Ponyhof kleines Hufeisen - 02 - Max braucht ein Zuhause
am Zaun entlang und buckelte sogar. Seine Bewegungen waren steif und ziemlich ungelenk, aber man sah ihm deutlich an, daß er sich wohl fühlte. Grauchen war zu ihrem gescheckten Freund in die Box gezogen, sie schlief in seiner Krippe und ging erfolgreich auf Mäusefang. Mehrere Male hatte sie Cornelia schon eine fette Maus als Geschenk gebracht. Nur mit Janosch vertrug sich die graue Katze nicht. Sobald sich der Hund ihr näherte, fauchte sie drohend, machte einen Buckel und ergriff dann die Flucht. Sie wehrte sich erbittert, wenn Janosch spielen wollte. Einmal hatte sie ihm sogar mit ihren scharfen Krallen einen warnenden Hieb versetzt, als er sie freundlich beschnuppern wollte. Aufheulend war der große Hund zu Cornelia gerannt.
„Du mußt die Graue in Ruhe lassen“, sagte die junge Frau und gab etwas Salbe auf Janoschs Nase. „Nicht jeder will mit dir spielen, hörst du?“ Da legte Janosch den Kopf schief und sah Cornelia an, als hätte er jedes Wort verstanden.
Sabine ahnt Schlimmes
„Sie wollen Max abholen?“ rief Sabine erschrok-ken.
„Vor zwei Stunden haben sie angerufen“, wiederholte Cornelia. „Eine Frau Schulters, die Nichte von Konrad Huber.“
„Ist ihm das denn recht?“ Sabine war entsetzt.
Cornelia sah sie ernst an. „Er versteht nicht einmal, daß er jetzt im Krankenhaus ist. Das wird sich vielleicht später wieder ändern, aber jetzt ist er nicht ansprechbar.“
Sabine sah zur Koppel hinüber, wo Max unter dem Apfelbaum graste. Wer war diese Frau Schulters? Kannte sie sich mit Pferden aus? Wußte sie, was es bedeutete, ein so altes Pony wieder aufzupäppeln? Es ging Max zwar besser, er hatte zugenommen, aber noch immer bedurfte er besonderer Pflege und Zuwendung. Es würde Monate dauern, bis er sich wieder ganz erholt hatte. „Und warum will sie Max haben?“ fragte Sabine aufsässig. „Ist sie denn die neue Besitzerin?“
„Margarete Schulters hat eine kleine Tochter“, erwiderte Cornelia, „und die möchte sehr gern ein Pony haben! Wie so viele kleine Mädchen. Das solltest du doch wissen! Max kommt ihnen gerade recht!“
„Verstehen die Schulters denn etwas von Pferden?“
„Ich fürchte nicht. Am Telefon klang es zumindest nicht so. Margarete Schulters hat noch nie ein Pferd besessen oder versorgt. Sie hatte vor, das Pony bei einem Nachbarn, der Schafe hält, unterzustellen. Und Annette, ihre Tochter, will unbedingt reiten!“
„Reiten!“ empörte sich Sabine. „Hast du ihr nicht klargemacht, daß Max dazu viel zu schwach ist?“
„Ich habe es versucht. Viel ist dabei leider nicht herausgekommen!“ antwortete Cornelia bedrückt.
„Und wann...“ Sabine stockte. Sie schluckte heftig und sprach erst nach einer Pause weiter. „Wann wird er abgeholt?“
„Morgen früh“, sagte Cornelia leise. „Ich habe auch kein gutes Gefühl bei der Sache, aber die Schulters’ sind im Recht. Wir haben keinen Anspruch auf das Pony.“
Sabine war verzweifelt. Keinen Anspruch! Warum hatten immer nur die Menschen Anspruch auf Tiere? Wer fragte Max? Hatte der kleine Schecke nicht auch einen Anspruch? Auf ein pferdegerechtes Leben, auf Zuwendung, sachgemäße Pflege und Liebe? Er war doch kein Gegenstand, den man einfach hin- und herschieben konnte! Max hatte eine schlimme Zeit hinter sich, es war so wichtig, daß er einen ruhigen, guten Platz bekam. Und daß er ihn auch behielt. Und ob er bei Margarete Schulters in gute Hände kam, war ungewiß.
„Können wir denn gar nichts für ihn tun?“ Sabines Stimme war heiser. „Es muß doch eine Möglichkeit geben, ihn hierzubehalten!“
„Jetzt nicht. Natürlich werde ich zu ihm fahren und sehen, wie es ihm in seinem neuen Zuhause geht. Wenn er nicht ordentlich versorgt wird, können wir immer noch den Tierschutzverein informieren. Aber dafür müßte es schon triftige Gründe geben. Einfach so unternehmen die nichts. Das können sie gar nicht.“
Am nächsten Tag fuhr Sabine sofort nach der Schule auf den Ponyhof. Sie mußte einfach dabei sein, wenn Max abgeholt wurde. Sie wollte sich Margarete Schulters und ihre Tochter genau ansehen. Und vielleicht, vielleicht überlegten sie es sich ja noch anders, wenn sie Max sahen, und wenn ihnen klar wurde, daß er kein hübsches Prachtpony war, mit dem man angeben konnte.
Cornelia hatte Max eine Extraportion Mash gekocht und das Rezept für seine neuen Besitzer aufgeschrieben. Der kleine Wallach würde dieses Gemisch noch längere Zeit als tägliches Beifutter brauchen, damit er
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