Ponyhof kleines Hufeisen - 02 - Max braucht ein Zuhause
Sie erklärte Annette, daß viele Pferde nicht gern im Transporter fuhren, und daß es schwierig für sie war, das Gleichgewicht zu halten.
„Wir werden sehr vorsichtig fahren“, versprach Annettes Mutter.
Mit Hafer und gutem Zureden gelang es Sabine und Michaela doch endlich, Max zu verladen. „Mach’s gut, Kleiner!“ flüsterte Sabine und strich Max zum letzten Mal über die struppige Mähne.
Ehe sie abfuhren, gab Margarete Schulters Cornelia ihre Adresse und Telefonnummer. „Kommen Sie doch mal zu uns und besuchen Sie Ihren Schützling“, sagte sie freundlich. „Wir werden auch wiederkommen und nach Konrad sehen, sobald es ihm besser geht. Wir können ihn zwar nicht zu uns nehmen, aber vielleicht kommt er in ein Seniorenheim ganz in der Nähe.“
Sabine und Cornelia winkten dem Anhänger mit Max nach, bis sie nur noch die Schlußleuchten sehen konnten. „Die Frau ist ganz sympathisch“.
meinte Cornelia. „Bei ihnen wird Max es wohl gut haben. Und ich werde mich davon überzeugen!“ „Hoffentlich“, flüsterte Sabine. Sie war sicher, daß Max es nirgends so gut haben konnte wie auf dem Ponyhof Kleines Hufeisen.
In den nächsten Tagen dachte Sabine sehr oft an den kleinen Schecken, aber da gab es noch etwas, das ihre Aufmerksamkeit in Anspruch nahm: der große Tagesritt!
Es gab eine Menge Vorbereitungen zu treffen: Das gesamte Lederzeug mußte gründlich durchgesehen und geputzt werden. Ein brüchiger Steigbügelriemen oder Zügel konnten bei einem normalen Ritt schon gefährlich sein, besonders bei einem Tagesritt aber sollte die Ausrüstung einwandfrei sein. Auch die Pferde wurden etwas mehr geritten und die Hufe genau nachgesehen. Die Hufeisen mußten gut sitzen, sie sollten keinesfalls locker sein, kein Nagel durfte fehlen.
Zwei Tage vor dem großen Ritt machten alle Teilnehmer einen Proberitt. Jeder sollte nun schon das Pferd reiten, das er auch auf dem Tagesritt nehmen würde: Sabine ritt den Schecken Skjoni, Michaela durfte Glofaxi nehmen, Stefan kam auf Gustav, Katrin auf Melissa, und die Geschwister Franz und Marei nahmen die Haflinger. Cornelia ritt Wolkenmähne. Für die ner-vöse Stute würde der Ritt eine Art Bewährungsprobe werden. Sie war noch nie gemeinsam mit allen Pferden einen ganzen Tag lang unterwegs gewesen, in unbekanntem Gelände, mit unvorhergesehenen Ereignissen. Sie würde Straßen überqueren und über Brücken gehen müssen. Einige Pferde und der braune Sörli kamen nicht mit. Sörli hatte vor ein paar Tagen gelahmt und sollte noch nicht wieder geritten werden.
Gemeinsam radelten Katrin und Sabine zum Ponyhof. Der Proberitt sollte über vier Stunden gehen, bis in den späten Nachmittag hinein. Hoffentlich würde das Wetter gut bleiben, vor allem trocken. Das Laub der Obstbäume begann sich bereits zu färben. Es war ein sonniger Tag im Frühherbst, aber hinter den Bergen türmten sich dunkle Wolken auf. Ob die Wetterfront sich verziehen oder näherkommen würde?
Sabine sah die Pferde auf der Koppel stehen. Sie fraßen das letzte Gras, so als wüßten sie, daß es bald nur noch Heu geben würde. Die Zugvögel sammelten sich, um in den warmen Süden zu fliegen, die Maisfelder waren abgeerntet, es gab sogar schon die ersten Kartoffelfeuer.
„Wir haben ja unser Regenzeug dabei“, sagte Sabine zu Katrin, als sie fast auf dem Hof waren.
Katrin schnitt eine Grimasse. „Regenzeug“, rief sie. „So habe ich mir unseren Ausritt nicht vorgestellt! Das ist ungemütlich!“
Sabine antwortete nicht. Natürlich ritt auch sie lieber im Sonnenschein, aber sie fand es nicht so schlimm, einmal naß zu werden. Für sie gehörte Regen mit dazu, wenn man die Pferde versorgte, ausmistete und draußen in der Natur war, auch bei nicht so gutem Wetter. Katrin dagegen ritt lieber in der Halle, sie wurde nicht gern schmutzig oder naß, und Ausmisten war ihrer Meinung nach eine Arbeit für Stallhelfer. Katrin war eine ehrgeizige Reiterin. Sie wollte auf Turniere gehen und dort ihr Können unter Beweis stellen, während Sabine in ihrer Freizeit lieber mit einem Isländer durch den Wald töltete. Die Freundinnen hatten sich schon oft wegen dieser verschiedenen Interessen gestritten. Mittlerweile versuchten die Mädchen nicht mehr, sich von ihren entgegengesetzten Ansichten zu überzeugen; sie versuchten, sich auf das Gemeinsame zu konzentrieren. Beide liebten sie Pferde, jede auf ihre Weise.
„Da seid ihr ja!“ rief Stefan den Mädchen zu und winkte mit den Halftern. Gemeinsam
Weitere Kostenlose Bücher