Ponyhof Kleines Hufeisen - 04 - Der Ritt zum Pferdefest
liegen. Aus allen Himmelsrichtungen strömten Reiter und Gespanne herbei. Ein Kastenwagen mit vier herrlich geschmückten Haflingern näherte sich auf der Landstraße. Das Geschirr der Pferde war sorgfältig geputzt, die langen Mähnen und Schweife schimmerten schneeweiß, die Hufe waren frisch gefettet, und auf den Kruppen hatten ihre Besitzer ein schmückendes Karomuster in das goldrote Fell gebürstet.
Der Kutscher war ein junger Bauer in festlicher Tracht, mit Haferlschuhen, Lederhosen, einem Walkjanker mit Silberknöpfen und dem
Hut mit einem großen Gamsbart. Auf seinem Wagen saßen zehn Frauen, die alle alte Chiem-gauer Trachten trugen: prächtige Dirndl mit altem Schmuck, das Haar hochgesteckt unter schwarzen Hüten mit weißem Besatz und roten Nelken. Vorn auf dem Wagen thronte eine Holzfigur des heiligen Leonhard. Alle, die zum Pferdefest kamen, baten heute um Schutz für Haus und Hof und vor allem für ihre Tiere.
Skjoni sah sich interessiert um, die fremden Pferde schienen ihn nicht zu beunruhigen. „Bist ein Guter“, lobte Sabine.
Ein großer Brauner tänzelte an ihnen vorbei; der Junge, der ihn ritt, hatte alle Mühe, sein temperamentvolles Pferd zu halten. Immer wieder wieherte der Wallach und drängte schnaubend auf die anderen Pferde zu.
Nun ritten sie an den Häusern und Höfen vorbei ins Dorf und auf die Kirche zu. Schon jetzt waren viele Zuschauer da, die sich am Straßenrand drängten. „Wo ist Stefan mit den Ponys?“ Katrin sah sich suchend um.
Einige Reiter mit ihren Pferden zogen an ihnen vorüber, die Reiter trugen rote Reitjacken, helle Handschuhe und schwarze Stiefel.
Katrin stellte sich in die Bügel, um besser sehen zu können. „Wolkenmähne wird unruhig“, berichtete sie. „Sie ist die vielen fremden Pferde nicht gewöhnt!“
Sabine konnte nicht so weit nach vorn sehen. Hoffentlich ging alles gut! Sie hatte Angst, daß Wolkenmähne sich aufregte. Auf dem Asphalt konnte ein Pferd leicht ausrutschen! Vielleicht war es doch keine gute Idee gewesen, die sensible Stute auf den Leonhardi-Ritt mitzunehmen.
„Da! Ich sehe Stefan mit Max!“ rief Katrin auf einmal. „Und Herr Huber ist auch schon da!“ Sie ritten langsam weiter, und nun sah Sabine die kleine rote Kutsche auch. Stefan half dem alten Mann gerade auf den Kutschbock.
Max war die Ruhe selbst, auch die kleine Fee, die neben ihm stand, wirkte ganz gelassen. Auf einer abgemähten Wiese versammelten sich nun alle Teilnehmer am Leonhardi-Ritt. Sabine sah eine Gruppe Westernreiter auf Arabern und einem gefleckten Appaloosa-Hengst. Die Pferde waren auf Westernstangen und Hackamores gezäumt; ihre Reiter trugen Cowboyhüte, Lc-derchaps mit Fransen, einige von ihnen ritten einhändig mit durchhängenden Zügeln.
Ein Vierspänner mit großen Kaltblütern kam angefahren, auf dem Wagen saß die dörfliche Musikkapelle. Neben den schweren Kaltblütern wirkte der Schecke Max vor seiner roten Kutsche besonders klein.
„Schau dir mal diese Kutsche an!“ rief Katrin plötzlich und zeigte auf ein kleines Gefährt, das von zwei Shetlandponys gezogen wurde. Die
Schimmelchen trugen rote Blumen in Mähnen und Schweife eingeflochten, auf dem Wagen saßen Kinder, die das Modell eines großen Hofes in ihrer Mitte hatten. Ein alter Mann führte die Ponys am Zügel.
Auf manchen Kutschen wurden Szenen aus dem Leben des heiligen Leonhard nachgestellt, auf anderen fuhren Trachtengruppen mit. Alle Wagen waren mit Bändern und Tannengrün festlich geschmückt. Die Teilnehmer des Leon-hardi-Rittes hatten sich große Mühe gegeben, ihre Pferde und Wagen in allerbestem Zustand vorzuführen.
Mehrere Jungpferde gingen auch mit, sie wurden von ihren Besitzern an der Hand geführt. Ein junger Haflinger gefiel Sabine besonders. Seine lange Mähne leuchtete hell in der Sonne, er trug ein kunstvoll beschlagenes Halfter und blickte mit funkelnden Augen um sich.
Ein Mann ging durch die Reihen der Reiter und Wagen und stellte den Festzug zusammen. Als endlich alle ihren Platz eingenommen hatten, setzten sich die ersten Reiter und Gespanne in Bewegung, und die Blasmusik begann schmetternd zu spielen.
Sabine sah, wie Wolkenmähne erschreckt den Kopf hochwarf. Mit rollenden Augen sah die Stute sich um und begann vor Aufregung rückwärts zu gehen. Ehe Cornelia es verhindern konnte, rempelte sie das Pferd hinter sich an, erschrak noch mehr und sprang mit einem gewaltigen Satz nach vorn. Dabei rutschte sie auf dem glatten Asphalt und wäre um ein Haar
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