaxi keuchte, zitternd stand er da.
In der Bahn herrschte ein wildes Durcheinander. Melissa raste reiterlos herum, und Cornelia beugte sich über Michaela, die heruntergefallen war. Wolkenmähne!, dachte Sabine entsetzt. Die Stute galoppierte buckelnd durch die Bahn, die Augen in Panik aufgerissen.
Stefan stand neben Gustav und hielt ihn am Zügel, und die neue Reitschülerin Helga versuchte, Skjoni zu beruhigen, der herumtänzelte wie ein Rennpferd vor dem Start.
Katrin rappelte sich gerade hoch und klopfte sich die Sägespäne von der Hose, ehe sie versuchte, Melissa wieder einzufangen.
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