Ponyhof Kleines Hufeisen - 04 - Der Ritt zum Pferdefest
es, mit den Pferden draußen zu sein, den frischen Geruch des Waldes zu atmen und die Sonne auf dem Gesicht zu spüren.
Sie kamen an einer kleinen Lichtung vorbei. Das gelbe Gras stand hier hoch, Brombeerbü-sche wuchsen neben einem kleinen Bach. Auf einmal flatterte eine Schar Wildenten mit knatterndem Flügelschlag aus der Lichtung am Ufer des kleinen Bachs auf.
Sabine sah, wie Melissa erschrocken den Kopf hochriß und mit einem Riesensatz zur Seite sprang.
Katrin reagierte schnell, sie ging weich in der Bewegung mit, saß gut ein und nahm die Zügel auf. Aber Melissa starrte noch immer mit bebenden Nüstern auf die Lichtung, über die die Wildenten geflogen waren, sie tänzelte unruhig hin und her.
„Reite langsam weiter“, riet Cornelia. „Nimm die Zügel nicht zu kurz und rede mit ihr! Ganz ruhig!“
Sabine beneidete Katrin nicht. Ihre Freundin brauchte noch eine ganze Zeit, bis sie die erschreckte Schimmelstute beruhigt hatte. „Nie im Leben würde ich dich gegen so ein nerviges Großpferd eintauschen“, flüsterte Sabine Skjoni zu und klopfte ihm den Hals. Natürlich wußte sie genau: Nicht alle Großpferde waren nervös, und ihre geliebte Wolkenmähne wäre wohl noch vor wenigen Monaten so erschrocken, daß sie im Rennpaß durchgegangen wäre. Die erdbraune Stute hatte sich wirklich verändert. Sie war zwar auch heftig zusammengezuckt, als die Wildenten aufgeflogen waren, aber schon nach wenigen Metern hatte sie sich wieder beruhigt. Aber wie würde sie auf die schmetternde Blasmusik reagieren? So etwas hatte die kleine lslandstute noch niemals gehört. Sabine beschloß, sich vorerst keine Sorgen darüber zu machen und lieber den schönen Ritt zu genießen. Sie hatte volles Vertrauen zu Cornelia. Die junge Frau war eine hervorragende Reiterin, die mit Wolkenmähne ganz sicher in jeder Situation umgehen konnte.
Als sie an eine Weggabelung im Wald kamen, hörten sie Lachen und Hufegetrappel, das sich näherte.
Cornelia hob die Hand und parierte Wolkenmähne durch, damit sie nicht mit den anderen Reitern an der Kreuzung zusammentrafen.
Da tauchte auch schon ein Mädchen auf einem hochbeinigen, schlanken Fuchs auf.
„Das ist Nadja!“ Katrin wandte sich im Sattel zu Sabine um. „Sicher sind die anderen Mädchen auch dabei!“
Katrin hatte recht. Herr Scholz, ihr früherer Reitlehrer, ritt, gefolgt von zwei weiteren Mädchen, auf dem Rappen Aladin heran. Er grüßte Cornelia und ihre Gruppe höflich und ritt weiter.
Nadja aber zügelte ihren Fuchs und sah zu Katrin hinüber. „Du willst doch nicht etwa auf diesem Brauereipferd zur Dressurprüfung erscheinen!“ rief sie spöttisch. „Da kannst du ja gleich eins von diesen Zottelponys reiten. Kauf dir besser ein paar Rollschuhe! Wer mit den Füßen am Boden schleift, wird disqualifiziert!“ Damit riß sie ihr Pferd herum und galoppierte ihrer Gruppe nach.
„So ein Miststück!“ Sabine war empört. „Was bildet die sich eigentlich ein! Und wie sie ihr Pferd im Maul reißt! Unmöglich!“
„Ich versteh das auch nicht“, sagte Katrin. „Warum ist sie nur immer so gemein? Melissa ist doch nun wirklich kein Brauereipferd!“
Cornelia hatte den Kindern erklärt, daß Melissa eine Oldenburgerstute war. Früher waren Oldenburger ein schwerer Pferdeschlag gewesen, aber heute züchtete man Sportpferde. Melissas Vater war ein Angloaraberhengst, von ihm halte sie auch die für Oldenburger unübliche Schimmelfarbe geerbt. Sicher, sie war schwerer als Nadjas Fuchs, aber was machte das schon? „Das darfst du nicht auf dir sitzen lassen, Katrin!“ sagte Sabine heftig.
„Nun will ich erst recht bei der Dressurprüfung mitmachen!“ Katrins Augen funkelten. „Sie soll wissen, daß wir auf dem Ponyhof nicht nur durchs Gelände bummeln, wie sie meint, sondern auch reiten lernen. Und zwar besser als sie!“
„Jetzt verstehe ich langsam!“ Sabine sah der Reitergruppe nach, die schon über den nächsten Hügel verschwand. „Nadja redet schlecht über den Ponyhof, und du willst ihr zeigen, was Melissa kann!“
„Genau!“ Katrin preßte die Lippen zusammen. „Sie darf nicht einfach so über uns herziehen!“
In Gedanken versunken ritt Sabine weiter. Nun verstand sie besser, warum Katrin unbedingt an dem Herbstturnier teilnehmen wollte. Deshalb mochte Sabine zwar trotzdem Turniere nicht mehr als zuvor, aber dieser eingebildeten Nadja einen Denkzettel zu geben, das war einfach nötig.
Von einer Hügelkuppe aus sahen sie Greimharting vor sich
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