Ponyhof kleines Hufeisen - 02 - Max braucht ein Zuhause
sich ganz geborgen zu fühlen“, sagte Sabine leise. „Sicher ist sie eine Stallkatze und kommt gar nicht so gern ins Haus! Meinst du nicht, Cornelia?“
„Das ist möglich. Aber sie scheint gern bei Max zu sein. Ist ja auch klar! Schließlich kennen sich die beiden und sind wohl alte Freunde!“
Endlich verließen sie den Stall wieder.
Als Sabine am nächsten Tag nach der Schule zu Max in die Box ging, begrüßte er sie mit einem leisen, brummelnden Wiehern. Grauchen war nicht zu sehen, sie erkundete wohl ihr neues Revier.
Am Morgen hatte der Schmied Max die verwachsenen Hufe ausgeschnitten. Sie sahen schon besser aus, auch wenn sie noch nicht ganz normal waren. Cornelia hatte Sabine erklärt, daß man die Stellung der Hufe am Anfang nicht zu drastisch ändern durfte, denn die Gelenke und Sehnen mußten sich langsam an die Umstellung gewöhnen können. Sabine hatte Heilsalbe auf die wundgescheuerten Stellen an Maxs Kopf gerieben und für das Halfter einen weichen Überzug aus dünnem Schaffell genäht.
„Heute kommst du auf die Weide“, sagte sie zu dem Pony und öffnete die Boxentür. Willig ließ Max sich aufhalftern. Sabine führte ihn aus der Stallgasse über den Hof und brachte ihn in die kleine Koppel, die neben der Weide der anderen Pferde lag. Sie schloß das Gatter und nahm Max das Halfter ab. Einen Moment lang stand der kleine Schecke reglos da und blickte auf die grüne Weide vor sich. Dann trottete er zu einem Apfelbaum hinüber und begann eifrig zu fressen.
Die anderen Pferde hatten ihn gesehen, jetzt kamen sie neugierig zum Zaun. Es war ein schönes Bild! Mit fliegenden Mähnen und Schweifen kam die kleine Herde angaloppiert; allen voran lief Glofaxi, der Schimmel.
Max hob den Kopf, er ging ein paar Schritte auf den Zaun zu, aber nicht ganz zu den anderen Pferden hin.
„Er hat Angst vor ihnen“, stellte Stefan fest, der dazugekommen war. „Sie sind ihm nicht geheuer!“ „Wer weiß, wie lange er allein war“, sagte Sabine leise. „Er kennt wohl gar keine Pferdegesellschaft mehr!“
„Das ist gegen die Natur eines Pferdes!“ rief Stefan zornig. Herdenhaltung war eines seiner Lieblingsthemen. Er konnte sich richtig darüber aufregen, wenn Pferde allein gehal-ten wurden. „Das verträgt kein Tier auf die Dauer. Einzelhaltung ist für ein Herdenwesen eine richtige Strafe! Wie muß der Kleine gelitten haben, immer allein in dem muffigen, dunklen Stall!“
„Wir wissen auch gar nicht, wie lange er so gehalten wurde“, meinte Sabine. „Es kann sein, daß er schon jahrelang nicht mehr mit anderen Pferden zusammen war.“
Stefan sah den Schecken nachdenklich an, der ganz ruhig weiterfraß. „Glaubst du, daß Cornelia ihn ganz behalten würde?“
„Klar“, Sabine war ganz sicher. „Wenn ihn diese Leute aus München nicht wollen, bleibt er hier. So ein altes Pony kann man doch nicht mehr verkaufen. Er würde auf dem Schlachthof enden und noch nicht einmal viel Geld einbringen, so mager, wie er ist!“
„Wegwerfware!“ sagte Stefan bitter. Er war ein leidenschaftlicher Tierschützer. „Alt und zu nichts mehr nütze, so ein Tier muß eben weg! Daß es sein Gnadenbrot verdient hat und daß man es behalten muß - auf die Idee kommen manche Leute gar nicht!“
„Ich habe einen Bericht über Gnadenhöfe gelesen“, erzählte Sabine. „Es ist toll, daß sich Leute finden, die überflüssigen Tieren ein Zuhause geben!“
Stefan nickte. „Finde ich auch. Aber der Ponyhof ist eben eine Reitschule und muß etwas einbringen. Tiere halten kostet Geld, ob Gnadenhof oder nicht. Und reich ist Cornelia schließlich nicht.“
Sabine schwieg. Sie wußte, daß Stefan recht hatte. Reich war Cornelia nicht. Aber sie liebte ihre Pferde. Niemals hätte sie sie überfordert und sie mehr arbeiten lassen, als gut für sie war - auch wenn sie nicht viel Geld hatte.
Ein Pferd aber kostete Geld: Versicherungen, Futter, Tierarzt und Schmiedekosten, die Ställe und Weiden mußten unterhalten werden. „Eins kommt zum anderen“, sagte Cornelia oft zu ihnen.
„Der Tierschutzverein wird vielleicht einen Zuschuß geben“, hoffte Stefan. „Cornelia will mit denen reden!“
„Wir könnten auch für Max Geld sammeln gehen“, schlug Sabine vor. „Wenn’s hart auf hart käme, würde ich das tun.“
Max erholte sich sichtlich. Er fraß gut, nahm langsam zu und kam jeden Tag auf die Weide. Dort lief er mittlerweile auch ab und zu unbeholfen herum; er galoppierte schwerfällig neben den anderen Pferden
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